Politik
Kritik an der Bundesregierung

Trotz Klimazielen: Deutlicher Rückgang bei Nutzung von Biodiesel

Auf einer Klimakonferenz wurde festgestellt, dass die Nutzung von Bio-Diesel seit dem Jahr 2006 um acht Prozent zurückgegangen ist. Die Bundesregierung steht deshalb unter Beschuss. Klimaschutzziele würden zwar öffentlichkeitswirksam präsentiert, doch passiert sei bisher nur wenig bis nichts, sagten Teilnehmer.
20.08.2019 17:06
Lesezeit: 2 min

Am 19. August 2019 fand in Dresden eine Klimakonferenz der Berliner Agentur für Erneuerbare Energien statt. An der Konferenz nahmen als Gesprächspartner der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Biokraftstoffindustrie (VDB), Elmar Baumann, der Gründer und Vorstandsvorsitzende der Verbio AG, Claus Sauter, die Bereichsleiterin Bioraffinerien am Deutschen Biomassenforschungszentrum (DBFZ), Franziska Müller-Langer und der Bundestagsabgeordnete der Grünen, Stephan Kühn teil.

Bei Medienvertretern erfreute sich die Veranstaltung aufgrund der Aktualität des Themas großer Resonanz.  Hervorgehoben wurde, dass etablierte Biokraftstoffe - wie Biodiesel und Ethanol -  mit einem Anteil von etwa 90 Prozent der Erneuerbaren Energien im Verkehr die Grundlage für die nachhaltige Mobilität bilden. Biokraftstoffe können dabei helfen, sich unabhängiger von Öl zu machen. So ist beispielsweise in Deutschland Raps der wichtigste Lieferant von Biodiesel. Biokraftstoffe müssen gemäß der Treibhausgas-Minderungsanforderung (THG) über die gesamte Wertschöpfungskette mindestens 50 Prozent Treibhausgase gegenüber fossilen Kraftstoffen einsparen. 

Auf der Konferenz wurde von der Unternehmerseite Kritik an der Bundesregierung geäußert. Klimaschutzziele werden zwar gesetzt und öffentlichkeitswirksam präsentiert, doch passiert sei bisher nur wenig bis nichts, so die Argumentation. “Im Jahr 2006 waren 15 Prozent des Diesels Bio-Diesel. Derzeit liegt dieser Anteil bei sieben Prozent. Wir haben also, was die Klimaschutzziele angeht, in diesem Bereich einen Rückschritt gemacht”, sagte Sauter.

Es sei zwar wichtig, sich im Zusammenhang mit dem Klimaschutz Ziele zu setzen. “Doch man muss auch klar sagen, was getan werden muss. Wenn es einen Zeitplan gibt, dann muss dieser auch ernsthaft umgesetzt werden. Die Politik darf auch nicht die Technologie, sondern lediglich die Ziele vorgeben. Wir brauchen klare Vorgaben, aber einfache Instrumente”, sagte der Verbio-Chef. 

Auf Nachfrage der Deutschen Wirtschaftsnachrichten, wie die Wasserstofftechnologie und Wasserstoffautos zu bewerten sind, sagte der Bundestagsabgeordnete Kühn, dass Wasserstoff vor allem in der Industrie eine “entscheidende Rolle” spielen wird. Vor allem, wenn es um den Schiffsverkehr und die Luftfahrt gehe. Dort soll Wasserstoff als flüssiger Brennstoff zum Einsatz kommen. Doch im Pkw-Bereich setzten viele Hersteller und Verbraucher auf den Elektromotor.

Die Wissenschaftlerin Müller-Lange erwähnte, dass es keine Wasserstoffstrategie auf EU-Ebene gibt. “Doch bis zum Jahr 2050 könnte Wasserstoff teilweise zum Einsatz kommen, da alle Alternativen genutzt werden müssen”, so Müller-Lange. Wasserstoff sei somit ein “Teil der Lösung”. 

