Politik

Syrische Armee geht bei Idlib mit Artillerie gegen Söldner vor

Die syrische Armee versucht, den Norden von Hama einzunehmen. Von da aus sollen die Söldner in Idlib aus südlicher Richtung attackiert werden.
21.08.2018 02:13
Lesezeit: 3 min

Am Wochenende verstärkte die syrische Armee (SAA) ihre Militäroperation gegen die Söldner-Truppe Al-Nusra-Front in der nördlichen Landschaft von Hama, berichtet die staatliche syrische Nachrichtenagentur SANA. Es wurden Angriffe gegen die Al-Izza-Brigaden, die mit der Al-Nusra-Front zusammenhängen, verübt, während diese Sabotageaktionen in den Außenbezirken der Städte Morek, Abu Ubaida und Maakabeh durchführten. In der Nähe der Stadt Tel al-Sakhr wurden Artillerie-Angriffe gegen die Al-Nusra-Front ausgeführt. Anvisiert wurden auch Verbindungen zwischen Höhlensystemen, die die Söldner für den Transport von Waffen und Verbänden nutzen. Bei den Aktionen der SAA kamen zahlreiche Söldner ums Leben.

Die Rückeroberung des Nordens von Hama ist ausschlaggebend für die Idlib-Offensive, da das Gebiet an die südliche Grenze von Idlib grenzt. Nach Informationen syrischer Militärkreise wurden in den Norden von Hama mittlerweile Mitglieder der Elitetruppe „Ghiath Forces" der 42. Brigade verlegt. Sie wird angeführt von Oberst Ghiath Dallah. Die Elitetruppe gewann während des Syrien-Konflikts bei den Rückeroberungen von Al-Zabadani, Darayya und Khan Al-Sheih in der West-Ghouta-Region von Damaskus an Bedeutung. Durch den Einsatz im Norden von Hama kommen werden sie erstmals nördlich des Damaszener Gouvernements eine Operation durchführen.

Unklar ist noch, ob China mit regulären Truppen Syrien und Russland bei der Offensive auf Idlib unterstützen wird. Zumindest befinden sich seit geraumer Zeit chinesische Militärberater in der Region. Chinas Botschafter in Syrien, Xie Xiaoyan, sagte nach Angaben des englischsprachigen Diensts von Reuters im vergangenen Jahr, dass sich in Idlib maximal 5000 uigurische Söldner aus China befinden würden. Allerdings gebe es keine „akkurate" Angabe zur Anzahl der Uiguren in Idlib. China beschäftigt sich seit langem mit militanten Uiguren der Islamischen Partei Turkestan (TIP), die in Idlib operieren. Angesichts der umfangreichen Kampferfahrung der TIP-Söldner in Syrien und ihrer beträchtlichen militärischen Fähigkeiten hat Peking ein Interesse daran, die TIP-Söldner in Syrien rechtzeitig zu eliminieren, bevor einige von ihnen nach Zentralasien oder gar nach China zurückkehren. Vor allem aus diesem Grund ist es für China sinnvoll, eine aktivere Beteiligung an einem Kampf zur Rückeroberung von Idlib in Erwägung zu ziehen.

Am Montag sagte der Botschafter nach Angaben der TASS: „China hat niemals Truppen nach Syrien geschickt, es gibt keine chinesische Militärpräsenz im Land". Allerdings müsse der Kampf gegen den Terrorismus in Syrien „zum Abschluss gebracht werden."

Der US-Informationsdienst Stratfor führt aus: „Aber selbst wenn China an der Kampagne zur Rückeroberung von Idlib teilnimmt, wird das Engagement des Landes ziemlich gering ausfallen. Chinas Fokus in Idlib wäre es, wichtige TIP-Führer und Kämpfer getötet zu sehen. Zu diesem Zweck würde der wahrscheinlichste chinesische Einsatz in erster Linie Militärberater, Geheimdienstpersonal und vielleicht einige Spezialeinsatzkräfte für spezifische Direkteinsätze umfassen.

Die türkische Zeitung Milliyet berichtet unter dem Titel „Vorsicht vor einer CIA-Provokation in Idlib", dass sich in Idlib 15 bis 16 Terrorgruppen befinden würden. Ein Großteil dieser Gruppen gehöre Hayat Tahrir al-Scham (HTS) an. Es gebe etwa 50.000 bis 60.000 Terroristen in der Region. Eine Militäroperation auf Idlib würde zwei Risiken umfassen. Zum einen könnte eine derartige Offensive eine neue Flüchtlingswelle auslösen, von der die Türkei, aber insbesondere auch Deutschland betroffen wäre. Zum anderen könnten die Terroristen versuchen, den Konflikt auf andere Regionen auszudehnen. Ein anonymer Sprecher aus den türkischen nachrichtendienstlichen Kreisen sagte dem Blatt: „Die USA könnten einen weitgehenden Konflikt provozieren, um die Türkei in die Enge zu treiben. Es ist durchaus möglich, dass die USA den Beschuss der Region Latakia durch die Terroristen fördern. Es könnten Selbstmordattentäter entsendet werden. Ein Teil der Terroristen in der Region befindet sich ohnehin unter der Kontrolle des US-Geheimdiensts."

Der türkische Admiral [a.D.Soner] Polat schreibt in einem aktuellen Artikel der Zeitung Aydınlık: „In Idlib befinden sich diverse terroristische und oppositionelle Elemente. Es gibt keine Einheit. Jede Gruppe verfolgt ihre eigenen Ziele. Es hat in der Vergangenheit auch Konflikte untereinander gegeben. HTS hat es nicht geschafft, die anderen Gruppen unter einem Dach zu sammeln. Dutzende Gruppen haben sich unter drei Dachverbänden gesammelt: Al-Nusra-Front, also Hayat Tahrir al-Scham (HTS), National Liberation Front (NLF) und Syrian Liberation Front (SLF). Die Al-Nusra-Front ist laut der UN-Resolution 2254 eine Terrorgruppe. Es wird geschätzt, dass sich in Idlib über 100.000 Bewaffnete befinden. Obwohl die drei Dachverbände nicht zu hundert Prozent miteinander zusammenhängen, stehen sie mehr oder weniger unter dem Einfluss von Akteuren, die im Syrien-Konflikt mitwirken. Die Türkei möchte, dass das Problem politisch gelöst wird, ohne dass die syrische Regierung eingreifen muss. Die transatlantischen Kräfte hingegen wollen den Idlib-Konflikt ausnutzen, um einen Keil zwischen die eurasischen Kräfte zu treiben und ihren Einfluss in Syrien erneut geltend zu machen. Die Türkei, Russland, Syrien und der Iran müssen in Idlib gemeinsam vorgehen. Idlib wird ein Test für die eurasischen Kräfte werden. Die Türkei, Russland und Syrien verfügen nicht mehr über den Luxus, Fehler zu begehen."

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