Finanzen

Goldman Sachs warnt vor Panik wegen Umkehrung der Zinskurve

Der US-Anleihemarkt sendet derzeit Signale aus, die auf eine drohende Rezession hinweisen. Doch die Investmentbank Goldman Sachs erwartet weiterhin "niedrige, aber positive Renditen".
26.03.2019 17:15
Lesezeit: 2 min

Im Normalfall bringen längerfristige Staatsanleihen höhere Zinsen. Doch im US-Anleihemarkt ist dies derzeit nicht der Fall. Am Freitag waren die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen erstmals seit dem Jahr 2007 unter die Renditen für US-Anleihen mit einer Laufzeit von drei Monaten gefallen.

In der Vergangenheit folgte auf eine Umkehrung einer solchen Zinskurve in der Regel ein Abschwung der Wirtschaft innerhalb von 18 Monaten. Nun hat sich auch Goldman Sachs zu diesen Entwicklungen im US-Anleihemarkt geäußert, die auf eine bevorstehende Rezession hindeuten.

Doch die Investmentbank rät davon ab, in Panik zu geraten. Der Anteil der Zinskurve, der sich umgekehrt habe, sei nicht so groß wie bei Rezessionen in der Vergangenheit, schrieben die Goldman-Analysten Alessio Rizzi und Christian Mueller-Glissmann am Montag.

Zudem sei der Einbruch der 10-jährigen Staatsanleihen auch auf Entwicklungen außerhalb der USA zurückzuführen. Auch würden die Renditen für zehnjährige Zinsen weiterhin über denjenigen von zweijährigen Anleihen liegen.

„Das Rezessionsrisiko ist trotz niedrigerer Renditen und einer hohen Änderungsrate der Volatilität selbst weiterhin gering“, zitiert Bloomberg die Analysten. Aktien und risikobehaftete Vermögenswerte im Allgemeinen könnten auch bei einer flachen Zinskurve steigen.

Diese Argumention von Rizzi und Mueller-Glissmann stimmt mit der Schlussfolgerung überein, welche die Goldman-Strategen seit einiger Zeit vertreten, dass nämlich Risikoanlagen "niedrige, aber positive Renditen" verzeichnen werden.

Auch die Analysten anderer Finanzfirmen vertreten die Ansicht, dass trotz der Umkehrung der Zinskurve derzeit keine Rezession droht.

Fidelity International etwa erwartet im weiteren Jahresverlauf eine Belebung des Wachstums. Andrea Iannelli, ein in London ansässiger Investmentchef bei dem Fondsmanager, schrieb am Dienstag, dass viel Pessimismus bereits eingepreist sei.

Bei Morgan Stanley sagte der Stratege Matthew Hornbach, dass die Umkehrung der Zinskurve mindestens bis zur Sitzung der Federal Reserve im Juni andauern müsste. Erst dann werde die Fed möglicherweise über notwendige Gegenmaßnahmen nachdenken.

Der Präsident der Chicagoer Fed, Charles Evans, sagte am Montag, die Zinskurven hätten in letzter Zeit „eine etwas höhere Rezessionswahrscheinlichkeit abgeworfen“, sie hätten in der Vergangenheit aber auch schon falsch gelegen.

Und Eric Rosengren, Präsident der Bostoner Fed, sagte am Dienstag, er entnehme der Zinskurve „nicht annähernd so viele Informationen wie manche Leute", obwohl die Kurve aufholen sollte, wenn die Wirtschaft wächst, was er erwartet.

Die frühere Fed-Chefin Janet Yellen sagte am Montag in Hongkong, dass die Umkehrung der Zinskurve sehr leicht vonstatten gehe und dass diese allein nicht signalisiere, dass eine Rezession in den USA bevorsteht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Sorgen um US-Zölle dämpfen Rekordlaune
11.07.2025

Nach seinem Rekordhoch gerät der DAX-Kurs zum Wochenausklang unter Druck. Drohende Zölle aus den USA und schwache Unternehmensdaten...

DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...