Politik

Türkei: Erdogan versetzt Staatsanwälte im Fall des US-Pastors Brunson

Die Staatsanwälte, die das Spionageverfahren gegen den US-Pastor Andrew Brunson führten, wurden überraschend versetzt.
11.09.2018 01:43
Lesezeit: 1 min

Im Zusammenhang mit dem Spionage-Verfahren gegen den US-Pastor Andrew Brunson wurde der Staatsanwalt Berkant Karakaya, der die Anklage gegen Brunson erhoben hatte, versetzt, berichtet die Zeitung Posta. Zuvor hatte der ehemalige stellvertretende Staatssekretär des türkischen Justizministeriums, Ömer Faruk Aydıner, den Posten des Oberstaatsanwalts von Izmir übernommen. Nach seiner Amtsübernahme ging Aydıner dazu über, sechs Staatsanwälte des Büros für Terrorismus und organisiertes Verbrechen zu versetzen. Unter ihnen befand sich auch Karakaya. Die Staatsanwälte hatten die Untersuchungen zu Brunson geführt.

Das investigative Rechercheportal OdaTV führt aus, dass sich unter den versetzten Staatsanwälten auch Okan Bato befinden soll. Er hatte das Büro für Terrorismus und organisiertes Verbrechen in Izmir geleitet. Er wird künftig das Büro für häusliche Gewalt leiten. Bato gehörte auch zu den führenden Staatsanwälten, die gegen Mitglieder der Gülen-Bewegung innerhalb der türkischen Streitkräfte (TSK) vorgingen.

Nach dem Türkei-Putsch vom 15. Juli 2016 wurde Brunson im Oktober 2016 von den türkischen Sicherheitsbehörden unter dem Vorwurf der Spionage und des Umsturzversuchs gegen die türkische Regierung festgenommen. Nach Angaben der Zeitung Sözcü hat Brunson fünf Tage nach dem Putsch in einer E-Mail an einen Bekannten geschrieben: “Die türkische Bevölkerung hat diesmal nicht wie gewohnt Partei für das türkische Militär ergriffen. Es läuft alles schlecht, aber am Ende werden wir die Gewinner sein”. Diese Aussage von Brunson ist Teil der Anklage.

Bemerkenswert ist ein weiterer Vorwurf der Staatsanwaltschaft, die vom versetzten Karakaya geleitet wurde: "Brunson hat in Zusammenarbeit mit der Verdächtigen A.B.A. und ihrem Ehemann alle Tankstellen entlang der Mittelmeerküste ausgekundschaftet. Dazu gehörte auch die Erkundung der ethnischen Hintergründe der Tankstellen-Mitarbeiter und ihre Arbeitszeiten. Damit sollte überprüft werden, wie diese Tankstellen im Falle von inneren Unruhen und einer folglichen Invasion der Türkei als logistische Zentren und Benzindepots genutzt werden können. Bei den betroffenen Tankstellen geht es um strategisch wichtige Einrichtungen."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...