Finanzen

Zentralbanken ziehen sich aus dem Markt für US-Staatsanleihen zurück

Lesezeit: 2 min
10.04.2019 17:18
Ausländische Investoren haben US-Staatsanleihen zuletzt gemieden und halten einen immer geringeren Teil der amerikanischen Schulden.
Zentralbanken ziehen sich aus dem Markt für US-Staatsanleihen zurück
Eine US-Staatsanleihe. (Foto: National Review)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im laufenden Jahr wird das US-Haushaltsdefizit Prognosen der Investmentbank Goldman Sachs zufolge etwa 950 Milliarden Dollar erreichen. Dies entspricht rund 4,5 Prozent des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts. "Die Aussichten für den Staatshaushalt haben sich leicht verbessert, obwohl die zugrunde liegende Entwicklung weiterhin problematisch ist", zitiert die Financial Times die Ökonomen von Goldman Sachs.

Doch viele Analysten prognostizieren, dass das Defizit erstmals seit dem Jahr 2012 wieder über die Marke von 1 Billion Dollar ansteigen wird und dort auf unbestimmte Zeit verharren wird. Das Timing ist ungünstig.

Denn die Federal Reserve ist gerade dabei, ihre Bestände an US-Staatsanleihen abzubauen, die sie im Zuge der Finanzkrise 2007/08 erworben hat. Und auch ausländische Investoren, die das US-Defizit lange finanziert hatten, ziehen sich izwischen in signifikanter Zahl zurück.

Zugleich haben jedoch die heimischen Banken, Geldverwalter, Versicherungsgesellschaften, Pensionskassen und normale Bürger ihre Käufe von US-Staatsanleihen deutlich verstärkt, was dazu beigetragen hat, dass die Kreditkosten niedrig gehalten werden konnten.

Ausländische Investoren hielten Ende des vergangenen Jahres laut Zahlen der Deutschen Bank einen Anteil von nur noch 35,3 Prozent am US-Anleihemarkt. Das war der niedrigste Wert seit 2004.

Zugleich tätigten inländischer Investoren in allen vier Quartalen des letzten Jahres starke Zukäufe, sodass ihr Anteil an den US-Staatsschulden sich auf 52 Prozent erhöhte. Dies ist der höchste Wert seit 2009.

Doch nicht alle ausländischen Investoren haben sich zurückgezogen. Interessanterweise sind lediglich die ausländischen Zentralbanken Nettoverkäufer, und dies bereits seit dem Jahr 2015, so die Deutsche Bank.

Der private Sektor hingegen, also etwa ausländische Banken oder Vermögensverwalter und andere Unternehmen, kaufen weiterhin erhebliche Mengen US-Staatsanleihen hinzu - wenn auch in einer geringeren Rate als noch unmittelbar nach der Finanzkrise.

Die Federal Reserve hält nur noch rund 12,7 Prozent am US-Anleihemarkt. Das ist der geringste Wert seit mehr als fünf Jahren. Die wechselnde Zusammensetzung der Käufer von US-Staatsanleihen hat jedoch die Kreditkosten der Regierung nur wenig beeinflusst.

Die Ankündigung der Federal Reserve, die Zinssätze nicht weiter ansteigen zu lassen, sondern sie auf absehbare Zeit stabil zu halten, sowie die gedämpften Aussichten für Wachstum und Inflation haben dazu beigetragen, dass die Renditen für Staatsanleihen in diesem Jahr stark gesunken sind.

Dies bedeutet, dass die Kosten für die Bedienung der Schulden im Verhältnis zur Größe der Wirtschaft fast die niedrigsten seit vier Jahrzehnten sind. Das ist erstaunlich, da die Schuldenquote auf 108 Prozent des BIP angewachsen ist.

Wenn man die Inflationsrate in die Zinslast einbezieht, ist sie jetzt so niedrig wie zuletzt in den 1960er Jahren, als die Schuldenquote nur 40 Prozent betrug, sagt David Bianco, Chief Investment Officer bei der Deutschen Bank in Amerika.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Clean Industrial Deal: Warum die EU jetzt handeln muss
26.12.2024

Vor fünf Jahren setzte die EU mit dem Europäischen Green Deal neue Maßstäbe im globalen Klimaschutz. Heute, angesichts wachsender...

DWN
Politik
Politik Papst eröffnet Heiliges Jahr mit Hoffnungsbotschaft
26.12.2024

Ein strammes Programm hatte der gesundheitlich angeschlagene Papst an Weihnachten zu stemmen: Er eröffnete das Heilige Jahr der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland schafft Gasspeicherumlage ab: Entlastung für Nachbarländer, Mehrkosten für Verbraucher
26.12.2024

Deutschland verabschiedet sich von der umstrittenen Gasspeicherumlage an Grenzübergangspunkten zu Nachbarländern. Mit einer Änderung des...

DWN
Immobilien
Immobilien Sechs Jahre Mietenstopp: Können Mietpreiserhöhungen gesetzlich verboten werden?
26.12.2024

Der aktuelle Wohnmarkt bereitet Volk wie Bundesregierung Kopfzerbrechen. Laut Umfragen glauben immer weniger Deutsche daran, sich den Traum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kann Automatisierung die deutsche Industrie retten?
26.12.2024

Die deutsche Wirtschaft kämpft mit Fachkräftemangel und explodierenden Kosten. Wie können Automatisierung und Robotik diese...

DWN
Politik
Politik Wahlforscher Jung: Die Union hat ein "Merz-Problem" - und Habeck eine gute Chance
26.12.2024

Es sei sehr wahrscheinlich, dass Unionskandidat Merz der nächste deutsche Bundeskanzler wird, sagt Wahlforscher Matthias Jung. Doch er...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Fünf Jahre Corona: Als Covid-19 die Welt in den Stillstand zwang
26.12.2024

Lockdowns, Masken, Grenzschließungen: Fünf Jahre nach dem Auftauchen der ersten Covid-19-Fälle hat die Corona-Pandemie weltweit ihre...

DWN
Politik
Politik Chaos und Dutzende Tote in Mosambik nach Wahlergebnis
26.12.2024

Seit der Verkündung des Wahlsiegs der Regierungspartei kommt es zu immer blutigeren Unruhen. Demonstranten befreien Gefangene und...