Zwischen dem 18. März und dem 4. November 2018 verloren insgesamt 16 Frachtschiffe im östlichen Mittelmeer ihre Verbindungen zum GPS an Bord. Die Ursache blieb bisher ungeklärt. Auch in den Monaten zuvor hatte es immer wieder derartige Vorfälle gegeben, die auf Cyber-Angriffe hindeuten. Ein NATO-Vertreter sagte im Oktober 2018, dass die Vorfälle untersucht werden, so Hellenic Shipping News.
Am 23. März 2018 veröffentlichte die US-amerikanische Maritime Authority (MARAD) eine Mitteilung, die Schiffe vor möglichen GPS-Störungen im östlichen Mittelmeer warnte. Bis zum Sommer hatten die Vorfälle das Allied Maritime Command (MARCOM) der NATO alarmiert. "In den vergangenen Monaten wurden mehrere elektronische Interferenzen entdeckt, insbesondere GPS- und AIS-Interferenzen sowie mögliche GPS-Störungen im östlichen Mittelmeerraum", so die MARAD in einer Mitteilung vom 31. Juli 2018.
In der Region haben die militärischen Spannungen in den vergangenen Jahren zugenommen, vor allem vor der Küste Syriens. Der Suez-Kanal ist eine wichtige Handelsroute: Im März durchquerten 1.450 Schiffe aller Größen die Wasserstraße, von denen etwa ein Drittel Öltanker oder LNG-Schiffe waren, so die Suez-Kanalbehörde. Diese Schiffe beförderten allein etwa 61 Millionen Barrel Rohöl oder fast zwei Millionen Barrel pro Tag.
Mitte März verlor ein Schiff in Port Said, dem nördlichen Tor zum ägyptischen Suezkanal, plötzlich und unerklärlicherweise alle Verbindungen zu GPS an Bord. Die Ursache der Störung wurde nach einer Untersuchung von US Navigation Center of Excellence (NAVCEN) als "unbekannte Störung" angegeben.
In den folgenden Tagen meldeten Schiffe in und um Port Said und den Suez-Kanal plötzliche und unerklärliche Ausfälle ihres GPS. Die Störungen konzentrierten sich auf den Suez-Kanal, fanden aber auch entlang eines Meeresstreifens nördlich von Zypern bis zur libanesischen Küste statt. Die NATO hat auch Störungen an der Südküste der Türkei gemeldet.
Nach Angaben eines MARCOM-Sprechers gibt es im östlichen Mittelmeer zahlreiche Kriegsschiffe, die mit verschiedenen Sendern arbeiten. Es sei davon auszugehen, dass dies die Ursache ist. "In der Region gibt es zahlreiche Kriegsschiffe, die alle mit leistungsstarken Sendegeräten arbeiten", so der Sprecher.
Hans Tino Hansen von Risk Intelligence zufolge sollen die militärischen Operationen der ägyptischen Armee auf der Sinai-Halbinsel und die russischen Schiffe vor der syrischen Küste ursächlich sein für die Störungen.
Im Jahr 2017 verlor ein Frachtschiff, das von Zypern nach Dschibuti fuhr, zehn Stunden lang die Kontrolle über sein GPS-System. Das GPS-System sollte ihn dann anschließend in Gewässer führen, die von Piraten kontrolliert werden. Tech News berichtet, dass das IT-System des Frachtschiffs vollständig gehackt wurde.
CyberKeel, ein Sicherheitsunternehmen für den Seeverkehr, empfiehlt, dass Schiffe ihre Navigationssysteme abstellen, wenn sie durch Gewässer fahren, in denen bewaffnete Piraten operieren. Manchmal sollten sie ihre GPS-Daten fälschen, um einen anderen Ort anzugeben, damit sie von Piraten elektronisch nicht entdeckt werden können.