Gemischtes

Deutsche Autobauer könnten von US-Technologiekonzernen abhängig werden

Das ifo-Institut warnt vor den Risiken einer Umstellung auf selbstfahrende und elektrisch betriebene Autos. Insbesondere bei selbstfahrenden Autos bestehe die Gefahr, dass man von US-amerikanischen Technologiefirmen wie Google, Amazon und Microsoft abhängig werde. Diese hätten dann Zugriff auf alle erhobenen Daten.
14.07.2019 16:31
Lesezeit: 1 min

Elektroautos gefährden rund 55.000 Arbeitsplätze bei bayerischen Automobilzulieferern. Das hat eine aktuelle Studie des ifo-Instituts ergeben. Sie wurde im Auftrag des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages (BIHK) erstellt. Hinzu kommen Tausende von Jobs bei den Herstellern.

„Die Hersteller müssen in den kommenden fünf bis zehn Jahren ihre Fertigung zunehmend auf Elektrofahrzeuge umstellen. Denn sie müssen die staatlichen Vorgaben, z.B. zu Emissionen, in den globalen Leitmärkten EU und China erfüllen“, sagt Studienautor Oliver Falck, Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien. „Wir empfehlen, die Material- und Batterieforschung zu fördern. Subventionen für die Batteriefertigung lehnen wir ab, weil mit ihnen nur wenige Arbeitsplätze und wenig Wertschöpfung gesichert werden können.“ Den Beschäftigten müsse mit Qualifizierung beim Strukturwandel geholfen werden, damit sie die neuen Anforderungen meistern könnten.

„Die Karten in der automobilen Wertschöpfung werden weltweit neu gemischt. Die bayerische Autoindustrie kann ihre führende Stellung nur dann verteidigen, wenn Firmen, Forschungsinstitute und Politik an einem Strang ziehen“, sagt BIHK-Hauptgeschäfts­führer Manfred Gößl.

Neben der Elektromobilität verändert auch das autonome und vernetzte Fahren die automobile Wertschöpfungskette. Es entstehe ein beträchtliches Marktpotenzial, etwa für Systeme mit Künstlicher Intelligenz, Dienstleistungen und Hardware wie Sensoren. Jedoch droht laut ifo Institut die Gefahr, dass branchenfremde Firmen aus den USA eine dominante Marktstellung erreichen. Schon heute haben sich die amerikanischen Chiphersteller eine Schlüsselposition im Bereich Sensorik und Prozessoren erarbeitet und sind zu starken Wettbewerbern im Bereich der Fahrtassistenzsysteme geworden.

Um den Wertschöpfungsbeitrag bayerischer Firmen beim autonomen Fahren zu sichern, braucht es laut ifo zügig einen innovationsfreundlichen Regulierungsrahmen. Dazu gehören rechtliche Grundlagen für Pilotprojekte in ganzen Regionen oder Städten. Die Studien-Experten  regen an, vor allem zu klären, wer die Eigentumsrechte an Daten besitzt, die während des Fahrzeugbetriebs generiert werden. Bleibt diese Frage offen, könnten die Betreiber von Cloud-Datenbanken die Daten-Hoheit erlangen und deutsche Hersteller von US-amerikanischen Konzernen wie Google, Amazon oder Microsoft abhängig werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...