Politik

Iran will bei Idlib Landbrücke ans Mittelmeer schaffen

Der Iran möchte über die Provinz Idlib eine Landbrücke ans Mittelmeer schaffen. Die USA, Israel und die Türkei sind dagegen.
22.09.2018 01:57
Lesezeit: 3 min

In einem aktuellen Artikel führt die Jerusalem Post aus, dass der Iran und seine Milizen in Syrien vertrieben werden müssen. Das Blatt berichtet: "Laut Dr. Jonathan Spyer, einem Stipendiaten des Jerusalem Institute for Strategic Studies, (...) hat Teheran in den vergangenen sieben Jahren zwischen 30 und 100 Milliarden Dollar (!) investiert, um das Assad-Regime zu stützen und sein eigene militärische Infrastruktur in Syrien aufzubauen. Die iranische Investition in Syrien ist tief, formal und langfristig. ,Die IDF (israelische Armee, Anm. d. Red.) wird weiterhin mit voller Entschlossenheit und Stärke gegen Irans Versuche vorgehen, Truppen und fortschrittliche Waffensysteme in Syrien zu stationieren', sagte Premierminister Benjamin Netanjahu in einer besonders harten Rede in Dimona im vergangenen Monat."

Generalmajor a.D. Yaacov Amidror führt in einer aktuellen Analyse der Jerusalem Institute for Strategic Studies (JISS) aus, dass der Iran in der Region unbedingt daran gehindert werden müsse, an der Grenze zu Israel einen militärischen Brückenkopf aus pro-iranischen Milizen zu errichten. " Israel ist absolut entschlossen und bereit, energisch gegen den Iran vorzugehen, was zu einem umfassenden Krieg führen könnte. Israel muss diesen Kampf gegen den Iran auf die eine oder andere Weise gewinnen", so Amidror. Amidror verweist auf einen weiteren potenziellen regionalen Gegner des Iran. Er meint: "Irans Motive sind weitgehend mit denen der Türkei unter Erdogan vergleichbar. Erdogan versucht, die glorreiche osmanische Vergangenheit als Rechtfertigung für die gegenwärtige Politik im religiösen und nationalen Sinne darzustellen. Diese ähnlichen Ansätze dürften, wenn sie Erfolg haben, zu einer Konfrontation zwischen dem führenden schiitischen Staat und dem sunnitisch-osmanischen Staat führen, der nach einer Führungsrolle strebt. Beide Staaten sind Muslime, aber nicht Araber und sind daher eine Quelle ernsthafter Besorgnis für die arabische Welt, die überwiegend sunnitisch ist."

Israels Atomenergie-Chef Zeev Snir sagte am Dienstag, dass das Land seine Nuklearanlagen angesichts der Drohungen des Iran und der Hisbollah verstärkt habe. Die Islamische Republik Iran fordert offen und ausdrücklich die Zerstörung Israels. Wir können die wiederholten und expliziten Drohungen des Iran und seiner Stellvertreter zum Angriff auf Israels Nuklearstandorte nicht ignorieren. Diese unerhörten Bedrohungen erfordern, dass Israel Maßnahmen ergreift und weiterhin seine Nuklearanlagen schützt und verteidigt. Diese Einrichtungen werden gemäß den Sicherheitsrichtlinien der IAEO ständig verbessert und verstärkt, um Angriffen standhalten zu können", zitiert The Times of Israel Snir.

Am 20. September 2018 hat die türkische Nachrichtenagentur Anadolu erstmals einen Bericht veröffentlicht, in dem die pro-iranischen Milizen in Syrien als "ausländische Terrorgruppen" bezeichnet werde. Anadolu wörtlich: "Seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs hat der Iran 120.000 Terroristen bereitgestellt, die aufseiten seines Verbündeten Baschar al-Assad kämpfen. 22 Gruppen haben Idlib aus drei Richtungen umzingelt und befinden sich an 232 Punkten. Baschar al-Assad führt seine Operationen gegen die syrischen Oppositionellen seit geraumer Zeit unter Einsatz der vom Iran unterstützten ausländischen Terroristen - und nicht mit seiner eigenen Armee. Diese Gruppen befinden sich vor allem in Idlib, Homs, in der Landschaft von Deir Ezzor und an der libanesischen Grenze."

Im Südwesten von Idlib würden sich derzeit drei, im Südosten von Idlib und im Norden von Hama sieben und im Osten von Idlib - und im Westen von Aleppo - zwölf pro-iranische Gruppen befinden. Seit dem Jahr 2013 wurden 15 iranische Generäle in Syrien getötet.

Dieser Bericht der Nachrichtenagentur Anadolu wurde von allen regierungsnahen türkischen Zeitungen und dem türkischen Staatssender TRT übernommen.

Die Zeitung Aydınlık kritisiert den Bericht von Anadolu scharf und sieht darin eine Verrat am Astana-Prozess. "Obwohl die Türkei und Russland in Sotschi ein historischen Abkommen über die Provinz Idlib unterzeichnet haben, um die Region von dschihadistischen Terrorgruppen zu säubern, fährt die offizielle staatliche Nachrichtenagentur Anadolu damit fort, Nachrichten zu verbreiten, die auf den Iran abzielen."

Israel kritisiert seit geraumer Zeit, dass den pro-iranischen in Syrien die Möglichkeit geboten wird, eine Landbrück über den Iran und Syrien bis ans Mittelmeer zu errichten. Sollte es den pro-iranischen Milizen gelingen, einen Großteil von Idlib in Zusammenarbeit mit der SAA zu erobern, könnte eine Landbrücke an die Hafenstadt Latakia errichtet werden.

US-Verteidigungsminister James Mattis sagte im Januar 2018, dass es dem Iran bisher noch nicht gelungen sei, einen Landkorridor durch Syrien zum Mittelmeer zu bauen, und dass zu diesem Zeitpunkt ein solcher Korridor nicht existiere. Nach Angaben von Mattis verzögerte sich der Bau der Strecke durch die andauernden Kämpfe gegen die Überreste der Terror-Miliz ISIS und anderer Kräfte, die sich noch in der Gegend befanden. INSS argumentiert, dass der Korridor bisher nicht in vollem Umfang genutzt wurde, da Teheran US-amerikanische und israelische Angriffe auf iranische Konvois befürchtete. Somit erfolgten die iranischen Waffenlieferungen an Syrien und verbündeter Milizen hauptsächlich über den Luftverkehr.

Aus einem Bericht der türkischen regierungsnahen Zeitung Yeni Şafak geht hervor, dass auch die Türkei gegen eine iranische Landbrücke ans Mittelmeer ist.

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