Deutschland

Berlusconi steigt in den deutschen Fernsehmarkt ein

Die von Silvio Berlusconi kontrollierte Mediaset ist bei ProSiebenSat1 eingestiegen.
29.05.2019 12:11
Lesezeit: 2 min
Berlusconi steigt in den deutschen Fernsehmarkt ein
Silvio Berlusconi. (Foto: AFP) Foto: AFP

Der italienische Privatfernseh-Konzern Mediaset steigt bei ProSiebenSat.1 ein und will damit seine Idee einer europaweiten Fernseh-Allianz durchsetzen. Die vom ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrollierte Mediaset meldete am Mittwoch, sie habe eine Beteiligung von 9,6 Prozent an ProSiebenSat.1 gekauft. Das Aktienpaket, mit dem Mediaset zum größten strategischen Anteilseigner der deutschen Senderkette aufsteigt, war zum Schlusskurs vom Dienstag rund 330 Millionen Euro wert.

In Branchen- und Finanzkreisen hieß es, der Einstieg sei noch nicht der letzte Schritt. Ein Insider sagte aber, die Italiener hätten derzeit keine Pläne, den Anteil aufzustocken. Die gebeutelten ProSiebenSat.1-Aktien sprangen um fünf Prozent auf 15,37 Euro nach oben.

Berlusconis Sohn Pier Silvio, der Mediaset seit 18 Jahren führt, betonte die freundlichen Absichten des Konzerns und seine Wertschätzung für die ProSiebenSat.1-Führung um Max Conze, der eine Übernahme stets abgelehnt hatte. Am Mittwoch gab sich Conze konziliant: "Wir begrüßen das Investment von Mediaset und werten es als Vertrauensbeweis für unsere Strategie und das Team." Er treibt derzeit vor allem eine Internet-Plattform für TV-Inhalte voran und will dafür auch andere Fernsehanbieter ins Boot holen. Damit will Conze Streaming-Anbietern wie Netflix und Amazon Prime Paroli bieten, die vor allem ein junges Publikum anziehen und dem traditionellen Fernsehen das Wasser abgraben. Sie zielt zunächst auf Deutschland ab, könnte aber später auch europaweit aufgestellt werden.

Der Mediaset-Chef erklärte, der Einstieg bei ProSiebenSat.1 sei "eine langfristige Entscheidung, die darauf abzielt, mit einer zunehmend internationalen Ausrichtung Werte zu schaffen. Mediaset ist stolz darauf, in die Zukunft des frei empfangbaren europäischen Fernsehens zu investieren." Davon profitierten am Ende beide Unternehmen. Vorgewarnt worden war ProSiebenSat.1 von dem Schritt aber nicht.

Gerüchte um ein Interesse von Mediaset an ProSiebenSat.1 waren in den vergangenen Monaten immer wieder von Italien nach Deutschland geschwappt. Vorstandschef Berlusconi hatte sie eher noch befeuert: Er sprach erst im April von einer "europäischen Fernseh-Allianz", für die Mediaset der "Motor" sein wolle. Seine Pläne dafür wolle er bis Ende Juli vorstellen. Operativ arbeiten Mediaset, ProSiebenSat.1 und der britische Privatsender Channel Four sowie neun kleinere Sender seit längeren zusammen.

Tiefe Taschen

Fusionspläne hatten ProSiebenSat.1 und Mediaset aber dementiert. Conze sieht "keine industrielle Logik" darin, wie er im April klar machte. Sein Stellvertreter Conrad Albert wurde noch deutlicher: "Wenn ich auf die harten Fakten schaue und mir die Bilanz von Mediaset anschaue, weiß ich, dass eine Übernahme völlig illusorisch ist." Operativ steht Mediaset schlechter da als die Kette aus ProSieben, Sat.1 und Kabel 1. Die Berlusconi-Holding Fininvest, die Mediaset mit 44 Prozent der Anteile kontrolliert, hat allerdings tiefe Taschen. "Berlusconi hat nun einen Fuß in der Tür. Bisher wollten nicht viele mit ihm reden, jetzt kommen sie nicht an ihm vorbei", sagte eine Person aus dem Umfeld von Mediaset. Finanzvorstand Marco Giordani hatte zuletzt gesagt, man könne für Übernahmen eine Milliarde Euro aufnehmen.

Mediaset liegt seit Jahren im Streit mit seinem zweiten Großaktionär, dem französischen Medienkonzern Vivendi ("Canal Plus"), der seit einer gescheiterten Allianz mit den Italienern 29,9 Prozent der Anteile hält.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen XRP-Inhaber strömen zu ALL4 Mining, um mit dem Bitcoin-Mining zu beginnen und verdienen 9.777 US-Dollar pro Tag

Nach zwei Bärenmärkten und einem langwierigen Kampf mit der US-Börsenaufsicht SEC hat XRP endlich seinen Rekord von 2018...

DWN
Technologie
Technologie GenAI: Wie Unternehmen generative KI sicher einführen können
30.07.2025

Generative Künstliche Intelligenz (GenAI) verspricht höhere Effizienz und geringere Kosten – doch eine unbedachte Einführung kann...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitszeitgesetz: Arbeitgeber pochen auf wöchentliche Höchstgrenze
30.07.2025

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger will das Arbeitszeitgesetz reformieren – und stößt auf Widerstand. Während die Regierung eine...

DWN
Politik
Politik Bundeshaushalt 2026: Wer profitiert – und wer verzichten muss
30.07.2025

Milliardenausgaben für die Rente, Rekordmittel für die Bundeswehr – und trotzdem fehlen dem Staat absehbar über 170 Milliarden Euro....

DWN
Politik
Politik Handelsabkommen mit Zähnen: Die EU zahlt für den Frieden
30.07.2025

Das neue Handelsabkommen zwischen der EU und den USA soll eine Eskalation verhindern – doch der Preis ist hoch. Trotz vermeintlicher...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zölle USA: Deutsche Wirtschaft rutscht in neue Rezession
30.07.2025

Noch bevor die neuen US-Zölle voll greifen, verliert die deutsche Wirtschaft an Schwung. Die Exporte schwächeln, Investitionen sinken –...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis von Kursrutsch erholt: Lohnt sich jetzt der Einstieg? Wie Anleger vom Goldpreis profitieren
30.07.2025

Der Goldpreis hat sich vom Kursrutsch erholt und zeigt sich derzeit stabil. Obwohl die Kursrally vorerst abgeflacht ist, tendiert der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mercedes-Aktie: Gewinn bei Mercedes-Benz bricht um mehr als die Hälfte ein
30.07.2025

Mercedes-Benz meldet einen dramatischen Gewinneinbruch – und das bereits zum zweiten Mal in Folge. Der Konzern kämpft mit schwächelnden...

DWN
Finanzen
Finanzen Buy now, pay later: Verbraucherschützer warnen vor Schuldenfalle
30.07.2025

Online einkaufen, später zahlen – für viele Verbraucher klingt das verlockend. Doch Verbraucherschützer schlagen Alarm: Die geplante...