Gemischtes

Volkswagen streicht tausende Stellen in der Verwaltung

Lesezeit: 2 min
13.03.2019 10:15
Volkswagen wird in den kommenden Jahren bis zu 7.000 Stellen in der Verwaltung streichen.
Volkswagen streicht tausende Stellen in der Verwaltung

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Der Volkswagen-Konzern will bei seiner Kernmarke VW Pkw in den nächsten fünf Jahren zusätzlich 5.000 bis 7.000 Stellen streichen. Wie das Unternehmen am Mittwoch in Wolfsburg weiter mitteilte, will VW Routineaufgaben automatisieren und unter anderem auch damit ab 2023 eine Gewinnverbesserung von 5,9 Milliarden Euro jährlich erzielen. Stellen sollen beim altersbedingten Ausscheiden von Mitarbeitern nicht neu besetzt werden.

Die Stellen sollen in der Verwaltung wegfallen. Inklusive der technischen Entwicklung beschäftigt VW in indirekten Bereichen rund 54 000 Mitarbeiter. Die allgemeinen Sachkosten und der Personalbedarf in der Verwaltung sollten um 15 Prozent gesenkt werden, hieß es vom Unternehmen.

In den kommenden drei Jahren sieht der bei der Kernmarke fürs Tagesgeschäft zuständige Manager Ralf Brandstätter das Potenzial für wegfallende Stellen insgesamt sogar bei rund 11 000 Jobs. Denn jetzt stehen die geburtenstarken Jahrgänge von Anfang und Mitte der 1960er Jahre kurz vor dem Ruhestand.

Der Vorstand habe sich bisher geweigert, die Jahrgänge nach 1961 für die Altersteilzeit freizugeben, obwohl viele Kollegen nach einem langen und harten Arbeitsleben darauf warteten, sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh. Er warnte aber vor einer Zwei-Klassen-Belegschaft. Der Vorstand müsse wissen, dass es bei den Angeboten zur Altersteilzeit keinen Unterschied zwischen Verwaltung und Produktion geben könne, betonte er.

"Wir müssen jetzt eine Betriebsvereinbarung abschließen, die unsere Informations- und Mitbestimmungsrechte regelt", sagte Osterloh und verwies auf die bestehende Beschäftigungssicherung bis Ende 2025. Für die Altersteilzeit könne es nur das Prinzip der doppelten Freiwilligkeit geben, bei der die Aufgabe entfällt und der Betroffene auch in den Ruhestand will.

Hintergrund ist, dass VW derzeit viel Geld in moderne IT-Systeme investiert. Das eröffnet Spielraum für das Management, über Stellenstreichungen Kosten zu sparen. Bereits seit einigen Tagen steht ein weiterer Personalabbau bei der Marke VW im Raum. Zudem will Volkswagen die Modellvielfalt reduzieren und Materialkosten senken.

Mit den bisherigen Sparprogrammen habe VW bereits viel erreicht, sagte Brandstätter: "Aber wir müssen noch deutlich mehr tun, um die anstehenden Herausforderungen auch in der Zeit nach 2020 zu bewältigen."

Mit der Umsatzrendite - also dem, was vom Umsatz als Betriebsgewinn übrig bleibt - ist Volkswagen nicht zufrieden. "Sie genügt nach wie vor nicht unseren Ansprüchen. Vor allem nicht im Vergleich zum Wettbewerb", sagte Brandstätter. Mit "uns" meint Brandstätter die Aktionäre des Konzerns.

VW-Konzern- und Markenchef Diess war 2015 von BMW geholt worden, um die chronisch gewinnschwache Kernmarke auf Effizienz zu trimmen. 2022 sollen 6 Prozent vom Umsatz als operativer Gewinn hängen bleiben, vergangenes Jahr waren es weniger als 4 Prozent.

Im Herbst 2016 hatte das Unternehmen mit der Arbeitnehmerseite bereits ein großes Sparprogramm verabredet, das bis Ende 2020 läuft. Es sieht den weltweiten Abbau von 30 000 Stellen vor, 23 000 davon in Deutschland. Im Gegenzug sollen 9000 Arbeitsplätze in Zukunftsbereichen wie der Softwareentwicklung neu entstehen. Bisher hat das Unternehmen in diesem Rahmen netto 6300 Stellen abgebaut. Das Programm sollte eine Ergebnisverbesserung von 3,7 Milliarden Euro ab 2020 bringen und die Produktivität der Werke deutlich erhöhen.

VW-Konzernchef Diess will mit der neuen Sparrunde auch die Investitionen für den Schwenk zu Elektromodellen und Digitalisierung bezahlen. Die Marke VW verfehlte im vergangenen Jahr ihre Renditeziele, vor allem weil die Probleme rund um den neuen Abgas- und Verbrauchstest WLTP viel Geld kosteten. Weil Zulassungen nach dem neuen Prüftest fehlten, konnte lange Zeit nur ein eingeschränktes Modellangebot verkauft werden.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Auto >

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...