Technologie

China fährt Exporte seltener Erden deutlich zurück

Lesezeit: 2 min
11.06.2019 17:01
China fährt seine Exporte Seltener Erden deutlich zurück. Die strategisch wichtigen Rohstoffe dienen offenbar als Hebel in den Handelsverhandlungen mit den USA.
China fährt Exporte seltener Erden deutlich zurück
Arbeiter im Hafen von Qingdao. (Foto: AFP)
Foto: AFP

Mehr zum Thema:  
China > USA >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
China  
USA  

China, der weltweit größte Produzent und Exporteur von Seltenen Erden, welche für die Herstellung von Mikrochips, Elektronik und Elektromotoren wichtig sind, hat seine Exporte in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres stark reduziert.

Allein im Mai seien die Exporte von Seltenen Erden um 16 Prozent auf 3.640 Tonnen zurückgegangen, so die General Administration of Customs Data. Dies ist ein mögliches Anzeichen dafür, dass China Seltene Erden als Waffe im Handelskrieg mit den USA einsetzt. In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres sind die Exporte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7,2 Prozent auf 19.265 Tonnen gesunken.

Im Jahr 2018 produzierte China nach Angaben des United States Geological Survey 120.000 Tonnen Seltene Erden. Das entspricht 70 Prozent der weltweiten Produktion. Im gleichen Zeitraum förderten die USA nur 15.000 Tonnen Seltene Erden.

Seltene Erden sind 17 Elemente im Periodensystem, die ähnliche chemische und physikalische Eigenschaften aufweisen. Sie werden zur Feinstpolitur von Flachbildschirmen, zur Entfernung von Verunreinigungen in der Stahlerzeugung und in Glüh- und LED-Leuchten eingesetzt.

Einige Seltene Erden werden sogar als Pigmente in Keramiken verwendet. Die häufig verwendete Seltene Erde Neodym ist in Permanentmagneten von Motoren, Miniaturverstärkern und Lautsprechern enthalten.

Obwohl die Seltenen Erden in der Erdkruste so zahlreich vorkommen wie andere Metalle, gelten sie als "seltene" Elemente, weil sie in der Natur immer als Verbindungen und Oxide vorkommen. Daher ist es extrem teuer und umweltschädlich, sie in wirtschaftlich vertretbaren Mengen zu veredeln und zu extrahieren.

Rückläufige Exporte Seltener Erden sind Teil des Handelskriegs

Chinas gesunkene Exporte Seltener Erden sind offenbar eine Folge von Chinas Nutzung von Exportgenehmigungen als Hebel in den Handelsverhandlungen mit den USA, berichtet die South China Morning Post.

Die USA sind der weltweit größte Importeur von raffinierten Seltenen Erden. Und 59 Prozent der Importe im Wert von 92 Millionen US-Dollar stammen aus China, so Daten der US International Trade Commission.

Die Marktbeherrschung Chinas bei Seltenen Erden hat bei Unternehmen und Politikern Besorgnis ausgelöst, zumal die chinesische Regierung sie in der Vergangenheit schon einmal als Waffe eingesetzt hatte.

Im Jahr 2011 begrenzte China kurzzeitig die Exporte Seltener Erden nach Japan, nachdem ein chinesischer Trawler mit japanischen Patrouillenbooten in der Nähe einer umstrittenen Insel kollidierte. China tat dies, ohne die Beschränkung öffentlich anzuerkennen.

Im selben Jahr platzierte Peking Quoten, Lizenzen und Steuern auf Seltene Erden, da deren weltweite Nutzung in sauberen Energie- und Verteidigungstechnologien zunahm und die Preise in die Höhe schnellen. China hob die Beschränkungen 2014 auf, nachdem die USA, Japan und EU-Mitglieder der sich bei der Welthandelsorganisation beschwert hatten.

Andere Staaten machen China Konkurrenz 

Vor einiger Zeit wurden seltene Erden noch fast ausschließlich in China produziert. Und auch im vergangenen Jahr war China nach Angaben des U.S. Geological Survey wieder für mehr als zwei Drittel der Weltproduktion verantwortlich. China dominiert die Branche bereits seit den 1980er Jahren.

Bis in die 1980er Jahre hatten die USA die Branche dominiert. Dann wurden sie von China als führender Produzent abgelöst. Niedrigere Arbeitskosten und Umweltstandards gehörten zu den Gründen, warum die Produktion die USA in Richtung China verlassen hat.

Doch viele Länder wollen eine Abhängigkeit von China vermeiden. Daher haben in den letzten Jahren mehrere Länder ihre Produktion wieder angekurbelt oder haben den Markt als neue Akteure betreten, darunter die USA, Australien, Brasilien, Indien, Russland und Myanmar.

Die USA liefern derzeit ihre Seltenen Erden immer noch zur Verarbeitung nach China. Doch eine erste Verarbeitungsanlage auf amerikanischem Boden ist in Planung, wie arsTechnica berichtet. Die Anlage soll im Bundesstaat Texas entstehen.

Das australischer Unternehmen Lynas, und Blue Line, ein bereits in Texas ansässiges Chemieunternehmen, haben dazu eine Partnerschaft vereinbart. Sie wollen dafür sorgen, "dass US-Unternehmen weiterhin Zugang zu Seltenen Erden haben".


Mehr zum Thema:  
China > USA >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...