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Kooperation mit Russland: China investiert in riesiges Flüssiggas-Projekt in der Arktis

Lesezeit: 2 min
07.05.2019 09:49
Wegen der starken Inlandsnachfrage nach Flüssiggas beteiligt sich China an dem russischen Megaprojekt Arctic LNG 2, um in der Arktis Flüssiggas zu produzieren.
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Zwei staatliche chinesische Ölkonzerne beteiligen sich an dem Megaprojekt Arctic LNG 2 von Russlands zweitgrößtem Erdgasproduzenten Novatek. Die Vereinbarungen wurden Ende April auf dem zweiten Belt-and-Road-Forum für internationale Zusammenarbeit in China unterzeichnet.

Bei den beiden chinesischen Staatskonzernen handelt es sich um China National Offshore Oil Corp. (CNOOC), Chinas größter Produzent von Offshore-Öl und Gas, und China National Oil and Gas Development Co. (CNODC), eine Einheit der China National Petroleum Corp. (CNPC). Sie erwarben jeweils 10 Prozent an dem Projekt.

Mit der Beteiligung von CNOOC und CNODC festigt das private Unternehmen Novatek seine Position als führender russischer Entwickler von Flüssiggas (LNG) vor den beiden staatlich unterstützten Unternehmen Rosneft und Gazprom.

Der Vorstandschef von Novatek, Leonid Michelson, begrüßte die Beteiligung der Chinesen. China sei "einer der wichtigsten Verbrauchermärkte für unseren LNG-Verkauf", zitiert ihn Oilprice.com. Das Projekt Arctic LNG 2 werde ein "Game-Changer" auf dem globalen Gasmarkt sein.

Arctic LNG 2 nutzt die Erfahrungen von Yamal LNG

Michelson verwies auf die Erfahrungen seines Unternehmens aus seinem Projekt Yamal LNG als Beweis dafür, dass man Operationen in der Arktis durchführen kann. An dem Joint-Venture sind auch Total und CNPC mit jeweils 20 Prozent beteiligt.

Im März hat der französische Ölkonzern Total nun auch in Arctic LNG 2 investiert. Novatek sagte in seinem Quartalsbericht, dass der Verkauf einer 10-prozentigen Beteiligung an dem Projekt zu einem Nettogewinn von 4,8 Milliarden Dollar geführt habe.

Den Einstieg von CNPC bei Arctic LNG 2 bezeichnete der Vorstandschef von Novatek als einen wichtigen Meilenstein. "Die gesammelten Erfahrungen aus der Zusammenarbeit sind eine solide Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung unseres neuen LNG-Projekts."

China war maßgeblich daran beteiligt, Yamal LNG zum Laufen zu bringen. Neben der Beteiligung von CNPC, die 2013 einen Anteil von 20 Prozent erwarb, erwarb der Silk Road Fund (SRF) im März 2016 einen Anteil von 9,9 Prozent für 1,21 Milliarden Dollar.

Zudem gewährte SRF dem Projekt ein Darlehen mit einer Laufzeit von 15 Jahren in Höhe von rund 813 Millionen Dollar. CNPC unterzeichnete mit Yamal LNG eine 20-jährige Abnahmevereinbarung über 3 Millionen Tonnen pro Jahr.

Die Export-Import-Bank of China und die China Development Bank gewährten ebenfalls Kredite in Höhe von 10,4 Milliarden Dollar und 151 Millionen US-Dollar im Jahr 2016. Hinzu kam ein Darlehen von 4 Milliarden Dollar aus russischer Finanzierung.

Arctic LNG 2 hat Kapazität von 20 Mio. Tonnen pro Jahr

Das Projekt "Arctic LNG 2" umfasst drei Produktionszüge mit einer Kapazität von je 6,6 Millionen Tonnen pro Jahr. Eine wichtige finale Investitionsentscheidung (FID) für das Projekt wird noch in diesem Jahr erwartet.

Die erste LNG-Lieferung ist für Ende 2023 geplant. Das ist etwa der Zeitpunkt, wenn die globalen LNG-Märkte nach Ansicht der meisten Analysten von ihrem derzeitigen Überhang zu einem möglichen Mangel des superkalten Kraftstoffs übergehen werden.

Chinas Nachfrage nach Gas ist unersättlich

Chinas LNG-Bedarf könnte bis 2025 laut verschiedenen Branchenprognosen 80-100 Millionen Tonnen pro Jahr erreichen, gegenüber 53,7 Millionen Tonnen im Jahr 2018. Die steigende Nachfrage nach dem Kraftstoff ist Teil der Bemühungen Pekings, die Luftqualität in den größten Städten des Landes zu verbessern.

In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Flüssiggas in China bereits stark angestiegen und musste zunehmend durch Importe gedeckt werden, darunter geopolitisch unerwünschte Gasimporte aus den USA, die auch im anhaltenden Handelskrieg eine Rolle spielen.

Die chinesische Gesamtnachfrage nach Gas wird laut dem Ölgroßkonzern CNPC bis zum Jahr 2035 auf 620 Milliarden Kubikmeter steigen, gegenüber 280,3 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2018.

Die Inlandsproduktion werde dann 300 Milliarden Kubikmeter betragen, gegenüber 161 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2018. Daher müssten die Importe von 124,7 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2018 auf 320 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2035 ausgeweitet werden.


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