China könnte einer Zeitung zufolge im Falle neuer US-Zölle den geplanten Verhandlungen über den Handelsstreit fernbleiben. Man werde nicht "mit einer Waffe am Kopf" Gespräche führen, zitierte das "Wall Street Journal" am Sonntag chinesische Regierungskreise. Weiter hieß es, Berater der Regierung in Peking hätten vorgeschlagen, durch Exporteinschränkungen für Bauteile und andere Güter Druck auf die Lieferketten von US-Unternehmen auszuüben.
US-Präsident Donald Trump wird nach Angaben eines ranghohen Regierungsmitarbeiters wahrscheinlich am Montag neue Zölle auf chinesische Produkte verkünden. Zunächst nicht bestätigt wurde ein Bericht des "Wall Street Journal", nach dem die Höhe der Zölle rund zehn Prozent betragen solle. Betroffen sind dem Bericht zufolge zahlreiche Waren von Elektronikartikeln bis hin zu chinesischen Fischprodukten und Möbeln in einem Gesamtwert von rund 200 Milliarden Dollar. Ursprünglich hatte die Regierung in Washington Zölle in Höhe von 25 Prozent angekündigt. Am Freitag sagte US-Regierungssprecherin Lindsay Walters, Trump "hat deutlich gemacht, dass er und seine Regierung weiterhin gegen Chinas unfaire Handelspraktiken vorgehen werden". Die USA appellieren an China, auf die von ihnen geäußerten Sorgen einzugehen.
Der US-Präsident hat wiederholt von der Regierung in Peking einen deutlichen Abbau des Handelsüberschusses von 375 Milliarden Dollar verlangt. Seit Anfang Juli haben sich die USA und China mit Straf- und Vergeltungszöllen auf Waren im Volumen von insgesamt 100 Milliarden Dollar überzogen. Trump hatte weitere Schritte angekündigt, China schon mit Gegenmaßnahmen gedroht.
Trump wirft China unter anderem unfaire Handelspraktiken und den Diebstahl geistigen Eigentums vor. China weist das zurück. Der Streit belastet die Finanzmärkte, weil es die Sorge vor einem ausgewachsenen Handelskrieg gibt. Zuletzt gab es zumindest ein Signal der Annäherung: Die Regierung in Washington sprach eine Einladung zu neuen Verhandlungen aus. Zeit und Ort blieben allerdings unklar.
Beide Seiten zeigten sich zuletzt immer wieder unnachgiebig. Trump twitterte am vergangenen Donnerstag, die USA stünden unter keinem Druck, einen Deal mit China zu machen. "Sie stehen unter Druck, einen Deal mit uns zu machen." Am Freitag schrieb die Staatszeitung "China Daily", die Regierung in Peking werde sich nicht unterwerfen. Die Volksrepublik meine es zwar ernst damit, den Streit beilegen zu wollen. Sie werde sich aber nicht verbiegen.
Die Folgen des Handelsstreits für die Weltwirtschaft dürften gravierend sein. So hat sich der Lichtkonzern Osram angesichts der globalen Handelskonflikte skeptisch über die wirtschaftliche Entwicklung in den nächsten Monaten gezeigt. Wenn wichtige Kunden wie Daimler Probleme bekämen, ihre Fahrzeuge von den USA nach China zu verkaufen und umgekehrt, "dann bin ich doch immer mit von der Partie", sagte Vorstandschef Olaf Berlien der SZ. "Am Ende könnte die ganze Weltkonjunktur in Gefahr sein", sagte Berlien. "Es gibt zurzeit eine eingeschränkte Sicht auf die Entwicklung bis Weihnachten. Keiner kann sagen, wie sich die Weltwirtschaft weiter entwickelt."