Der japanische Elektronikkonzern Panasonic verlagert noch vor dem EU-Austritt Großbritanniens seine Europazentrale von London nach Amsterdam. Das Unternehmen werde seinen Europasitz künftig in den Niederlanden haben, sagte eine Unternehmenssprecherin am Donnerstag AFP und bestätigte damit einen Bericht der Zeitung "Nikkei". Demnach soll der Umzug im Oktober stattfinden. Grund dafür sind Steuerfragen sowie Bedenken hinsichtlich des Personen- und Warenaustauschs nach dem Brexit.
Japan könnte Großbritannien nach dem für 2019 geplanten EU-Austritt als Steuerparadies einstufen, wenn die Regierung die Körperschaftsteuer drastisch senken sollte, um Unternehmen im Land zu halten, sagte die Panasonic-Sprecherin. Das wiederum könnte zur Folge haben, dass der Konzern von den japanischen Steuerbehörden zur Kasse gebeten wird.
Panasonic-Europachef Laurent Abadie sagte der Zeitung, das Unternehmen erwäge bereits seit 15 Monaten einen Umzug. Dabei hätten auch drohende Hürden beim freien Waren- und Personenverkehr eine Rolle gespielt. Von den gut 20 Beschäftigten in der Panasonic-Zentrale in London soll etwa die Hälfte umziehen, wie "Nikkei" berichtete. Personal, das mit Investoren zusammenarbeite, werde vor Ort bleiben.
Die Briten hatten sich im Sommer 2016 per Referendum mit knapper Mehrheit für einen Austritt ihres Landes aus der Europäischen Union ausgesprochen. Der Brexit ist für März 2019 geplant, derzeit werden die Rahmenbedingungen dafür sowie die künftigen Beziehungen verhandelt. Bei Unternehmen sorgt der anstehende Brexit wegen vieler noch ungeklärter Punkte für Unsicherheit.
Auch mehrere japanische Großbanken und Maklerfirmen erklärten bereits, sie würden ihre Zentralen aus London verlagern oder planten dies. In Großbritannien sind 879 japanische Firmen präsent, die dort 142.000 Menschen beschäftigen. Darunter sind seit langem die Autobauer Honda, Nissan und Toyota.
In der jüngsten Vergangenheit hatte eine ganze Reihe großer Unternehmen vor Unwägbarkeiten durch den Brexit gewarnt. Der europäische Flugzeugbauer Airbus forderte einen klaren Deal und drohte andernfalls mit seinem Rückzug aus Großbritannien. Auch Siemens und BMW warnten eindringlich vor den Brexit-Folgen.
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