Im laufenden Jahr wird das US-Haushaltsdefizit Prognosen der Investmentbank Goldman Sachs zufolge etwa 950 Milliarden Dollar erreichen. Dies entspricht rund 4,5 Prozent des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts. "Die Aussichten für den Staatshaushalt haben sich leicht verbessert, obwohl die zugrunde liegende Entwicklung weiterhin problematisch ist", zitiert die Financial Times die Ökonomen von Goldman Sachs.
Doch viele Analysten prognostizieren, dass das Defizit erstmals seit dem Jahr 2012 wieder über die Marke von 1 Billion Dollar ansteigen wird und dort auf unbestimmte Zeit verharren wird. Das Timing ist ungünstig.
Denn die Federal Reserve ist gerade dabei, ihre Bestände an US-Staatsanleihen abzubauen, die sie im Zuge der Finanzkrise 2007/08 erworben hat. Und auch ausländische Investoren, die das US-Defizit lange finanziert hatten, ziehen sich izwischen in signifikanter Zahl zurück.
Zugleich haben jedoch die heimischen Banken, Geldverwalter, Versicherungsgesellschaften, Pensionskassen und normale Bürger ihre Käufe von US-Staatsanleihen deutlich verstärkt, was dazu beigetragen hat, dass die Kreditkosten niedrig gehalten werden konnten.
Ausländische Investoren hielten Ende des vergangenen Jahres laut Zahlen der Deutschen Bank einen Anteil von nur noch 35,3 Prozent am US-Anleihemarkt. Das war der niedrigste Wert seit 2004.
Zugleich tätigten inländischer Investoren in allen vier Quartalen des letzten Jahres starke Zukäufe, sodass ihr Anteil an den US-Staatsschulden sich auf 52 Prozent erhöhte. Dies ist der höchste Wert seit 2009.
Doch nicht alle ausländischen Investoren haben sich zurückgezogen. Interessanterweise sind lediglich die ausländischen Zentralbanken Nettoverkäufer, und dies bereits seit dem Jahr 2015, so die Deutsche Bank.
Der private Sektor hingegen, also etwa ausländische Banken oder Vermögensverwalter und andere Unternehmen, kaufen weiterhin erhebliche Mengen US-Staatsanleihen hinzu - wenn auch in einer geringeren Rate als noch unmittelbar nach der Finanzkrise.
Die Federal Reserve hält nur noch rund 12,7 Prozent am US-Anleihemarkt. Das ist der geringste Wert seit mehr als fünf Jahren. Die wechselnde Zusammensetzung der Käufer von US-Staatsanleihen hat jedoch die Kreditkosten der Regierung nur wenig beeinflusst.
Die Ankündigung der Federal Reserve, die Zinssätze nicht weiter ansteigen zu lassen, sondern sie auf absehbare Zeit stabil zu halten, sowie die gedämpften Aussichten für Wachstum und Inflation haben dazu beigetragen, dass die Renditen für Staatsanleihen in diesem Jahr stark gesunken sind.
Dies bedeutet, dass die Kosten für die Bedienung der Schulden im Verhältnis zur Größe der Wirtschaft fast die niedrigsten seit vier Jahrzehnten sind. Das ist erstaunlich, da die Schuldenquote auf 108 Prozent des BIP angewachsen ist.
Wenn man die Inflationsrate in die Zinslast einbezieht, ist sie jetzt so niedrig wie zuletzt in den 1960er Jahren, als die Schuldenquote nur 40 Prozent betrug, sagt David Bianco, Chief Investment Officer bei der Deutschen Bank in Amerika.