Politik

UN übergeben Kompetenz für Flüchtlinge an Erdogan

In der Türkei werden künftig alle Flüchtlinge vom türkischen Einwanderungsamt registriert. Zuvor war dies die Aufgabe des UNHCR.
05.11.2018 21:45
Lesezeit: 1 min

Der Hohe Kommissar für Flüchtlinge der Vereinten Nationen (UNHCR) hat die Verwaltung der Registrierungsverfahren für die Flüchtlinge in der Türkei der Migrationsbehörde des Landes übergeben. Die türkische Generaldirektion für Migrationsmanagement (Einwanderungsamt) wird nun die Registrierung von Flüchtlingen überwachen und deren Status bestimmen. Die Behörde ist dem türkischen Innenministerium unterstellt. Jeder Ausländer, der internationalen Schutz in der Türkei sucht, muss sich jetzt bei den örtlichen Büros der türkischen Migrationsbehörde bewerben, berichtet The Daily Sabah. Zuvor war dies die Aufgabe des UNHCR.

Der Schritt erfolgte, nachdem die Generaldirektion in den vier Jahren nach ihrer Gründung ihre Kapazitäten aufgestockt hatte, da die Zahl der Flüchtlinge aus Syrien angestiegen war. Der Hohe Kommissar für Flüchtlinge der Vereinten Nationen (UNHCR) wird weiterhin mit der Türkei zusammenarbeiten und Beratung bei der Behandlung von Flüchtlingsfragen und der Neuansiedlung von Flüchtlingen in der Türkei und in Ländern der Europäischen Union anbieten.

Um Vorurteile gegen Flüchtlinge zu zerstreuen, hat die türkische Generaldirektion für Migrationsmanagement einen Bericht veröffentlicht, in dem die Lage der Flüchtlinge in der Türkei umschrieben wird. Dem Bericht zufolge waren zwischen Januar und September 2018 lediglich 1,46 Prozent aller syrischen Flüchtlinge straffällig. 91,4 Prozent der Fälle konnten aufgeklärt werden. Die Behauptung, dass der türkische Staat syrische Flüchtlinge mit Gratis-Telefonkarten ausstatten würde, sei falsch. Telefonkarten erhalten Ausländer, die sich in den türkischen Abschiebezentren befinden. Diese Telefonkarten werden nicht vom türkischen Staat, sondern von der EU finanziert. Die Behauptung, dass die syrischen Flüchtlinge „staatliche Gehälter“ erhalten, sei falsch. Der Vorwurf, dass syrische Staatsbürger aufgrund ihrer Schutzbedürftigkeit bei der Aufnahme an Hochschulen bevorzugt werden oder von der KFZ-Steuer befreit sind, sei falsch, berichtet das Blatt Dünya Bülteni.

Die Türkei beherbergt mit über drei Millionen Menschen die größte Anzahl von Flüchtlingen aus dem benachbarten Syrien. Das Land hat etwa 30 Milliarden Dollar für die Flüchtlinge in und außerhalb der Zeltlager ausgegeben. Ankara setzt sich für die Errichtung von Schutzzonen in Syrien ein, um eine Rückkehr der Flüchtlinge zu ermöglichen. Nach Angaben von Reuters sind bisher 260.000 Flüchtlinge aus der Türkei nach Syrien zurückgekehrt. Sie wurden im Nordwesten Syriens, der teilweise von der Türkei kontrolliert wird, angesiedelt.

Die Türkei ist sowohl Transit- als auch Endziel für Migranten und Flüchtlinge, insbesondere aus Syrien, Afghanistan, Pakistan, Iran, Irak, Kongo, Bangladesch, Somalia und den palästinensischen Gebieten. Das Land wird auch von illegalen Einwanderern bevorzugt, die Arbeit suchen. Vor allem Personen aus Moldawien, der Ukraine, Rumänien und Georgien kommen in die Türkei, um unangemeldet Geld zu verdienen. Sie werden in der Schattenwirtschaft eingesetzt.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Nachhaltige KI: Künstliche Intelligenz kann mehr, wenn der Mensch wieder mitentscheidet
21.07.2025

Künstliche Intelligenz kann nur dann Vertrauen schaffen, wenn sie nachvollziehbar ist. Wie Unternehmen KI nachhaltig, sicher und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Börsen: Wall Street nach Trumps Angriff auf die Fed im Zangengriff
21.07.2025

Trump attackiert die Fed, der Dollar wankt und Investoren wetten auf die große Börsenrallye – doch was passiert, wenn sich die Bullen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Politökonom Mark Blyth: Inflation bleibt – weil sich die Welt strukturell verändert
21.07.2025

Die Inflation ist nicht mehr temporär – sie ist strukturell. Politökonom Mark Blyth erklärt, warum Zinsen versagen, Angebotspolitik...

DWN
Politik
Politik Deutscher General Freuding: Russland plant Angriff auf Ukraine mit 2.000 Drohnen
21.07.2025

Russland rüstet zum massiven Drohnenschlag: 2.000 unbemannte Flugkörper sollen gleichzeitig auf die Ukraine losgelassen werden – ein...

DWN
Politik
Politik Trumps Handelskrieg eskaliert: EU zahlt, doch Amerika blutet
21.07.2025

Donald Trump diktiert neue Zölle, Brüssel verhandelt im Nebel – und Europas Wirtschaft steht vor einem Scherbenhaufen. Sollte das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche-Börse-Chef Leithner fordert: Mehr privates Kapital für die Rente
21.07.2025

Privates Kapital könnte zum entscheidenden Hebel für die Rentensicherung in Deutschland werden. Doch wie lässt sich die Beteiligung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen YT Industries: Insolvenzverfahren von Mountainbike-Hersteller eingeleitet – Kampf ums Überleben
21.07.2025

YT Industries, einst gefeierter Star der deutschen Bike-Branche, steckt in wirtschaftlichen Turbulenzen. Trotz globaler Nachfrage muss der...

DWN
Technologie
Technologie Microsoft SharePoint: Sicherheitslücke von Hackern ausgenutzt – Behörden und Unternehmen bedroht
21.07.2025

Ein massiver Hackerangriff auf die Software Microsoft SharePoint erschüttert Behörden und Unternehmen weltweit. Die Angreifer nutzen eine...