Politik
Tür nach Idlib aufgestoßen

Al Nusra-Front erleidet schwere Niederlage in Idlib

Die extremistische al Nusra-Front hat im Süden von Idlib eine schwere Niederlage hinnehmen müssen. In den kommenden Tagen werden Syrien und Russland im Westen von Idlib gegen ausländische Söldner vorgehen. In der Region besteht die Gefahr, dass die Türkei durch Provokationen gegen Syrien und Russland positioniert wird.
22.08.2019 14:44
Lesezeit: 2 min
Al Nusra-Front erleidet schwere Niederlage in Idlib
In Syrien hat die Armee einen Teil von Idlib zurückerobert. (Grafik: Syria Live Map/DWN)

Am 21. August 2019 rückten Einheiten der Syrischen Arabischen Armee (SAA) auf die Stadt Khan Schaikhun aus dem Osten und westlich des Dorfes Tari vor, um die letzten verbliebenen Positonen der al Nusra-Front (heute Hayat Tahrir al-Scham) im Norden von Hama zu belagern. Die Städte al-Lataminah, Kafr Zita und Morak, die seit Jahren die Hochburgen der al Nusra-Front und Dschaisch al-Izza gewesen sind, stehen jetzt alle unter Belagerung.

Doch auch der türkische Beobachterposten in Morak ist von SAA-Einheiten umgeben. Zuvor hatte die SAA den türkischen Beobachterposten von der Autobahn M5, die Hama und Damaskus mit Aleppo verbindet, abgeschnitten, indem das Territorium nördlich von Morak zurückerobert wurde. 

Die türkische Zeitung Aydınlık titelt, dass die SAA “die Tür von Idlib” geöffnet habe. Wenn es der SAA gelingen sollte, die Autobahnen M5 und M4 unter ihre Kontrolle zu bringen, würden die Karten in Syrien neu gemischt werden. Dem Blatt zufolge würden sich im Süden von Idlib diverse Einheiten der al Nusra-Front zurückziehen. Während die al Nusra-Front weitgehend die Autobahn M5 kontrolliert, wird die Autobahn M4, die Latakia mit Aleppo verbindet, von den extremistischen Söldner-Truppen Ajnad al-Kavkaz (Tschetschenen), Islamische Partei Turkestan (Uiguren aus China) und Katibat al-Imam al-Bukhari (Usbeken) kontrolliert. 

In den kommenden Tagen wird es voraussichtlich zu schweren Kämpfen in der Stadt Dschisr al-Schugur, die sich im Westen von Idlib an der Autobahn M4 befindet, kommen. Dann dürfte die SAA auch gegen Ajnad al-Kavkaz, die Islamische Partei Turkestan und Katibat al-Imam al-Bukhari vorgehen. 

Auffällig ist, dass die Türkei sich der internationalen Kritik an der SAA-Offensive anschließt, aber bisher nichts unternommen hat, um die Offensive der SAA und der russischen Luftwaffe zu behindern. Es bleibt unklar, ob es nicht im Vorfeld eine Abstimmung zwischen den Nachrichtendiensten Russlands, der Türkei und Syriens gegeben hat. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte zuvor nach Angaben von euronews gesagt: “Die Geheimdienste müssen sich hier nicht an die Verhaltensweisen ihrer Staats- und Regierungschefs halten. Die Staats- und Regierungschefs könnten oftmals übergangen werden, während sich die Geheimdienste mit wichtigen Fragen beschäftigen. Man darf nicht alle Brücken hinter sich abbrechen, auch nicht mit dem Feind. Denn es kann sein, dass diese Brücken eines Tages nützlich sein könnten.” 

Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte am 20. August 2019, dass die Türkei über die Operation der SAA und der russischen Luftwaffe in Idlib vor Beginn der Operation in Kenntnis gesetzt wurde. “Gemeinsam mit unseren türkischen Kollegen haben wir klargestellt, dass die Terroristen mit schweren Angriffen rechnen müssen, wenn sie ihre Angriffe aus dieser Zone ausführen (...) Während des ganzen Jahres haben diese Provokationen nicht aufgehört”, zitiert die Tass Lawrow. 

Zum aktuellen Zeitpunkt kann nicht ausgeschlossen werden, dass Mitglieder der al Nusra-Front sich als Mitglieder der SAA tarnen, um diverse türkische Beobachterposten zu beschießen. Eine derartige Provokation könnte dazu dienen, Syrien und die Türkei gegeneinander aufzuhetzen.

Am 9. September 2019 findet die nächste Konferenz der Astana-Gruppe, der Russland, die Türkei und der Iran angehören, statt. Dort soll die Situation in Idlib ausgiebig diskutiert werden. 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin 2026: Droht der nächste Crash oder ein neuer Reifegrad des Marktes?

Wie sich Bitcoin im Jahr 2026 verhalten wird, lässt sich nicht eindeutig voraussagen. Was sich jedoch belastbar analysieren lässt, sind...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Spätere Rente für Akademiker spaltet die Deutschen
16.12.2025

Sollte das Renteneintrittsalter an die Zahl der Beitragsjahre gekoppelt sein? Die Bürger sind sich darin nicht einig. Deutsche mit Abitur...

DWN
Politik
Politik CDU-Vorsitz: Einstimmiges Votum aus NRW - Merz soll CDU-Chef bleiben
16.12.2025

Friedrich Merz erhält einstimmige Unterstützung aus NRW für eine weitere Amtszeit als CDU-Bundesvorsitzender. Der Vorschlag kommt von...

DWN
Politik
Politik Anschlag geplant? Terrorverdächtiger in Magdeburg reiste legal ein
16.12.2025

Mit Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem 21-jährigen Mann in...

DWN
Politik
Politik Sudan führt auch 2026 Krisenliste von Hilfsorganisation an
16.12.2025

Die Hilfsorganisation IRC erstellt jeden Dezember eine Liste von Krisenstaaten, die im Folgejahr zu beachten sind. Der Sudan steht im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bargeld: Barzahlen wird bei Behörden zur Ausnahme - Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
16.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Finanzielle Unabhängigkeit für Führungskräfte: So sichern Sie echte Entscheidungsfreiheit
16.12.2025

Die meisten Führungskräfte träumen davon, unabhängig Entscheidungen treffen und nach eigenen Überzeugungen handeln zu können. In der...

DWN
Finanzen
Finanzen KGHM-Aktie aktuell: Warum der Kupfer-Boom jetzt zur globalen Gefahr wird
16.12.2025

Die Kupferpreise steigen schneller als jede Prognose und die KGHM-Aktie jagt von Rekordhoch zu Rekordhoch. Doch Analysten preisen nun...

DWN
Politik
Politik Deutsche Soldaten für Ukraine? Europäer bieten Schutztruppe an
16.12.2025

Eine Schutztruppe für die Ukraine? Bundeskanzler Merz und europäische Staatschefs haben einen Plan vorgestellt. Doch wie reagieren die...