Politik

ZF Friedrichshafen plant Milliarden-Übernahme in den USA

Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen nimmt viel Geld in die Hand. Das Ziel der Investition ist ein Bremsenhersteller aus den USA.
28.03.2019 17:23
Lesezeit: 1 min

Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen will den Lkw-Bremsenhersteller Wabco für gut sieben Milliarden Dollar schlucken und damit sein Nutzfahrzeug-Geschäft ergänzen. Der Stiftungskonzern vom Bodensee bietet 136,50 Dollar für jede der an der New Yorker Börse notierten Wabco-Aktien, wie ZF und Wabco am Donnerstag mitteilten. "Wir sind davon überzeugt, dass ZF gemeinsam mit Wabco den weltweit führenden Systemanbieter für Nutzfahrzeugtechnik bilden kann", erklärte ZF-Chef Wolf-Henning Scheider. Bremsentechnik werde für Lkw beim autonomen Fahren immer wichtiger, begründete ZF die Übernahmepläne, die vor rund vier Wochen durchgesickert waren. Jetzt sind sich die Manager der beiden Konzerne einig, die Wabco-Aktionäre müssen aber noch zu mindestens 50 Prozent zustimmen.

ZF Friedrichshafen wächst mit Wabco auf einen Umsatz von mehr als 40 Milliarden Euro. Die beinahe 150 Jahre alte Wabco (ehemals Westinghouse Air Brake Systems) allein kommt mit rund 16.000 Mitarbeitern auf 3,3 Milliarden Euro Umsatz. "Wir sehen in Zukunft große Chancen, aber diese umzusetzen, wird eine größere Herausforderung", erklärte Wabco-Chef Jacques Esculier. "Das ist die richtige Verbindung zum richtigen Preis zur richtigen Zeit." Viele Wabco-Aktionäre hatten aber auf mehr gehofft: Am Mittwoch schloss die Aktie bei 146 Dollar, am Donnerstag fiel sie auf 131,50. Der Konzern war 2007 von American Standard abgespalten und an die Börse gebracht worden.

ZF-Chef Scheider sieht Rückhalt der beiden Eigentümer des Konzerns, zweier Stiftungen, für die Übernahme. "Dies ist auch im Sinne unserer Gesellschafter, denn der Zukauf stärkt ZF nachhaltig." Nutznießer der Zeppelin-Stiftung, der die Mehrheit an ZF gehört, ist die Stadt Friedrichshafen. Für den Konzern ist es bereits der zweite milliardenschwere Zukauf in den USA. Vor vier Jahren hatte ZF 12,4 Milliarden Dollar für den Zulieferer TRW ausgegeben. Finanziell könne man die Übernahme gut stemmen, sagte Finanzvorstand Konstantin Sauer. "Nach der erfolgreichen Integration von TRW hat ZF seine Verschuldung signifikant reduziert." Die neuen Schulden für Wabco könnten schnell getilgt werden.

Die Übernahme soll bis zum nächsten Jahr unter Dach und Fach sein. Gelingt sie, kämen die beiden mit Abstand größten Hersteller von Lastwagen-Bremsen aus Deutschland. Hinter Wabco liegt die Münchner Knorr-Bremse auf Platz zwei auf dem Weltmarkt. Sie hatte ein Gegengebot deshalb aus Kartellgründen ausgeschlossen. ZF und Knorr-Bremse hatten bereits gegeneinander um den schwedischen Bremsen-Spezialisten Haldex gebuhlt. Zum Zug kam am Ende keiner der beiden.

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