Finanzen

Wuppertal: Angestellte demonstrieren gegen Bayer

Lesezeit: 2 min
03.12.2018 16:21
Am Standort Wuppertal haben rund 1000 Beschäftigte gegen den geplanten Stellenabbau demonstriert.
Wuppertal: Angestellte demonstrieren gegen Bayer

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die düstere Stimmung passte zum regnerischen Wetter, als rund 1000 Bayer-Beschäftigte am Montag durch Wuppertal zogen. In zwei Demonstrationszügen protestierten sie gegen den geplanten Abbau von weltweit 12 000 Stellen im Leverkusener Konzern, kurz bevor Bayer-Chef Werner Baumann sich per Video-Botschaft an die Belegschaft richtete. "Manager macht die Forschung nicht kaputt!!" und "Personalabbau ist Gift für Forschung und Innovation" war auf Transparenten zu lesen.

Der Bayer-Konzern hatte am Donnerstag angekündigt, mehr als jede zehnte Stelle weltweit streichen zu wollen. In Wuppertal sollen nach den Plänen unter anderem rund 350 Stellen im Biotechnologiebereich wegfallen, weil der Konzern aus Kostengründen beschlossen hat, eine fast fertiggestellte Anlage zur Produktion des Blutgerinnungsfaktors VIII erst gar nicht in Betrieb zu nehmen. Außerdem sind weitere Stellen in der Pharmaforschung in Gefahr.

Zwar kündigte Bayer an, den Stellenabbau in Deutschland sozialverträglich umsetzen zu wollen. In einer Betriebsvereinbarung verpflichtete sich das Unternehmen sogar, bis Ende 2025 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.

Dennoch blickten viele Bayer-Mitarbeiter in der Industriestadt im Bergischen Land am Montag mit Sorge in die Zukunft. "Die Stimmung im Unternehmen ist nicht sonderlich gut. Das Problem ist, dass man nicht so richtig weiß, woran man ist", sagte einer der Demonstranten. "Die Ungewissheit ist das Schlimmste." Seinen Namen nennen wollte er nicht. Viele andere Beschäftigte äußerten sich lieber gar nicht.

Der Wuppertaler Betriebsratsvorsitzende Michael Schmidt-Kießling betonte am Rande der Demonstration, die Entscheidung der Konzernführung sei ein Schock für die Mitarbeiter gewesen. Sie seien davon ausgegangen, in einem zukunftsträchtigen Bereich zu arbeiten.

Die Ungewissheit im Konzern ist groß. Denn Bayer hat bisher nur vage Ankündigungen gemacht, wo die 12 000 Stellen gestrichen werden sollen. Lediglich die rund 350 Stellen in der Wuppertaler Faktor VIII Produktion wurden konkret benannt. Ansonsten blieben die Ankündigungen im Ungefähren: Rund 900 Arbeitsplätze sollen in der Pharmaforschung wegfallen, rund 1100 im Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln, weitere 4100 im Pflanzenschutzbereich und bis zu 6000 in der Verwaltung.

Vor allem der Stellenabbau in der Pharmaforschung könnte auch Wuppertal treffen. Denn Bayer hat in der Stadt ein großes Forschungszentrum. Rund 1500 Mitarbeiter arbeiten hier an der Erforschung und Entwicklung neuer Wirkstoffe.

Nur wenig dämpfte die Sorge der Mitarbeiter, dass Bayer-Chef Werner Baumann am Wochenende in einem Interview sagte: "Es wird einen bedeutenden Anteil an Arbeitsplätzen in Deutschland betreffen, aber nicht die Mehrzahl der 12 000 Stellen, wie schon gemutmaßt wurde."

Der Wuppertaler Betriebsratsvorsitzende Schmidt-Kießling drängte am Montag die Konzernführung, rasch Lösungen für die betroffenen Mitarbeiter zu finden, sei es durch die Möglichkeit zu einem früheren Ruhestand oder durch Stellen in anderen Bereichen des Konzerns.

Am Montagnachmittag informierte Bayer-Chef Baumann die Belegschaft in einer Video-Botschaft etwas genauer über die Pläne der Konzernführung. Nach Angaben aus Teilnehmerkreisen gab es auch einen ersten Einblick in die Konditionen einer möglichen Vorruhestandsregelung. Doch konnte auch der Auftritt des Bayer-Chefs nicht alle Ängste zerstreuen. Ein Mitarbeiter sagte nach der Veranstaltung: "Die Ungewissheit ist genau so groß wie vorher." Ein anderer sah es etwas positiver: "Ich bin zuversichtlicher als vor der Versammlung, aber es sind noch viele Fragen offen."


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handel warnt vor „Geisterstädten“ - tausende Geschäftsschließungen
23.04.2024

Seit Jahren sinkt die Zahl der Geschäfte in Deutschlands Innenstädten - auch weitere Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof müssen bald...