Der Elektroauto-Pionier Tesla vermeldet zum Jahresende gute Zahlen – sowohl im Hinblick auf den Börsenwert als auch in der Produktion.
Aktuell kostet eine Tesla-Aktie 320 Dollar, womit das Unternehmen mit Sitz in Palo Alto (Kalifornien) höher bewertet ist als beispielsweise der deutsche Autobauer BMW, der mehr als das Fünffache an Umsatz macht und darüber hinaus Gewinn erzielt – Teslas Verluste dürften dieses Jahr rund eine Milliarde Dollar betragen (der vierte Quartalsbericht liegt noch nicht vor). Allerdings erzielte Tesla von Juli bis September dieses Jahres mit 311,5 Millionen Dollar den ersten Quartalsgewinn seit Jahren (den dritten überhaupt), und auch fürs vierte Quartal erwarten Marktbeobachter einen Gewinn in dreistelliger Millionenhöhe.
Grund für den starken Wertzuwachs dürften unter anderem die positiven Produktions-Kennzahlen sein. Nach Angaben des „CAR – Center Automotive Research“ der Universität Duisburg-Essen hat es das Unternehmen von Gründer und CEO Elon Musk offenbar Anfang Dezember geschafft, an einem Tag 1.000 Exemplare seines Hoffnungsträgers „Model 3“ vom Band laufen zu lassen. Prof. Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center prognostiziert, dass Tesla im Jahr 2019 bei E-Autos „Marktführer in Europa und Deutschland“ werden wird. Dudenhöffer: „Bei dem Tempo, das Musk vorlegt, kann im Jahr 2019 mit einer Produktion des Model 3 um die 350.000 Fahrzeuge gerechnet werden. Damit dürften mehr als 100.000 Model 3 im Jahr 2019 in Europa verkauft werden.“
In Deutschland käme Tesla die günstigere Versteuerung von Elektroautos als Dienstwagen entgegen, so Dudenhöffer. Arbeitnehmer, die ihren Firmenwagen privat nutzen, müssen ihn monatlich mit einem Prozent des Listenpreises als geldwerten Vorteil versteuern – für Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge gilt ab 2019 der halbe Satz von 0,5 Prozent.
Positive Nachrichten kann Tesla auch aus China vermelden: Die sich derzeit im Bau befindliche Fabrik soll deutlich früher fertig werden als erwartet. Die ersten Autos könnten bereits ab Mitte 2019 vom Band laufen. In circa zwei bis drei Jahren sollen dort per annum 500.000 Exemplare des Model 3 sowie des neuen Mini-SUVs „Model Y“ (soll im März vorgestellt werden) produziert werden.
Ob Tesla wirklich die Trendwende geschafft hat und „über den Berg“ ist, wie Musk im November in einem Interview mit dem US-Technikblog „Recode“ sagte, bleibt allerdings abzuwarten. Langfristig kann das Unternehmen nur dann profitabel sein, wenn es schafft, das Model 3 für einen Listenpreis von 35.000 Dollar massenmarkttauglich anzubieten. Derzeit kostet allein die Produktion des Hoffnungsträgers 38.000 Dollar (weswegen Musk in einer Email an seine Mitarbeiter auch darauf hinwies, dass es notwendig sei, die Herstellungskosten zu senken, und zwar centweise pro verbautem Einzelteil und einzelnem Fertigungsschritt). Gefahr droht Tesla vom Elektroauto-Engagement der etablierten Autobauer – wenn die in Kürze mit ihren überlegenen Produktionstechniken und Lieferketten auf den Markt drängen, wird sich zeigen, ob Tesla ein ernstzunehmendes Unternehmen ist oder doch nicht viel mehr als eine Luftnummer.
Einer Reihe von Börsenexperten ist der derzeitige Höhenflug der Tesla-Akte suspekt. David Tamberrino von Goldman Sachs erwartet einen Kursabfall auf 225 Dollar und rät zum Verkauf, Adam Jones von Morgan Stanley glaubt, die Aktie habe ihren Höhepunkt bei Preis und Stimmung erreicht.