Deutschland

Aufsicht kritisiert Geldwäsche-Prozesse bei Smartphone-Bank N26

Die Smartphone-Bank N26 hat letztes Jahr die Zahl ihrer Kunden verdreifacht. Dabei kam laut BaFin der Kampf gegen Geldwäsche viel zu kurz.
24.05.2019 14:11
Lesezeit: 2 min

Die Finanzaufsicht BaFin hat bei der Berliner Smartphone-Bank N26 weitreichende Mängel bei den Vorkehrungen gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung festgestellt und Nachbesserungen gefordert.

Dies geht aus einer BaFin-Anordnung vom Mittwoch hervor, zu deren Veröffentlichung die Behörde nach § 57 Geldwäschegesetz verpflichtet war.

Demnach muss die N26 Bank GmbH einige Bestandskunden neu identifizieren sowie Prozessbeschreibungen und Arbeitsabläufe verschriftlichen.

Auch Rückstände bei der Kontrolle verdächtiger Transaktionen müssten abgearbeitet werden, ordnete die Behörde an. N26 müsse zudem eine angemessene personelle und technisch-organisatorische Ausstattung zur Einhaltung ihrer geldwäscherechtlichen Verpflichtungen sicherstellen.

Geringere Kosten als traditionelle Banken

N26 ist bereits seit dem Jahr 2016 aktiv. In den vergangenen Jahren ist sie sehr schnell gewachsen. Mit einer Bewertung von zuletzt 2,7 Milliarden Dollar gehört sie heute zu den teuersten Start-ups in Deutschland. 

Die N26 Bank GmbH war nach eigenen Angaben zuletzt in 24 europäischen Märkten aktiv und hat mehr als 2,5 Millionen Kunden. Österreich ist derzeit der zweitgrößte Markt für N26 hinter Deutschland. Es folgen Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien.

"Wir sind heu­te be­reits pro­fi­ta­bel pro Kun­de", sagte N26-Chef Valentin Stalf der Anfang Mai gegenüber der FAS. "Wir ma­chen zwar ab­so­lut we­ni­ger Um­satz pro Kun­de als ei­ne tra­di­tio­nel­le Bank, ha­ben aber auch deut­lich ge­rin­ge­re Kos­ten."

Der seit langem angekündigte Markteintritt von N26 in den USA hat sich immer wieder verzögert. Von der BaFin-Anordnung ist das Vorhaben aber nicht betroffen, sagte eine Pressesprecherin von N26 gegenüber den DWN.

Laut Reuters werfen Kritiker N26 vor, dass ihre Prozesse nicht mit dem schnellen Wachstum mitgehalten hätten. "Im vergangenen Jahr hat sich die Anzahl unserer Kunden verdreifacht – in der gleichen Zeit haben wir die Gesamtzahl unserer Mitarbeiter verdoppelt", so die Sprecherin.

N26 Bank verspricht Besserung

Im Hinblick auf die Kritik der BaFin gelobt N26 nun Besserung. "Wir nehmen diese Anordnung sehr ernst und haben schon im Vorfeld die notwendigen Maßnahmen und Fristen zur Umsetzung eng mit der BaFin abgestimmt", hieß es bereits in einer Pressemitteilung vom Mittwoch.

Das Team von N26 habe bereits seit längerer Zeit Maßnahmen zur Verbesserung der Bekämpfung von Geldwäsche ergriffen. Deswegen sei man sicher, die Vorgaben noch vor der von der BaFin vorgegebenen Frist umzusetzen.

"So arbeiten wir mit Hochdruck sämtliche noch unbearbeitete Fälle von Transaktionen ab, die von unseren Systemen als unregelmäßig oder auffällig identifiziert wurden. Derzeit haben wir bereits rund 90 Prozent dieser ausstehenden Fälle bearbeitet und werden alle noch offenen Fälle bis Ende nächster Woche finalisieren", so N26.

Die Prozessbeschreibungen und Arbeitsabläufe zur Umsetzung des Geldwäschegesetzes werde man entsprechend den Anforderungen der BaFin verbessern. "Zusätzlich werden wir auch weiterhin, wo notwendig, eine erneute Identitätsverifizierung von Kunden durchführen."

Zudem kündigte N26 eine erhebliche Personalaufstockung an. "Allein im letzten Jahr haben wir unser Team verdoppelt und werden unser Personal bis Ende des Jahres um weitere 50 Prozent auf über 1.500 Mitarbeiter aufstocken."

Die Einstellungen erfolgen laut der Sprecherin an den Standorten in Berlin, Barcelona und New York. "Zudem haben wir erst kürzlich die Eröffnung eines Tach-Zentrums in Wien für Herbst 2019 angekündigt. Dort werden wir langfristig bis zu 300 Mitarbeiter einstellen."

Haben Direktbanken mehr Probleme im Kampf gegen Geldwäsche?

Nach Ansicht von N26 gibt es keine Anzeichen dafür, dass Direktbanken im Kampf gegen Geldwäsche genauso gut aufgestellt sind wie herkömmliche Banken. "Bei alle Banken gibt es noch Luft nach oben, wenn es darum geht, Geldwäsche und Finanzkriminalität zu verhindern", so die N26-Sprecherin.

"Ende letzten Jahres war unsere Abteilung zur Bekämpfung von Geldwäsche und Finanzkriminalität nicht ausreichend aufgestellt. Innerhalb der letzten Monate haben wir das Team massiv ausgebaut und in die Optimierung unserer Prozesse investiert."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Macrons Plan für die Ukraine: Europäische Truppen als Friedensgarant?
17.02.2025

Europa ringt um eine Antwort auf den Ukraine-Krieg. Frankreich und Großbritannien wollen eine Friedenstruppe entsenden, Kanzler Scholz...

DWN
Politik
Politik Tarifgespräche starten ohne Angebot von Bund und Kommunen
17.02.2025

Lohnplus oder Stillstand? Die Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst treten auf der Stelle. Die Gewerkschaften pochen auf höhere...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft BASF verkauft Bautenanstrich-Sparte: Milliarden-Deal mit Sherwin-Williams
17.02.2025

BASF setzt seinen radikalen Umbau fort und verkauft sein brasilianisches Geschäft mit Bautenanstrichen für über eine Milliarde Dollar....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Experte und Ökonom Harm Bandholz: „Trump versteht nur Druck“
17.02.2025

Trumps Stahlzölle dürften auch deutsche Unternehmen treffen. Der US-Wirtschaftsexperte und Ökonom Harm Bandholz spricht im DWN-Interview...

DWN
Immobilien
Immobilien Haus vererben steuerfrei: Worauf Sie beim Vererben von Immobilien achten müssen
17.02.2025

Wer ein Haus vererben möchte, sollte rechtzeitig Vorkehrungen treffen - dem Erben drohen sonst beispielsweise saftige Erbschaftssteuern....

DWN
Panorama
Panorama Papst mit Superinfektion im Krankenhaus
17.02.2025

Papst Franziskus leidet an einer polymikrobiellen Superinfektion der Atemwege. Sein Krankenhausaufenthalt verlängert sich nun. Wie schlimm...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek-Verbot: Warum Südkorea den chinesischen Chatbot sperrt
17.02.2025

Südkorea zieht die Reißleine: Der chinesische KI-Chatbot DeepSeek verstößt gegen Datenschutzvorgaben und wird aus den App-Stores...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rüstungsausgaben: Wie 200.000 neue Jobs entstehen könnten
17.02.2025

Deutschland könnte durch höhere Rüstungsausgaben bis zu 200.000 neue Jobs schaffen – doch die Finanzierung ist umstritten. Während...