Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, hat Deutschland zu verstärkten staatlichen Investitionen aufgefordert, um das Wachstum anzukurbeln. Deutschland gehöre ebenso wie Kanada und Südkorea zu jenen Industriestaaten, die für solche wachstumsfördernden Maßnahmen noch Spielraum in ihren Haushalten hätten, sagte Lagarde am Donnerstag in Washington.
Die IWF-Chefin begrüßte die von CDU/CSU und SPD vereinbarten Steuererleichterungen für die kommenden zwei Jahre. Das Entlastungsvolumen für die Steuerzahler soll in der Endstufe 2018 etwa 6,3 Milliarden Euro betragen, wovon 2,6 Milliarden Euro bereits 2017 wirksam werden sollen.
Sie hoffe, dass diese Steuererleichterungen Teil eines größeren Maßnahmenpakets würden, "das den Deutschland zur Verfügung stehenden Spielraum im Haushalt ausnutzt", sagte Lagarde. Sie forderte insbesondere Investitionen in die Infrastruktur.
In der US-Hauptstadt findet am Wochenende die Jahrestagung von IWF und Weltbank statt, an der auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) teilnehmen wird. Der IWF hatte in seinem am Dienstag veröffentlichten Konjunkturbericht ein Wachstum in Deutschland in diesem Jahr von 1,7 Prozent in diesem Jahr und von 1,4 Prozent im kommenden Jahr vorhergesagt.
Die Prognose liegt etwas unter jener der fünf führenden deutschen Wirtschaftsinstitute. Diese rechnen für das laufende Jahr mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,9 Prozent. Für 2017 erwarten die Institute aber ebenso wie der IWF 1,4 Prozent.