Politik

Kurden-Milizen wollen keine Präsenz Russlands in Ost-Syrien

Die Kurden-Milizen wollen nicht, dass Russland und Syrien in der Lage sind, den Osten Syriens zurückzuerobern.
26.10.2018 00:31
Lesezeit: 2 min

Rıza Altun, hochrangiges PKK-Mitglied und Verantwortlicher für die Außenbeziehungen der PKK, fordert Syrien und Russland auf, ihre militärischen Pläne für den Osten Syriens fallen zu lassen. Auch die internationale Koalition ist östlich des Euphrats präsent.

Über die Regierung in Damaskus sagte Altun nach Angaben der PKK-nahen Nachrichtenagentur ANF News: „Die Drohungen des syrischen Regimes erscheinen angesichts der Kraft der örtlichen Strukturen und der militärischen Übermacht der internationalen Koalition unsinnig. Hinter der feindlichen Haltung des Regimes steht keine ausreichende politische Kraft.“

Über Russland führte Altun aus: „Kann Russland auf diesem Weg die bestehenden Probleme lösen? Keine der Fragen im Mittleren Osten wird so gelöst werden können. Das bedeutet, dass Russland sich selbst in einen tiefen Sumpf befördert hat. Die eigene Politik hat das Land an diesen Punkt gebracht. Doch es verfügt nicht über die militärische und ökonomische Stärke, um einen Ausweg aus diesem Sumpf zu finden. Die anderen Mächte der Welt sind deutlich stärker als Russland. Das Land wird daher auf kurz oder lang als der Schwächere dastehen. Es findet keinen Ausweg aus diesem Sumpf.“

Seit der Intervention der Anti-IS-Koalition im Jahr 2014 haben die USA die Kurden-Milizen in Syrien unter dem Banner der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) vereint und aufgerüstet. Den Kern der SDF bildet nach einer Studie der Denkfabrik OMRAN die PKK/PYD. Im Osten Syriens sind derzeit 60.000 bis 75.000 SDF-Kämpfer aktiv. Sie werden in 28 militärischen Lagern von US-Spezialkräften trainiert. Doch auch französische Ausbilder sind in der Region tätig. Dem Organized Crime & Corruption Reporting Project (OCCRP) zufolge hat das Pentagon die SDF mit Waffen im Wert von 2,2 Milliarden Dollar (Stand: 2017) beliefert. Die Waffenlieferungen werden vom Special Operations Command (SOCOM) und vom Picatinny Arsenal, was ein Standort der United States Army in New Jersey ist, organisiert. Die Waffen werden sowohl über den Seeweg als auch über den Luftweg aus Europa in die Türkei, Jordanien und Kuwait transportiert. Von dort aus werden die Waffen dann mit Flugzeugen und LKW an die SDF in Nordost-Syrien verteilt. OCCRP wörtlich: „Picatinny hat bereits Erfahrung mit dem Kauf großer Mengen von Rüstungsgütern sowjetischer Bauart (...) für Partnertruppen im Irak und in Afghanistan. Diese Einkäufe sind immer eindeutig mit dem Endziel gekennzeichnet. Aber eine mysteriöse Reihe von Käufen, insgesamt 479,6 Millionen Dollar, umfasst kein Endziel. Eine Analyse dieser Beschaffungsdokumente durch BIRN und OCCRP zeigt, dass wahrscheinlich viele, wenn nicht alle der fraglichen Waffen nach Syrien führen.“

Picatinny und SOCOM kaufen die Waffen in Osteuropa, um sie an die SDF zu liefern. Einer der Hauptlieferanten von Picatinny ist die bulgarische Waffenfabrik VMZ Sopot. Ein weiterer wichtiger Lieferant ist die serbische Waffenfirma Krusik Holding. Die USA hatten traditionell Rumänien und Bulgarien für nicht standardisierte Waffen in Anspruch genommen, aber die steigende Nachfrage zwang die Kontraktoren dazu, auch Waffenlieferanten in der Tschechischen Republik, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Ukraine, Georgien, Polen, Kasachstan, Afghanistan und Kroatien zu beauftragen. Das geht nach Angaben des OCCRP aus den Beschaffungsunterlagen des Pentagons hervor. Waffen aus diesen Staaten werden immer zuerst nach Bulgarien und Rumänien versendet, um sie dann von dort aus nach Jordanien Kuwait und in die Türkei zu transportieren.

Anschließend werden sie an die SDF in Syrien geliefert. Der Pentagon-Sprecher Adrian J.T. Rankine-Galloway sagte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten: „Gelieferte Ausrüstungen umfassen Kleinwaffen, Munition, schwere Maschinengewehre und Waffen, die in der Lage sind, spezifische Bedrohungen wie gepanzerte fahrzeuggetragene IEDs zu zerstören.“

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