Deutschland

Energiewende: Bundesregierung entlastet Konzerne um Milliarden Euro

Lesezeit: 1 min
09.02.2019 21:03
Die Bundesregierung entlastet eine Reihe energieintensiver Konzerne bei den Stromkosten. Die Grünen kritisieren, dass bei einigen privilegierten Unternehmen die Gründe kaum ersichtlich seien.
Energiewende: Bundesregierung entlastet Konzerne um Milliarden Euro

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im Jahr 2017 haben deutsche Unternehmen eine Entlastung auf ihre Stromrechnung in Höhe von rund 8 Milliarden Euro erhalten. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor.

Zu den privilegierten Firmen gehören neben zahlreichen mittelständischen Unternehmen auch Großkonzerne wie ThyssenKrupp, ExxonMobil, Knauf, HeidelbergCement und die Deutsche Bahn, berichtet der Spiegel.

Unternehmen können ihre Energiekosten senken, wenn sie eine von acht verschiedenen Bedingungen erfüllen. Daher spricht der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Oliver Krischer, in diesem Zusammenhang von einem "Subventionsdschungel".

Unter anderem verringert sich der Betrag der begünstigten Unternehmen zum Ausbau der erneuerbaren Energien oder sie zahlen geringere Gebühren für den Erhalt und Neubau von Stromnetzen.

Nicht privilegierte Unternehmen und die privaten Haushalte müssen diese Preisnachlässe mit höheren Aufschlägen auf ihre Stromrechnung gegenfinanzieren.

Die Bundesregierung rechtfertigt dies damit, dass besonders für die stromintensive Industrie, die oft die Grundstoffe für lange Wertschöpfungsketten produziert, "wettbewerbsfähige Strompreise ein entscheidender Standortfaktor" seien.

Energie- und klimapolitische Maßnahmen dürften nicht zu Nachteilen für die deutsche Industrie gegenüber ihren ausländischen Konkurrenten führen, heißt es in einer Mitteilung der Bundesregierung.

Deshalb habe man im Einklang mit der EU entsprechende Entlastungen für deutsche Unternehmen geschaffen. Zudem hätte der europäische Rahmen auch stärkere Entlastungen zugelassen, so die Regierung.

Die Grünen kritisieren, dass auch solche Unternehmen von niedrigeren Stromkosten profitierten, bei denen Gründe kaum ersichtlich seien. Schlachtereien und Rechenzentren von Banken seien demnach ebenso privilegiert wie Hersteller von Plastik oder Lederbekleidung.

"Im Laufe der Jahre hat sich ein gehöriger Unsinn an Privilegien angesammelt", sagt Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer. Die Regierung solle der Industrie beim geplanten Kohleausstieg daher keine weiteren Privilegien gewähren.

"Dass die Industrie schon wieder nach neuen milliardenschweren Subventionen schreit, ist ein Schlag ins Gesicht der Stromkunden", so der Grüne-Abgeordnete.

Nicht nur die Industrie selbst fordert weitere Entlastungen bei den Stromkosten. Auch eine von der Bundesregierung eingesetzte Kommission, die einen möglichen Plan für den Kohleausstieg erarbeitet hat, empfiehlt dies.

Nach Ansicht der Kommission sollen energieintensive Unternehmen unter anderem dauerhaft von Kosten der CO2-Rechte entlastet werden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...