Finanzen

Schaeffler kauft Lenk-Technologie für autonome Fahrzeuge

Der Automobilzulieferer Schaeffler kauft durch die Übernahme eines Spezialisten das einzige weltweit lizensierte System für autonomes Fahren.
06.08.2018 12:24
Lesezeit: 1 min

Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler will sich mit einem Zukauf auf dem Wachstumsfeld autonomes Fahren nach vorn katapultieren. Die Franken übernehmen von einem schwäbischen Spezialanbieter für Behindertenfahrzeuge dessen Technologie für die rein elektronische Lenkung von Fahrzeugen ("drive-by-wire").

Wie Schaeffler und Paravan am Montag mitteilten, handelt es sich um das einzige System, das weltweit über Straßenzulassungen verfügt. Schaeffler erhofft sich vom Einsatz in großem Stil Schub beim autonomen Fahren, denn die Sicherheitsanforderungen an selbstfahrende Autos sind hoch. "Unser Fokus ist erst mal das Pkw-Geschäft, aber diese Technologie lässt sich auch woanders einsetzen", sagte Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld am Montag zu Reuters. Details wollte er nicht nennen.

Das Familienunternehmen Paravan aus Pfronstetten-Aichelau in Baden-Württemberg mit rund 180 Mitarbeitern ist den Angaben zufolge Weltmarktführer für behindertengerechte Fahrzeuge. Gründer Roland Arnold entwickelte eine Technologie namens Space Drive, mit der Menschen, die wegen einer körperlichen Einschränkung das Lenkrad nicht bedienen können, ihr Fahrzeug rein elektronisch via Joystick steuern.

Rund 7000 entsprechend von Paravan umgerüstete Wagen sind nach Firmenangaben weltweit mit behördlicher Zulassung im Einsatz. Autonom fahrende Testflotten vieler Autobauer bestehen meist nur aus wenigen Dutzend Fahrzeugen, die über begrenzte Ausnahmegenehmigungen verfügen. Per Computer gesteuerte Pkw und Nutzfahrzeuge gelten als Milliardenmarkt. Autobauer und Zulieferer unternehmen große Anstrengungen, um im Rennen um die Mobilität der Zukunft führend zu sein.

Wie Schaeffler und Paravan weiter mitteilten, gründen sie ein Gemeinschaftsunternehmen, an dem Schaeffler 90 Prozent besitzt. Paravan-Gründer Arnold, der die restlichen zehn Prozent hält, werde einer von mehreren Geschäftsführern. Wieviel Geld für den Kauf der Technologie fließt, wollten die beiden Firmen nicht verraten. "Die Transaktion passt perfekt in unsere Strategie", sagte Schaeffler-Chef Rosenfeld zu Reuters. Der Familienkonzern mit gut 90.000 Mitarbeitern hatte angekündigt, sich über kleinere Zukäufe zwischen 100 und 500 Millionen Euro technologisch verstärken zu wollen. So will Schaeffler den Wandel hin zum Zulieferer für neue Mobilitätsformen beschleunigen. Der Fokus auf Lenktechnologie bietet dem Zulieferer dabei den Vorteil, dass die Antriebsart - Verbrenner, Elektro oder Hybrid - unerheblich ist.

Ziel des neuen Gemeinschaftsunternehmens, das noch von den Behörden genehmigt werden muss, ist den Angaben zufolge die Weiterentwicklung der drive-by-wire-Technologie sowie Entwicklung und Vertrieb von Mobilitätssystemen. Paravan zählt Volkswagen und Mercedes zu seinen Partnern. Der Schraubenhändler Würth, der 2011 bei dem vielfach preisgekrönten Mittelständler eingestiegen war und 2015 auf 51 Prozent aufgestockt hatte, hält laut Paravan seit vergangenem Monat keine Anteile mehr.

Weitere Meldungen aus dem Tech-Report der DWN finden Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Deutschlands herrenlose Konten: Bundesregierung will auf Gelder von Privatkonten zugreifen
18.06.2025

Auf deutschen Bankkonten schlummern Milliarden Euro, die anscheinend niemandem gehören. Union und SPD möchten jetzt an die Ersparnisse...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Barrierefreiheit ab Juni Pflicht – viele Online-Shops riskieren hohe Strafen
18.06.2025

In wenigen Tagen wird digitale Barrierefreiheit in Online-Shops gesetzlich vorgeschrieben – doch viele Anbieter hinken hinterher. Eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gasimporte aus Russland: EU-Kommission plant komplettes Aus – welche Folgen das hat
18.06.2025

Russisches Gas fließt trotz Sanktionen weiterhin nach Europa – doch die EU-Kommission will das ändern. Ab 2028 sollen Gasimporte aus...

DWN
Politik
Politik Trump will "echtes Ende": Diplomatie oder einen Kriegseintritt der USA?
17.06.2025

Trumps vorzeitiges Verlassen des G7 Gipfels in Kanada hat viele Fragen offen gelassen. Reporter die Trump auf seiner Rückreise begleitet...

DWN
Politik
Politik Kriegswaffe Hunger? Israel greift erneut Menge bei Gaza-Hilfszentrum an
17.06.2025

Das israelische Militär hat erneut wartende Menschen in der Nähe eines Verteilzentrums für humanitäre Hilfsgüter im Gazastreifen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Slowenien verliert Glanz: Deutsche Firmen zweifeln am Standort
17.06.2025

Deutschlands Wirtschaft verliert das Vertrauen in Slowenien: Hohe Kosten, politische Unsicherheit und Reformstau treiben Firmen in Richtung...

DWN
Technologie
Technologie Starlink gegen den Rest der Welt: Wem gehört der Orbit?
17.06.2025

Während Elon Musk mit Starlink das All kolonisiert, stolpern Amazon, China und Europa hinterher. Geht es im neuen Weltraumrennen wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis bricht aus: Folgt nun eine Rallye bis 50 US-Dollar?
17.06.2025

Anfang Juni hat der Silberpreis die magische Marke von 35 US-Dollar pro Unze geknackt und hält sich seitdem beständig darüber. Damit ist...