Die japanischen Autobauer sind in den vergangenen Monaten in Sachen Profitabilität an den deutschen Herstellern vorbeigezogen. Laut einer am Dienstag veröffentlichten Analyse der Unternehmensberatung EY schrumpfte der Gewinn von Volkswagen, Daimler und BMW im zweiten Quartal um mehr als acht Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die japanischen Hersteller wie Toyota und Suzuki fuhren hingegen ein Gewinnwachstum von elf Prozent ein.
Damit verlor BMW seine Position als profitabelster Autobauer an Suzuki. Volkswagen konnte seine Position als umsatzstärkster Autobauer der Welt knapp gegen Toyota verteidigen, machte aber deutlich weniger Gewinn als die Japaner, wie die EY-Analyse ergab. Den Deutschen erging es aber immer noch besser als den Konzernen General Motors, Ford und Fiat Chrysler in den USA: Deren Gewinne brachen zwischen April und Juni um ein Drittel ein.
Die Bilanzen der deutschen Hersteller wurden laut EY-Auswertung vor allem von schlechten Wechselkursen und Rechtsstreitigkeiten nach unten gedrückt. So musste Volkswagen im Juni etwa eine Milliarde Euro Bußgeld wegen des Dieselskandals an die Staatsanwaltschaft Braunschweig bezahlen. Und bei Daimler reduzierte die Beilegung des Streits mit dem Bund über den Mautbetreiber Toll Collect den Gewinn um 400 Millionen Euro.
Auch die Abhängigkeit vom chinesischen Markt macht deutschen Autokonzernen zu schaffen. So sorgten die erhöhten Einfuhrtarife für in den USA produzierte Fahrzeuge für den chinesischen Markt für Absatzrückgänge. Auf der anderen Seite führen sinkende Importzölle für Autos aus dem Rest der Welt dazu, dass chinesische Kunden ihre Kaufentscheidung vertagten oder Preisnachlässe forderten. Gewinner waren die japanischen Autobauer Suzuki und Toyota, die in Sachen Produktion und Absatzmärkte breiter aufgestellt sind als die deutschen.
In der zweiten Jahreshälfte müssen sich die deutschen Autobauer laut EY auf weitere Gewinneinbußen gefasst machen. "Die weltweite Konjunkturentwicklung ist zwar noch immer gut, aber wenn der amerikanisch-chinesische Handelskrieg weiter eskaliert, könnte das auf die Konjunkturentwicklung und den Pkw-Absatz in beiden Ländern durchschlagen", erklärte der Automobilwirtschaftsexperte Peter Fuß von EY.
Bei einigen Unternehmen werde es aufgrund der Umstellung auf den neuen Abgastest WLTP zudem zu Engpässen bei der Verfügbarkeit von Fahrzeugen kommen: "Nach einem Absatzwachstum im ersten Halbjahr bestehen für das zweite Halbjahr erhebliche Risiken, die allerdings eher von der mangelnden Verfügbarkeit der Fahrzeuge als von einer sinkenden Nachfrage der Kunden ausgehen." Zu den Unternehmen, denen die WLTP-Umstellung Probleme bereitet, gehören hauptsächlich die Marken des Volkswagen-Konzerns.
Die Gewinne sinken aber auch, weil die Autobauer in ihre Zukunft investieren. "Wir werden in den kommenden Jahren weiter steigende Investitionen in die Digitalstrategie, in Elektromobilität und autonomes Fahren sehen", erklärte Fuß. Allein im ersten Halbjahr haben die drei deutschen Konzerne zusammen 14 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung ausgegeben - deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum.
So stemmten die deutschen Autokonzerne in den ersten sechs Monaten des Jahres zehn Zukäufe und Unternehmensbeteiligungen - so viele wie im gesamten Vorjahr. Darunter waren Startups, die sich mit künstlicher Intelligenz beschäftigen, Produzenten von Feststoffbatterien wie auch Anbieter von Park-Apps und anderen Mobilitätsdiensten.