Deutschland

Deutsche Maschinenbauer erwarten ein schwieriges Jahr

Lesezeit: 2 min
14.04.2019 09:14
Führende Branchenbeobachter prognostizieren für den deutschen Maschinenbau dieses Jahr eine deutliche Abschwächung der Geschäftslage.
Deutsche Maschinenbauer erwarten ein schwieriges Jahr
Für 2018 meldete der VDMA ein reales Produktionswachstum im deutschen Maschinenbau von 2,1 Prozent. Für dieses Jahr erwartet er nun deutlich weniger. (Grafik: VDMA)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die deutschen Maschinenbauer, Deutschlands zweitwichtigster Industriezweig hinter dem Kraftfahrzeugbau, blicken zunehmend pessimistisch in die Zukunft, wie eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung PwC zeigt.

Die Unternehmensberatung befragt vierteljährlich 100 Führungskräfte aus dem deutschen Maschinen- und Anlagenbau zu ihren Einschätzungen der Wirtschaftslage und den Perspektiven für ihre Unternehmen.

Demnach gehen die Manager für das eigene Unternehmen dieses Jahr nur noch von einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von 3,1 Prozent aus. Bei der gleichen Befragung vor einem Jahr lagen die Erwartungen mit 8,0 Prozent noch mehr als doppelt so hoch.

Laut dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) erreichte der Maschinenbau in Deutschland schon im letzten Jahr ein reales Produktionswachstum von nur rund 2 Prozent. Und für dieses Jahr erwartet der VDMA noch weniger.

„Der VDMA prognostiziert für 2019 ein reales Produktionswachstum von 1 Prozent", sagte der Chefvolkswirt von Europas größtem Industrieverband, Dr. Ralph Wiechers, den Deutschen Wirtschaftsnachrichten.

Berücksichtige man eine Preissteigerung von 1 bis 2 Prozent, komme man auf eine ähnliche Größenordnung wie die PwC-Umfrage, obwohl diese eine Stichprobe von nur 100 der insgesamt rund 6.500 Unternehmen im deutschen Maschinenbau zugrunde legt.

Laut PwC machen sich die schlechteren Aussichten für 2019 bereits jetzt in der Produktion bemerkbar. Die durchschnittliche Auslastung lag im ersten Quartal dieses Jahres bei nur noch 91,4 Prozent - dem niedrigsten Wert seit zwei Jahren.

"Die deutschen Maschinenbauer sind zwar weiterhin sehr gut ausgelastet, doch Anzeichen einer Abkühlung sind deutlich erkennbar. Die anhaltenden Unwägbarkeiten im internationalen Handel, ein schwer zu kalkulierender Brexit sowie der massive Strukturwandel in der Automobilindustrie belasten die Aussichten", sagte Dr. Klaus-Peter Gushurst, Experte für den Maschinenbau bei PwC Deutschland

Rund 36 Prozent der Entscheider im deutschen Maschinenbau äußern sich mittlerweile pessimistisch mit Blick auf die globale Konjunktur. Im vierten Quartal 2018 waren es noch 30 Prozent.

Auch bezogen auf die deutsche Wirtschaftsentwicklung wächst die Skepsis: Jeder vierte Maschinenbauer (24 Prozent) beurteilt die Aussichten negativ. Damit liegt der Anteil der Pessimisten mehr als doppelt so hoch wie noch im Vorquartal (elf Prozent).

Beim Thema Auslandsinvestitionen sind die deutschen Maschinenbauer zurückhaltender geworden. Nach 44 Prozent im Vorjahr, planen in diesem Jahr nur noch 28 Prozent einen Gang ins Ausland.

Laut PwC plant die überwiegende Mehrheit der deutschen Maschinenbauer trotz der sich anbahnenden Abkühlung, ihre Investitionstätigkeit auf konstantem Niveau zu halten oder sogar leicht auszubauen. Im Fokus stünden dabei vor allem die Weiterbildung der Mitarbeiter, neue Technologien sowie Forschung und Entwicklung.

Bei den Technologieinvestitionen liegen Roboter, 3D-Druck und Datenanalysen vorn. Andere wichtige Zukunftstechnologien erhalten hingegen wenig Beachtung. In künstliche Intelligenz wollen lediglich 7 Prozent aller Befragten investieren, in Digitale Zwillinge nur 6 Prozent und in Blockchain sogar nur 2 Prozent.

"Um nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Maschinenbauunternehmen jetzt strategisch investieren. Zurückhaltung bei wichtigen Zukunftsthemen wäre das falsche Signal", sagt Klaus-Peter Gushurst, Leiter Industries und Innovation bei PwC Deutschland.

Die Bosch GmbH erwartet für 2019 ein weltweites Wirtschaftswachstum von nur 2,3 Prozent „Ausschlaggebend für unseren verhaltenen Ausblick sind weiterhin zahlreiche geopolitische Entwicklungen wie der offene Ausgang des Brexits und diverse Handelsstreitigkeiten", sagte Prof. Dr. Stefan Asenkerschbaumer, stellvertretender Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung und für Finanzen verantwortlich.

"Zudem verdirbt ein aggressiver Wirtschaftsprotektionismus in Form von Strafzöllen oder der Aufkündigung von Freihandelsabkommen die Konsum- und Investitionslaune", so der Bosch-Finanzchef.

"Der Maschinen- und Anlagenbaubranche dürfte sich den konjunkturellen und politischen Belastungen nicht entziehen können", sagte die Bosch-Geschäftsführung Ende Januar. So hätten die globalen Auftragseingänge im Maschinenbau zuletzt eine merkliche Abschwächung gezeigt. Das Unternehmen rechne daher im Vergleich zu den Vorjahren mit einem deutlich langsameren Wachstum.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neuentdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...