Dem VDB-Chef Baumann zufolge muss bis zum Jahr 2030 noch viel umgesetzt werden. Inwieweit die Wasserstofftechnologie zum Einsatz kommen wird, werde sich am Preis und an weiteren Faktoren entscheiden. Diese Frage sei noch weitgehend offen. 

Sauter fand deutlich Worte: “Ich halte von Wasserstoff nichts. Wasserstoff ist zu gefährlich. Deshalb setzen wir auf Gas.

Die Organisatoren und Teilnehmer der Konferenz waren sich einig darüber, dass die Klimaschutzziele nicht nur mit einer hohen CO2-Bepreisung, sondern vor allem mit einer nachhaltigen Aufklärung erzielt werden können. Entscheidend sei hierbei, eine breite Akzeptanz bei der Bevölkerung zu erreichen. 

Dazu fasst die Agentur für Erneuerbare Energie in einer Mitteilung zusammen: “Bürgerbeteiligung setzt die Offenheit der kommunalen Entscheider und Planer voraus. Denn es kann passieren, dass politisch getroffene Entscheidungen nicht nur in Frage gestellt, sondern womöglich sogar gekippt werden. Dies gelingt nur, wenn alle gemeinsam Möglichkeiten zur Beteiligung entwickeln. Viele Kommunen haben das bereits getan. Sie nehmen den Ausbau der Erneuerbaren Energien in die Hand und dabei ihre Bürger mit. Sie unterstützen die Menschen vor Ort, sich ideell oder finanziell an entsprechenden Anlagen zu beteiligen oder sie sogar selbst zu betreiben. Damit sorgen sie zugleich dafür, dass die breite Akzeptanz der Bürger für das Jahrhundertprojekt Energiewende bestehen bleibt und sich weiter verfestigt.”

Somit ist der Faktor der Akzeptanz bei den Bürgern zentral für das Gelingen der Energiewende.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

DWN
Technologie
Technologie Natrium-Batterien: Wie China die nächste Akkurevolution vorantreibt
20.12.2025

Chinesische Hersteller treiben die Entwicklung von Natrium-Batterien rasant voran und bedrohen damit das bisherige Lithium-Dominanzmodell...

DWN
Politik
Politik Härtefallfonds für bedürftige Ostrentner schliesst: 425 Millionen Euro ungenutzt
20.12.2025

Aus dem Härtefallfonds für bedürftige Rentner aus der ehemaligen DDR und Osteuropa fließen zu Jahresende mehrere Hundert Millionen Euro...

DWN
Panorama
Panorama Grüne Stadt der Zukunft: Wie realistisch CO2-neutrale Metropolen bis 2040 sind
20.12.2025

Städte sollen Europas Klima-Rettungsanker werden – doch zwischen Vision und Wirklichkeit klafft eine Lücke. EU-Ziele, Modellstädte und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chefin der Wirtschaftsvereinigung Stahl warnt: Die Deindustrialisierung ist real
20.12.2025

Kerstin Maria Rippel ist Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Im DWN-Interview sagt sie, dass Berlin nach dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Eigenkapitalbildung: Immobilienkauf laut IfW-Studie für Millennials schwerer
20.12.2025

Eigenkapitalbildung wird für viele Kaufwillige zur größten Hürde: Eine neue Studie vergleicht, wie stark sich die Anforderungen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-CO2-Zoll wird ausgeweitet: Kommt die nächste Stufe für Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte?
20.12.2025

Der EU-CO2-Zoll steht vor der nächsten Ausbaustufe: Brüssel will ihn auf Haushaltsgeräte und weitere Industrieprodukte ausdehnen. Ab...

DWN
Politik
Politik Neues Ranking: Wer jetzt über Europas Zukunft entscheidet
20.12.2025

Donald Trumps Aufstieg an die Spitze des aktuellen Politico-Rankings zeigt, wie stark externe Kräfte Europas Politik inzwischen bestimmen....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Rallye mehrerer Technologieunternehmen treibt US-Aktien an
19.12.2025

Die US-Aktien unterbrachen ihre jüngste Verlustserie und stiegen am Freitag, da Anzeichen einer abkühlenden Inflation und nachlassende...