Deutschland

Merkel erwägt Sondersteuer auf Benzin, Kohle, Heizöl und Erdgas

Lesezeit: 2 min
10.04.2019 16:19
Die Bundesregierung schließt eine Sondersteuer auf fossile Brennstoffe nicht aus. Der Klimaschutz wird zu stark steigenden Energie-Preisen in Deutschland führen.
Merkel erwägt Sondersteuer auf Benzin, Kohle, Heizöl und Erdgas

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Bundesregierung will Tempo beim umstrittenen Klimaschutzgesetz machen und stärkt Umweltministerin Svenja Schulze in Kernpunkten den Rücken. Bis Ende Mai erwarte man von den Fachministern Vorschläge für Instrumente zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen, sagte Schulze nach der ersten Sitzung des sogenannten Klimakabinetts unter Leitung von Kanzlerin Angela Merkel am Mittwoch. Bei den Vorgaben für einzelne Sektoren wie Verkehr oder Gebäude soll es bleiben. Merkel sagte, es werde zunächst ein Preis für den CO2-Ausstoß über alle Sektoren hinweg geprüft, bevor andere Instrumente festgelegt würden. Klar sei aber: "Wir verpflichten uns - und das auch durch gesetzliche Maßnahmen - die Klimaschutzziele 2030 vollumfänglich einzuhalten."

Schulze hat bereits einen ersten Gesetzentwurf vorgelegt, der für jeden Sektor Klimaziele vorgibt, für die das jeweilige Ministerium haften soll. Unter anderem dies hatte in der Union heftige Proteste ausgelöst. Auch CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte den auf Sektoren fokussierten Weg kritisiert, um auf das Einsparziel von 55 Prozent weniger CO2 bis 2030 im Vergleich zu 1990 zu kommen. Der Gesetzentwurf Schulzes lag so vorerst auf Eis. Im Klimakabinett vertreten sind die Ministerien für Wirtschaft, Landwirtschaft, Verkehr und Bau sowie Finanzminister und Vize-Kanzler Olaf Scholz (SPD). In dem Gremium soll das Vorhaben wieder in Schwung gebracht werden.

SCHOLZ WILL CO2-ABGABE NICHT AUSSCHLIESSEN

Scholz betonte im Gespräch mit Reuters TV die Verantwortung der einzelnen Ressorts, die nun Entscheidungen treffen müssten. Eine CO2-Abgabe wollte er ebenfalls nicht ausschließen: "Es wird diskutiert, was man machen kann und welche Handlungsoptionen existieren." Klar sei, dass der Klimaschutz weitgehende Änderungen verlange: "In allen Sektoren unserer Wirtschaft wird es Konsequenzen haben müssen."

Eine CO2-Abgabe würde fossile Brennstoffe wie Benzin, Kohle, Heizöl oder Gas teurer machen. Zugleich könnte aber mit den Einnahmen etwa Strom aus erneuerbaren Energien verbilligt und ein sozialer Ausgleich für besonders Betroffene geschaffen werden. Ein solcher CO2-Preis findet Sympathie auch in der Industrie sowie in fast allen Parteien des Bundestages.

Die Strompreise in Deutschland haben inzwischen aufgrund der Energiewende einen historischen Höchststand erreicht.

Das Umweltministerium will aber auch jenseits dieser Option an der Verantwortung der jeweiligen Ressorts festhalten. Besonders das Verkehrsministerium steht unter Druck, da der Sektor bis 2030 mindestens 40 Prozent des CO2-Ausstoßes reduzieren soll. Bisher hat er im Vergleich zu 1990 nichts einsparen können. Schulze signalisierte aber Flexibilität, sollte ein anderer Sektor bereit sein, mehr CO2 als vorgegeben einzusparen. Dies gilt aber als wenig wahrscheinlich.

Sollte Deutschland in den nächsten Jahren etwa im Verkehrs- oder Gebäudebereich mehr CO2 ausstoßen als mit der EU vereinbart, müssten Verschmutzungsrechte aus anderen Ländern gekauft werden. Dafür hat Finanzminister Scholz bereits Mittel im Haushalt einplanen müssen. Nach Schulzes Plan müsste das Geld künftig aus den Etats der jeweils verantwortlichen Ressorts aufgebracht werden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...