Wie das Unternehmen am Montag mitteilten, widerrief das Bundeswirtschaftsministerium die am 8. September erteilte Unbedenklichkeitsbescheinigung und will die Übernahmepläne nochmals unter die Lupe nehmen. Die Anleger reagierten schockiert: Die Aktie brach um rund acht Prozent ein.
Die Maßnahme der Bundesregierung kommt just zu einem Zeitpunkt, da China in der Stahl-Krise Zweifel an der Verlässlichkeit der EU als Handelspartner äußert.
Eigentlich schien die Übernahme des defizitären Spezialanlagenbauers durch den Investor Fujian Grand Chip Investment (FGC) in trockenen Tüchern. Nach einer Reduzierung der Mindestannahmeschwelle auf 50,1 von 60 Prozent hatten die Aktionäre dem Investmentfonds des Geschäftsmanns Zhendong Liu doch rund 60 Prozent ihrer Anteilsscheine zum Kauf angedient.
Aixtron-Chef Martin Goetzeler hatte zuvor längere Zeit nach einem zahlungskräftigen Investor Auschau gehalten, da er mit dessen Hilfe den angeschlagenen Konzern wieder auf Kurs bringen will. Mit der FGC glaubt er, den Retter gefunden zu haben. Er verspricht sich einen besseren Zugang zum chinesischen Markt und das nötige Kapital für Forschung und Entwicklung. Die Chinesen versicherten zudem, Aixtron operativ unangetastet zu lassen.
Zahlreiche Aixtron-Aktionäre hatten allerdings auf der Hauptversammlung im Frühjahr gegen die Übernahmepläne gewettert. Sie fürchten den Abfluss von Know-how und hielten das Angebot von sechs Euro pro Aktie für zu niedrig. Der Kurs der Aixtron-Aktie war eingebrochen, nachdem der chinesische Kunde San'an Optoelectronics einen Großauftrag zusammengestrichen hatte. San'an finanziert indirekt auch das Übernahmeangebot mit, wie Liu kürzlich eingeräumt hatte.
FGC bietet über das Vehikel Grand Chip Investment insgesamt 676 Millionen Euro für das 1983 aus der Aachener Hochschule RWTH hervorgegangene Unternehmen mit seinen rund 750 Mitarbeitern. Aixtron produziert Chipanlagen zur Herstellung von Leuchtdioden (LED), die in der Unterhaltungselektronik, Autoindustrie und bei industrieller Beleuchtung zum Einsatz kommen.
Erst in der vergangenen Woche wurde bekannt, dass das Ministerium an einem Entwurf arbeitet, der generell die Übernahmen von Unternehmen durch Investoren aus Drittländern erschweren soll. Vor allem,wenn Gelder ausländischer Staaten hinter der geplanten Übernahme stecken, sollen nationale Regierungen einschreiten können.