Politik

Erdogan: Rente in der Türkei ist nicht mehr finanzierbar

Lesezeit: 2 min
20.10.2018 22:09
Der türkische Präsident Erdogan sagt, dass das aktuelle Rentensystem nicht mehr finanziert werden kann.
Erdogan: Rente in der Türkei ist nicht mehr finanzierbar

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Türkei  
Rente  

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat am Dienstag eine umfassende Reform des Rentensystems angekündigt. Er will die Möglichkeit, vorzeitig in Rente zu gehen (Frührente) abschaffen.

Das Finanzportal Para Analiz zitiert den türkischen Präsidenten: „In keinem Teil der Welt gibt es ein Renteneintrittsalter von 38 Jahren. Jemand, der 20 Jahre arbeitet und mit 38 Jahren in Rente geht, bezieht über 40 Jahre hinweg staatliches Geld und eine Gesundheitsversicherung, ohne zu arbeiten. Kein Land kann dies auf Dauer finanzieren. Wenn die Lebenserwartung bei 60 Jahren liegen würde, ließe sich ein Renteneintrittsalter von 40 Jahren begründen. Doch die Lebenserwartung liegt in unserem Land bei 78 Jahren. Das durchschnittliche Renteneintrittsalter liegt derzeit bei 52 Jahren. In der EU liegt das Renteneintrittsalter aber bei 65 Jahren. Wir versuchen erst seit kurzem dieses Renteneintrittsalter Schritt für Schritt durchzusetzen. Wir haben jährlich Kosten von 750 Milliarden Türkischen Lira (113,32 Milliarden Euro, Anm. d. Red.) die wir für die Renten ausgeben. Ist es richtig, dass unser Volk diese Last trägt? Diese Frage stelle ich meinem Volk.“

Erdoğan fügte hinzu, dass die Regierung am Mittwoch dem Parlament ein umfassendes Programm für eine Rentenreform und weiterer Reformen vorlegen werde. Der Vorsitzender Anstalt für Soziale Sicherheit (SGK), Mehmet Bağlı, hatte zuvor der Wirtschaftszeitung Dünya Gazetesi gesagt, dass das durchschnittliche Renteneintrittsalter in der Türkei zwischen 51 bis 52 Jahren liege. Nach der Rentenreform soll das Renteneintrittsalter auf 58 bis 60 Jahren angehoben werden. Ab dem Jahr 2037 soll das Renteneintrittsalter dann auf 65 Jahren angehoben werden. „Aufgrund der Reform der sozialen Sicherungssysteme im Jahr 2008 kann die SGK bis zum Jahr 2071, ohne große Lücken aufzuweisen, alle Ausgaben für die Renten und die Gesundheitsversorgung finanzieren.“

Im kommenden Jahr wird die monatliche Rente für Selbstständige sowie Arbeitskräfte in der Landwirtschaft (Bağ-Kur-versichert) zwischen 1.273 und 1.677 Türkische Lira (umgerechnet 189,87 und 250,13 Euro) und für Arbeitnehmer anderer Berufssparten (SSK-versichert) bei durchschnittlich 1.874 Türkische Lira (umgerechnet 279, 52 Euro) liegen, berichtet Habertürk. Die Beamten-Pensionen werden bei durchschnittlich 2.360 Türkische Lira (umgerechnet 350,01 Euro) liegen.

Überalterung der Gesellschaft und sinkende Geburtenrate

Die Anzahl der über 65-Jährigen ist nach Angaben des Türkischen Statistikamts von 2013 bis 2017 um 17 Prozent auf 6,8 Millionen gestiegen. Nach aktuellen Prognosen wird im Jahr 2040 insgesamt 16 Prozent der Gesamtbevölkerung der Türkei über 65 Jahre sein. Am Ende des Jahrhunderts soll dieser Anteil sogar 25,6 Prozent erreichen, berichtet The Daily Sabah. Ausschlaggebend sei die drastisch sinkende Geburtenrate und neue Behandlungsmethoden, die das Leben der Bürger verlängern. In der Rangliste der Länder mit den ältesten Bevölkerungen belegt die Türkei derzeit von 167 Plätzen den 66. Platz. Das Durchschnittsalter lag im vergangenen Jahr bei 31,7 Jahren.

Die Geburtenrate der türkischen Bevölkerung ist im vergangenen Jahr auf 2,07 pro Frau gesunken. Ein Jahr zuvor lag sie noch bei 2,11, berichtet die Zeitung Hürriyet.

Die Provinz mit der höchsten Geburtenrate im Jahr 2017 war die südöstliche Provinz Şanlıurfa mit 4,29 Kindern pro Frau. Şanlıurfa wurde gefolgt von der südöstlichen Provinz Şırnak mit 3,72 Kindern pro Frau, der östlichen Provinz Ağrı mit 3,60 Kindern und Muş mit 3,39 Kindern.

Die Provinz mit der niedrigsten Geburtenrate war die nördliche Provinz Gümüşhane mit 1,31 Kindern. Auf Gümüşhane folgten die nördliche Provinz Bartın mit 1,45 Kindern, die nordwestliche Provinz Edirne mit 1,46 Kindern und die nördliche Provinz Zonguldak mit 1,48 Kindern.

Im Jahr 1964 lag die Geburtenrate in der Türkei noch bei 6,03. Im Jahr 1970 ging sie auf 5,05, im Jahr 1980 auf 4,45, im Jahr 1990 auf 3,08, im Jahr 2000 auf 2,48 und im Jahr 2015 auf 2,05 zurück.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla-Turbo: Elon Musk beschleunigt Pläne für günstigere Modelle
24.04.2024

Tesla macht Tempo: Elon Musk verspricht, die günstigeren Modelle schneller als erwartet zu realisieren. Damit reagiert der Tesla-Chef auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Die Vor- und Nachteile von Krediten: Was Anleger wissen müssen
24.04.2024

Kredite können eine wertvolle finanzielle Unterstützung bieten, bringen jedoch auch Risiken mit sich. Was sind die Vor- und Nachteile und...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...