Deutschland

Brauereien wollen Bierflaschen mit Kalorien-Angaben versehen

Lesezeit: 2 min
20.01.2019 16:50
Mehrere deutsche Großbrauereien wollen künftig Kalorien-Angaben auf den Bierflaschen veröffentlichen.
Brauereien wollen Bierflaschen mit Kalorien-Angaben versehen

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Viele deutsche Brauereien wollen künftig freiwillig alle Biere und Biermischgetränke mit Kalorienangaben versehen, wie der Deutsche Brauer-Bund und der Verband Privater Brauereien in Deutschland am Freitag mitteilten. Bislang sucht der Biertrinker nach diesen Angaben oft noch vergebens. Die Brauer drängten gleichzeitig die Wein- und Spirituosenbranche ihrem Beispiel zu folgen.

Der Hintergrund: Bislang müssen alkoholische Getränke in der EU noch keine Nährwertangaben tragen. Doch drängt die EU-Kommission seit Jahren auf eine freiwillige Kennzeichnung durch die Hersteller. Auch die Mehrheit der Verbraucher ist dafür. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA im Auftrag des Brauer-Bundes würden es 52 Prozent der deutschen Konsumenten begrüßen, wenn künftig auf allen alkoholischen Getränken wie Bier, Wein oder Whisky die Kalorienangaben auf dem Etikett zu finden wären.

Für den Hauptgeschäftsführer des Brauer-Bundes, Holger Eichele, ist der Schritt deshalb schlicht zeitgemäß: "Ein durchschnittlicher Supermarkt hat heute mehr als 12 000 Produkte im Angebot. Fast alle haben Kalorienangaben auf der Verpackung. Nur bei alkoholischen Getränken sucht der Kunde heute noch vergebens danach. Das ist für viele Verbraucher nicht nachvollziehbar. Sie erwarten diese Angaben inzwischen einfach."

Die Brauer hätten auch nichts zu verstecken, betonte Eichele. Im Gegenteil, die größere Transparenz sei in ihrem ureigensten Interesse. Denn Umfragen zeigten, dass viele Verbraucher in Europa den Kaloriengehalt von Bier überschätzten. "Eine Flasche Pils hat im Schnitt rund 200 Kilokalorien. Doch viele Verbraucher glauben, es sind 300, 400 oder sogar 500 Kilokalorien", berichtet er. Der Kaloriengehalt eines "normalen" Bieres entspricht nach Angaben der Verbraucherzentrale Hamburg etwa dem von Apfel- oder Orangensaft sowie Coca-Cola.

"Alle großen deutschen Brauereigruppen machen Eichele zufolge bei Einführung der Kalorienangabe mit - und sehr viele der kleineren Anbieter auch. Nach einem Bericht der "Lebensmittel Zeitung" sind unter anderem Bitburger, Krombacher, Oettinger, Paulaner, Radeberger, Veltins und Warsteiner dabei. Internationale Brauriesen wie ABInBev, Carlsberg oder Heiniken haben die Kennzeichnung demnach sogar bereits eingeführt.

In Deutschland sollen die Kalorienangaben schrittweise Einzug auf den Etiketten halten. "Viele werden noch ihre alten Etikettenvorräte aufbrauchen. Aber zum Jahresende wird die neue Kennzeichnung bereits auf sehr vielen Marken sichtbar sein", prognostizierte Eichele.

Der Lebensmittelexperte Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg begrüßte den Schritt der Brauereien und drängte die Wein- und Spirituosenbranche, rasch dem Beispiel der Bierbrauer zu folgen. "Es gibt keinen Grund, die Ausnahme für Wein und Spirituosen aufrecht zu erhalten", sagte er. Nach Angaben der Verbraucherzentrale haben Sekt und Wein einen fast doppelt so hohen Kaloriengehalt wie Bier. Bei Spirituosen liege er sogar fünf- bis sechsmal so hoch.

Erste Reaktionen der Weinbauern auf den vielleicht nicht ganz uneigennützigen Appell der Brauer fielen denn auch eher zurückhaltend aus. Die Winzer wollen sich zusätzlichen Verbraucherinformationen nicht verschließen, hieß es beim Deutschen Weininstitut in Bodenheim bei Mainz. Allerdings sei das Gesamtkonzept in der deutschen Alkoholwirtschaft und auf EU-Ebene noch nicht abgeschlossen ausdiskutiert. Wein sei ein wesentlich komplexeres Getränk als Bier.

Der Sprecher des Fränkischen Weinbauernverbandes, Michael Bock, erklärte: "Für Nährwert- oder Kalorienangaben auf Wein sehen wir keinen Bedarf, da Wein ein Genussmittel ist." Er fügte noch hinzu: "Die Menschen in Franken überlegen aber auch nicht, ob Wein dick macht. Sie genießen ihn." Vom Bundesverband der Spirituosen-Industrie war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Reiseziele: So manch Überraschung im Sommerflugplan
29.03.2024

Ab Ostern tritt an den deutschen Flughäfen der neue Sommerflugplan in Kraft. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten haben für Sie als Leser...

DWN
Politik
Politik Vor 20 Jahren: Größte Erweiterung der Nato - eine kritische Betrachtung
29.03.2024

Am 29. März 2004 traten sieben osteuropäische Länder der Nato bei. Nicht bei allen sorgte dies für Begeisterung. Auch der russische...

DWN
Technologie
Technologie Viele Studierende rechnen mit KI-Erleichterungen im Joballtag
29.03.2024

Vielen Menschen macht Künstliche Intelligenz Angst, zum Beispiel weil KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. In einer Umfrage stellte sich...

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...