Die weltweite Automobilbranche steuert auf die erste Rezession seit dem Jahr 2009 zu. Nachdem es im dritten Quartal des laufenden Jahres bereits zu einem Rückgang von rund 2,9 Prozent bei der Anzahl der weltweit verkauften Personen-Fahrzeuge kam, erwarten Analysten von RBC Capital Markets für das vierte Quartal einen Rückgang von etwa 4 Prozent, wie Bloomberg berichtet.
Mit Blick auf das gesamte Segment inklusive Arbeits- und Firmenfahrzeugen erwarten die Analysten im laufenden Jahr einen Rückgang der Produktionsmenge von etwa 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Prognose für 2019 wiederum ist ein weiterer Rückgang von etwa 0,4 Prozent.
Zuletzt war bekanntgeworden, dass die Absatzzahlen von Passagierfahrzeugen im weltweit wichtigsten Markt China im laufenden Jahr zurückgegangen sein dürften. Chinas Autobranche rechnet demnach mit dem ersten Absatzrückgang seit fast drei Jahrzehnten. Die Zahl der in China verkauften Pkw dürfte 2018 um etwa drei Prozent auf rund 28 Millionen Stück sinken, sagte der stellvertretende Generalsekretär des chinesischen Autohersteller-Verbands CAAM, Shi Jianhua. Nach Angaben seines Kollegen Chen Shihua wäre dies der erste Rückgang seit dem Jahr 1990. Für 2019 rechne er aber mit keinem weiteren Minus.
Der chinesische Automarkt ist auch für die deutschen Autobauer sehr wichtig. Nach Daten des Pkw-Verbands PCA vom Montag brach die Zahl der verkauften Autos im November um 18 Prozent auf 2,05 Millionen Stück ein. Dies war der sechste Monat mit einem Rückgang in Folge. Für die ersten elf Monate des Jahres steht laut PCA ein Minus von 4,3 Prozent. Neben einem geringeren Wirtschaftswachstum bremst der Trend zu Car-Sharing-Diensten und online-gestützten Mitfahrdiensten in China die Nachfrage nach neuen Autos.
Den deutschen Autobauern macht in Europa unterdessen der von der EU-Kommission verordnete neue Abgastest sowie die ebenfalls von der EU verordneten strengen Vorgaben zum Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (CO2) zu schaffen. Im dritten Quartal war die deutsche Wirtschaftsleistung deswegen bereits um 0,2 Prozent gesunken. Ziel ist es offenbar, die Autobauer zu einem starken Engagement in der riskanten und derzeit nicht rentablen Elektromobilität zu drängen.
Volkswagen kann nach Einschätzung von Konzernchef Herbert Diess die von der EU verschärften CO2-Grenzwerte für Autos einhalten. "Natürlich werden wir das Ziel, bis 2030 die CO2-Emissionen nochmals um 37,5 Prozent zu reduzieren, erreichen können. Mit unserer E-Plattform und der starken Präsenz in China schaffen wir das", sagte Diess der Bild-Zeitung.
Dieses verschärfte Ziel bedeute jedoch einen großen strukturellen Wandel. Diess betonte, es gebe aber viele Fragezeichen: "Ist sich die Politik wirklich über die Auswirkungen ihrer Entscheidungen im Klaren? Hat man dieses Vorgehen genügend überlegt und abgewogen?"
Volkswagen würde bis 2030 in Europa einen Absatzanteil von 40 Prozent E-Autos erreichen müssen. Diess kritisierte, wegen der teuren Batterien und der CO2-Strafzahlungen für konventionelle Autos würde Einstiegsmobilität sehr viel teurer werden, für viele Kunden unerschwinglich. "Und es würde Arbeitsplätze kosten, in einer Größenordnung, die wir in diesem Zeitraum nicht mehr über Vorruhestandsregelungen abbauen könnten."