In Hongkong sind die Nutzerzahlen der Telegram-App in den vergangenen Monaten stark angestiegen. Dieser Zustrom zu der Nachrichten-App begann vor dem Hintergrund der Massenproteste und Demonstrationen gegen die Regierung. Im Juli hat Telegram in Hongkong rund 110.000 neue Nutzer über Apples App-Store und über Google Play hinzugewonnen, wie neue Daten von Sensor Tower zeigen. Die Zahl der Downloads hat sich damit gegenüber dem Vorjahresmonat mehr als vervierfacht.
In Hongkong ist die App im Juli auf Platz 7 der am häufigsten heruntergeladenen Apps aufgestiegen - von Platz 88 ein Jahr zuvor. Insgesamt ist Telegram in Hongkong jetzt auf 1,7 Millionen Smartphones installiert. Zum Vergleich: Die Stadt hat 7,4 Millionen Einwohner.
Auch weltweit hat die Telegram-App im Vergleich zum Juli vergangenen Jahres fast eine Verdopplung seiner Downloads verzeichnet. Die App ist inzwischen weltweit auf rund 365 Millionen Geräten installiert.
Auch andere Apps wurden in Hongkong zuletzt häufiger heruntergeladen. Denn die dortigen Demonstranten sind darum bemüht, dass die Behörden ihre Kommunikation nicht ausspionieren oder behindern können, was bei anderen Handy-Apps nicht unbedingt der Fall ist.
So verzeichnete das Nachrichtenbrett LIHKG, das auch als "Hongkongs Reddit" bezeichnet wird, im vergangenen Monat einen Anstieg der erstmaligen Downloads um 900 Prozent zum Vorjahr auf 120.000 neue Nutzer. Es war im vergangenen Monat die Nummer 4 unter den Apps in Hongkong von Platz 287 vor einem Jahr.
Insgesamt haben sich die Downloads von Nachrichten-Apps nach Schätzungen von Sensor Tower im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht. Im vergangenen Monat haben sie 1,6 Millionen neue Nutzer hinzugewonnen.
Zu diesen Apps gehört auch Stand News, eine Quelle politischer Berichterstattung, die ein wichtiger Lieferant von Informationen über die Proteste und damit verbundene Themen war. Die App fügte im vergangenen Monat schätzungsweise 92.000 neue Nutzer hinzu.
Die rasante Zunahme der Nutzung mobiler Apps unterstreicht deren Bedeutung für die Koordination und Verbreitung von Informationen über Kundgebungen, Demonstrationen und andere Aktionen. Denn im Gegensatz zu früheren Protesten haben die Unruhen in Hongkong keine sichtbare zentrale Führung. Die Proteste in der internationalen Finanzmetropole entwickelten sich vor zwei Monaten aus dem Zorn großer Teile der Hongkonger Bevölkerung wegen des Versuchs der Regierung von Carrie Lam, ein Gesetz zu verabschieden, das Auslieferungen an China ermöglicht hätte.