Die Deutsche Bank erwägt laut einem Bericht des "Wall Street Journal" den Abbau von weltweit bis zu 20.000 Stellen. Das berichtete die Zeitung am Freitag unter Berufung auf eine unbekannte Quelle. Sollten die Pläne tatsächlich so umgesetzt werden, träfe es mehr als ein Fünftel der Belegschaft - diese betrug Ende des ersten Quartals rund 91.500 Mitarbeiter. Das Institut wollte sich nicht zu dem Bericht äußern.
Vorstandschef Christian Sewing hatte Ende Mai auf der Hauptversammlung erklärt, er sei zu "harten Einschnitten" vor allem bei der seit Jahren darbenden Investmentbank bereit. Einem Insider zufolge finden derzeit Gespräche auf höchster Ebene statt, finale Entscheidungen seien aber noch nicht getroffen worden. Dies wird im Juli erwartet. Der Aufsichtsrat trifft sich nach bisheriger Planung das nächste Mal Ende kommenden Monats zu seiner nächsten regulären Sitzung. Bislang seien nicht alle Mitglieder des Kontrollgremiums eingebunden, sagte eine mit den Vorgängen bei der Bank vertraute Person.
Im Bereich Unternehmens- und Investmentbank des Deutsche-Bank-Konzerns sind aktuell gut 38.000 Menschen beschäftigt. Dieses Segment dürfte bei dem anstehenden Umbau besonders stark zur Ader gelassen werden. Wie die Agentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf mehrere Insider berichtete, steht im Aktienhandel jeder zweite Job zur Disposition. Insgesamt dürften hunderte Stellen im Handel und im Research-Bereich sowie im Handel mit Derivaten wegfallen. Sewing hat bereits im vergangenen April, zu Beginn seiner Amtszeit, vor allem im Aktienhandel die Axt angelegt und dort rund ein Viertel der Stellen gestrichen.
Die Deutsche Bank läuft der Konkurrenz der großen Wall-Street-Banken schon seit Jahren hinterher. Ihre lange Zeit angeknacksten Beziehungen zu den US-Aufsehern haben die Frankfurter inzwischen offenbar wieder verbessert. Am Donnerstagabend war bekannt geworden, dass das Institut in diesem Jahr beide Teile des jährlichen Stresstests der Branche in den USA bestanden hat - nachdem sie 2015, 2016 und 2018 durchgefallen war. Mit diesem Achtungserfolg ist nun der Weg für harte Einschnitte gerade auch in den Vereinigten Staaten frei. Allerdings dürfte auch der Standort London - Heimatbasis der meisten Investmentbanker im Konzern - deutlich Federn lassen müssen.