Politik

Frankreich drängt auf Vollendung der Banken-Union

Die europäischen Notenbankchefs wollen die Banken-Union bald sehen - einschließlich der gemeinsamen Einlagensicherung.
18.09.2018 14:19
Lesezeit: 2 min

Der französische Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau fordert eine zügige Vollendung der europäischen Banken-Union. Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten sich Ende Juni darauf verständigt, dass der Euro-Rettungsfonds ESM künftig als Letztabsicherung (common backstop) für den SRF dienen soll. Diese Absicherung soll dann greifen, wenn bei großen Bankenkrisen die Mittel des SRF erschöpft sind. Gleichzeitig soll der in Luxemburg ansässige ESM eine größere Rolle bei der Ausarbeitung und Überwachung von Hilfsprogrammen erhalten. Die Finanzminister der Euro-Länder sollen die Eckpfeiler für die Weiterentwicklung definieren. "Es ist jetzt dringlich, bis Ende des Jahres zu liefern", mahnte Villeroy am Dienstag auf einer Fachkonferenz in Paris. Den SRF voll funktionstüchtig zu machen, habe Priorität. Bei der umstrittenen Europäischen Sicherung von Bankeinlagen sei hingegen ein "pragmatischer Kompromiss" nötig.

Die Einlagensicherung (Edis) ist der dritte Tragpfeiler der Bankenunion und in Deutschland umstritten. Gegner fürchten, dass heimische Institute in Haftung genommen werden, wenn Geldhäuser andernorts in Schieflage geraten. Die oberste EZB-Bankenaufseherin, Daniele Nouy, will die dritte Säule dennoch bald stehen sehen: "Europa braucht Edis." Kritiker fordern jedoch, vor einer größeren Risikoteilung Altrisiken abzubauen. Bundesbank und Bundesregierung vertreten eine ähnliche Position. Ende des ersten Quartals 2018 schleppten Geldhäuser in der Euro-Zone noch faule Kredite (NPLs) im Volumen von 688 Milliarden Euro mit sich herum.

EZB-Chef Mario Draghi rechnet mit raschen Fortschritten beim Aufbau einer Europäischen Bankenunion. Er sei zuversichtlich, dass bald "bedeutende Schritte" in diese Richtung unternommen würden, sagte Draghi auf derselben Konferenz. Die europäische Bankenunion soll auf drei Säulen ruhen: Einem gemeinsamen Mechanismus für die Aufsicht und Abwicklung von Geldhäusern in der EU sowie einer besonders in Deutschland umstrittenen gemeinsamen Einlagensicherung. Die Deutsche Bank rechnet erst nach Vollendung dieser Vorhaben mit grenzüberschreitenden Fusionen und Übernahmen in der Branche: "Erst wenn die Bankenunion endgültig steht, wird die Konsolidierung kommen," sagte Christian Sewing, der Chef des größten deutschen Geldhauses in Mailand.

Auch Draghi ist sich der Problematik bewusst. Viele Gründe sprächen aus Banken-Sicht Banken derzeit noch gegen grenzüberschreitende Zusammenschlüsse: Neben niedriger Rentabilität sei dies auch die Unsicherheit darüber, wie Altlasten bewertet würden. "Daher versprechen sich Banken noch immer größere Vorteile von interner Umstrukturierung und Kosteneinsparungen", sagte der EZB-Präsident. Europa und vor allem Deutschland hat nach Ansicht von Experten zu viele Banken. Deshalb wird seit Jahren mit dem Beginn einer großen Konsolidierungswelle gerechnet, auch über die nationalen Grenzen hinweg. Ob und was für eine Rolle dabei die Deutsche Bank spielen könnte, ist seit langem Gegenstand von Spekulationen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist seit Herbst 2014 für die Kontrolle großer Geldhäuser des Euro-Raums zuständig - und damit auch für die Deutsche Bank. Dieser sogenannte einheitliche europäische Aufsichtsmechanismus (SSM) wird als erste Säule der Bankenunion bezeichnet. Die zweite ist der einheitliche Mechanismus zur Abwicklung maroder Banken - kurz SRM. Beim Aufbau des dazu gehörenden einheitlichen Abwicklungsfonds (SRF) mahnte Draghi Fortschritte an.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Deutsche bekommen weniger Kinder: Wer bekommt überhaupt noch Kinder?
17.07.2025

Die neuen Zahlen zur Geburtenrate in Deutschland sind da. Klar ist: Der Trend zur Entscheidung, nicht Eltern zu werden oder gar mehrere...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferando Stellenabbau: 2.000 Jobs fallen weg – Hamburg besonders betroffen
17.07.2025

Lieferando streicht bundesweit rund 2.000 Fahrerstellen – und stößt damit eine heikle Debatte an. Der Konzern will in Zukunft stärker...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Weltwirtschaft vor dem Kollaps? Chefanalyst schlägt Alarm
17.07.2025

Die Märkte taumeln, die Weltordnung wankt – und die Politik liefert die Brandbeschleuniger gleich mit. Ein SEB-Analyst warnt: So viel...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Start-ups: Bayern zieht bei Finanzierungsrunden an Berlin vorbei
17.07.2025

Bayerns Start-ups sichern sich Milliarden – und lassen Berlin hinter sich. Besonders Firmen aus den Bereichen Rüstung, KI und...

DWN
Panorama
Panorama Versandapotheken-Urteil: BGH kippt deutsche Preisbindung für EU-Versender
17.07.2025

Medikamente kosten überall in Deutschland das Gleiche – meistens jedenfalls. Denn die gesetzliche Preisbindung regelt den Verkauf...

DWN
Finanzen
Finanzen Die Revolution frisst das Geldsystem: Bitcoin auf dem Vormarsch
17.07.2025

Bitcoin schlägt Gold, überholt Tech-Aktien und weckt das Interesse von Zentralbanken – während Regierungen zwischen Kontrolle und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Warum gute Führungskräfte ein seltenes Kapital sind – und was Sie ändern können!
17.07.2025

Gute Führung zahlt sich aus – messbar. Doch viele Unternehmen setzen ungeeignete Mitarbeiter in Leitungspositionen. Der Preis:...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Vom Pandemie-Hype zum Kursabsturz: Nur Netflix überlebt
17.07.2025

Zoom, Peloton und Co. stürzten nach dem Lockdown brutal ab – doch ein Streaming-Riese trotzt dem Trend, kassiert Milliarden und lässt...