Politik

Reduzierung der Treibhausgase: Öl-Staaten bekommen mehr Zeit

Die Öl-Staaten bekommen bei der Reduzierung Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) mehr Zeit. Insgesamt erfolgt der Ausstieg zu langsam.
17.10.2016 01:15
Lesezeit: 1 min

Im Kampf gegen den Klimawandel ist die Staatengemeinschaft einen großen Schritt vorangekommen. In der ruandischen Hauptstadt Kigali einigten sich am Samstag Vertreter von fast 200 Staaten darauf, den Gebrauch der vor allem in Kühlschränken und Klimaanlagen eingesetzten Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) zu reduzieren. Durch eine rasche Senkung des FKW-Verbrauchs könnte nach Ansicht von Wissenschaftlern die Erderwärmung um ein halbes Grad Celsius gebremst werden. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks würdigte die rechtlich bindende Vereinbarung als "Meilenstein für den weltweiten Klimaschutz".

Die Vereinbarung von Kigali würde im Falle ihrer Umsetzung bis zu einem Viertel zum angestrebten Ziel der internationalen Klimapolitik beitragen, die Erderwärmung insgesamt auf weniger als zwei Grad gegenüber dem Stand vor Beginn der Industrialisierung zu begrenzen. In dem Abkommen verpflichten sich die entwickelten Länder, wie die USA und die meisten europäischen Staaten, darunter auch Deutschland, den Einsatz von FKW-Gasen bis 2019 um zehn und bis 2036 um 85 Prozent zu verringern. Viele reiche Länder haben bereits den Gebrauch dieser Gase reduziert. Entwicklungsländern wird mehr Zeit eingeräumt. Zwei Gruppen sollen deren Verwendung bis entweder 2024 oder 2028 einfrieren und dann schrittweise abbauen. Indien, dem Iran, dem Irak, Pakistan und den Golf-Staaten werden längere Fristen eingeräumt.

Diese Verzögerung ist problematisch - und nicht nur aus Klimaschutzgesichtspunkten: Schon heute tobt im Nahen Osten ein teilweise offen militärisch ausgetragener Energie-Krieg, der in den kommenden Jahrzehnten nicht abebben wird. Denn gerade in der Übergangszeit bis zur Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens werden Öl und Gas eine besondere Rolle spielen. Es wäre besser, man würde die Öl-Staaten motivieren, ihr Geld für Innovationen statt für Waffen zu verwenden.

Fluorkohlenwasserstoffe gelten als besonders klimaschädlich. Mit den Beschlüssen wird das Montrealer Protokoll von 1987 fortgeschrieben, mit dem das Verbot der damals in Spraydosen und Kühlschränken gebräuchlichen ozonzerstörenden Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) vereinbart worden war. Anders als das 2015 ausgehandelte Klimaschutzabkommen von Paris hat die jetzt getroffene Vereinbarung rechtlich bindende Wirkung.

Umweltgruppen hatten laut Reuters ein ambitioniertes Abkommen verlangt. Sie verwiesen darauf, dass bis 2050 rund 1,6 Milliarden neue Klimaanlagen in Betrieb genommen werden dürften - vor allem in Asien, Lateinamerika und Afrika. Die Hilfsorganisation Christian Aid bedauerte, dass sich einige Länder für ein langsameres Vorgehen entschieden hätten.

Wissenschaftler rechnen indischen Angaben zufolge damit, dass das Auslaufen des FKW-Gebrauchs zwischen vier und sechs Milliarden Dollar kosten dürfte. Russland geht dagegen nach eigenen Schätzungen von Kosten in Höhe von mehr als zehn Milliarden Dollar aus.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...