Finanzen

EU-Kommission weist Italiens Haushaltsplan zurück

Italiens neuer Haushaltsplan wird nach Ansicht der EU-Kommission negative Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung, das Defizit und die Schulden des Landes haben. Es bestehe "Ansteckungsgefahr" für die gesamte Euro-Zone.
22.02.2019 17:23
Lesezeit: 1 min

Die EU-Kommission sieht im Haushaltsplan der italienischen Regierung einem Zeitungsbericht zufolge keine ausreichenden Wachstumsimpulse und eine Ansteckungsgefahr für die Euro-Zone.

"Es gibt keine Maßnahmen, die geeignet wären, das langfristige Wachstum positiv zu beeinflussen", zitierte La Repubblica aus dem Länder-Bericht der EU-Kommission, der am kommenden Mittwoch genehmigt werden soll.

Statt das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, werde der Etat negative Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung, das Defizit und die Schulden des Landes haben. Damit werde Italien zu einer "Ansteckungsgefahr" für die gesamte Euro-Zone.

Der Bericht kritisiert vor allem die Pensionsreform und das Grundeinkommen. Die Pensionsreform erhöhe nicht nur die Staatsverschuldung, sondern werde außerdem die Produktivität der italienischen Wirtschaft weiter schwächen.

Nach Ansicht der Kommission hat Italien es versäumt, Investitionsanreize zu schaffen. Vielmehr seien die Steuern weiter gestiegen. Auch das Grundeinkommen sei keine geeignete Maßnahme, um die Wirtschaft zu unterstützen.

Die anhaltende Rezession in Italien sorgt auch in Paris für Sorgen. Denn die Wirtschaften der beiden Länder sind eng miteinander verbunden. Sie haben gemeinsame Unternehmen und jährliche Handelsströme in Höhe von rund 70 Milliarden Euro.

"Unterschätzen Sie nicht die Auswirkungen der italienischen Rezession", sagte Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire am Mittwoch im Interview mit Bloomberg. Die Rezession in Italien werde sich "erheblich auf das Wachstum in Europa auswirken".

Le Maires Sorgen gelten vor allem der französischen Wirtschaft, die sich trotz der Gelbwesten-Proteste relativ robust gezeigt haben. Im vierten Quartal verzeichnete Frankreich ein Wachstum von 0,3 Prozent, während Deutschland stagnierte.

Die Schwäche der europäischen Wirtschaft hat die Europäische Zentralbank bereits dazu bewegt, ihren geplanten Ausstieg aus den Konjunkturpaketen zu überdenken und neue langfristige Darlehen für Banken in Betracht zu ziehen, die sogenannten TLTRO.

Ende letzten Jahres hatten sich die EU-Kommission und Italien monatelang über den Haushalt für 2019 gestritten. Die Regierung in Rom hatte ursprünglich mit einem Defizit von 2,4 Prozent geplant - drei Mal so viel wie ihre Vorgänger.

Die Koalition aus Lega und 5-Sterne-Bewegung will kostspielige Wahlversprechen wie ein Grundeinkommen und ein niedrigeres Renteneintrittsalter finanzieren, obwohl das Land Schulden von mehr als 130 Prozent der Wirtschaftsleistung verzeichnet.

Die EU-Kommission senkte ihre Wachstumsvorhersage für das Land in diesem Jahr von 1,2 auf 0,2 Prozent. Damit wackelt das von Rom nach Brüssel übermittelte Ziel für das Haushaltsdefizit von 2,04 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell stabil: Deutsche Goldinvestments erholen sich – wie Anleger jetzt reagieren sollten
02.07.2025

In den vergangenen Wochen war die Goldpreis-Entwicklung von Volatilität geprägt. Das ist auch zur Wochenmitte kaum anders: Obwohl sich...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hitzestress am Arbeitsplatz: Mehr Krankmeldungen bei Extremtemperaturen
02.07.2025

Extreme Sommerhitze belastet nicht nur das Wohlbefinden, sondern wirkt sich zunehmend auf die Arbeitsfähigkeit aus. Bei Hitzewellen...

DWN
Politik
Politik Europa vor dem Zerfall? Ex-Premier Letta warnt vor fatalem Fehler der EU
02.07.2025

Europa droht, zum Museum zu verkommen – oder zum Spielball von Trump und China. Italiens Ex-Premier Letta rechnet ab und warnt vor dem...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....