Deutschland

Target2-Forderungen der Bundesbank sinken

Die Forderungen der Bundesbank im Euro-Zahlungssystem sind gesunken.
07.08.2018 23:45
Lesezeit: 1 min

Die Forderungen der Bundesbank im Zahlungssystem der Euro-Notenbanken haben sich deutlich von der Billionenschwelle entfernt. Nach neuen Daten der Bundesbank sanken im Juli die sogenannten Target-2-Forderungen der deutschen Notenbank um rund 63 Milliarden auf 913,3 Milliarden Euro. Zuletzt hatten sie sich der Marke von einer Billion Euro angenähert, was vor allem in Deutschland Sorgen auslöste.

In der Euro-Zone wird der gesamte grenzüberschreitende Zahlungsverkehr über das Verrechnungssystem Target 2 abgewickelt. Deutschland ist dabei der größte Gläubiger, Italien weist die höchsten Verbindlichkeiten auf. Die Target-2-Schulden Italiens sind im vergangenen Monat um fast zehn Milliarden auf 471,1 Milliarden Euro zurückgegangen.

Aus Sicht der EZB und der Bundesbank ist der Anstieg der Target-Ungleichgewichte in den vergangenen Jahren vor allem eine Folge des billionenschweren EZB-Anleihenkaufprogramms, das seit März 2015 läuft und mit dem die Renditen von Staatsanleihen einiger Euro-Staaten künstlich gedrückt werden sollen.

Stichhaltige Erklärungen für den Rückgang gibt es nicht. „Dabei spielt bei der Bundesbank auch ein Sicherer-Hafen-Effekt eine Rolle“, mutmaßt ein Analyst der Commerzbank laut Reuters. Monatliche Schwankungen in den Zahlen wie jetzt bei den gesunkenen Forderungen könnten immer wieder eintreten. „Eine Möglichkeit wäre zudem, dass der Rückgang auch mit einer gewissen Beruhigung mit Bezug auf Italien zusammenhängen könnte.“

Die Bildung der neuen Regierung in Rom aus Lega und 5-Sterne-Bewegung hatte an den Finanzmärkten zunächst nervöse Reaktionen ausgelöst. Inzwischen haben die Spekulationen auf ein Ausscheiden des Landes aus dem Euro jedoch wieder abgenommen.

Für Chefvolkswirt Uwe Burkert von der Landesbank LBBW könnte der Rückgang der Target-Salden auch damit zusammenhängen, dass diesmal beispielsweise mehr italienische Anleihen über französische Institute erworben wurden. „Und nicht von Bankhäusern, die ein Konto bei der Bundesbank haben.“ Im Schnitt gilt laut Berechnungen von Notenbankern, dass je 100 Millionen Euro an Anleihekäufen die Target-Salden um 30 Millionen zunehmen, wovon 20 Millionen auf die Bundesbank entfallen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...