Der Kreml-Berater Alexander Dugin hat am Mittwoch in der Untersuchungskommission des türkischen Parlaments zum Putschversuch vom 15. Juli ausgesagt. Dugin sagte, dass der Putschversuch keine reine türkische Angelegenheit sei. Das Ziel sei gewesen, Erdogan zu stürzen, um im Nachhinein einen Bürgerkrieg in der Türkei auszulösen, um die Region in Brand zu setzen. Entscheidend seien aber die Hintermänner der Gülen-Bewegung. „Hinter der Gülen-Bewegung steht eine sehr große Kraft, ein sehr ernster geopolitischer Spieler. Das Zentrum der Bewegung befindet sich in den USA und hinter ihr stecken CIA-Vertreter“, zitiert die Zeitung Aksam Dugin.
Zu den geopolitischen Gründen des Umsturzversuchs von Erdogan sagte Dugin: „Es war eine geopolitische Angelegenheit, weil die Amerikaner unzufrieden mit erdogan sind. Sie wollten ihn durch eine Marionette ersetzen. Diese Marionette sollte die Nahost-Politik der USA in einer Art und Weise verfolgen, wie es Erdogan nicht machen will. Deshalb kann man von einem geopolitischen Putschversuch sprechen. Das bedeutet jedoch, dass dies auch gleichzeitig zu einer Einladung der anderen großen geopolitischen Macht, nämlich Russland, führt. Wir können die wahre Strategie und das Paradigma können wir nicht erkennen, indem wir uns auf den türkischen Geheimdienst stützen. Denn die Türkei ist ein Nato-Staat und US-amerikanische Agenten sind hier in Massen vorhanden. Die Türkei kann als Nato-Land und US-Verbündeter die wahren Drahtzieher hinter den Putschisten ausfindig machen. Dazu fehlen die Wege und Mittel. Die USA können die Untersuchung des Putschversuchs im In- und Ausland verwässern. Russland ist die einzige Macht, die ein Gegenpol gegen die USA sein kann und die Türkei braucht Russland. Wir wissen, dass die Gülen-Bewegung seit Ende des Kalten Kriegs in Russland aktiv wurde. Die Beteiligung Russlands an den Putschuntersuchungen in der Türkei ist auch aus Sicherheitsgründen wichtig, denn auch in Russland sind genau dieselben pro-amerikanischen Elemente und Gülen-Netzwerke aktiv. Deshalb sollten wir diese Untersuchungen gemeinsam durchführen. Ich bin der Auffassung, dass die Gülen-Bewegung in Russland, in der Türkei und in anderen Staaten unter schwerem Beschuss steht. Deshalb werden die USA diese Organisation künftig nicht mehr wirklich einsetzen. Diese Bewegung hat ihr Haltbarkeitsdatum überschritten und ist eine US-amerikanische Terror-Organisation. Sie haben versucht, Erdogan zu stürzen. Doch sie sind gescheitert.“
Dugin ist ein Vertreter der eurasischen Idee, wonach in Eurasien, was Deutschland mit einschließt, ein Gegenpol gegen die USA entstehen müsse, um eine Balance zu den USA herzustellen. Russland sei zwar vom orthodoxen Christentum geprägt, doch auch der Islam und Muslime seien ein fester Bestandteil der russischen Kultur. Dem Westen wirft er vor, andere Völker als „Barbaren“ herabzuwürdigen, und seine Machtinteressen unter dem Deckmantel universeller demokratischer Werte durchsetzen zu wollen. In Dugins Gedankenwelt gibt es keinen kulturellen Universalismus. Stattdessen gebe es viele verschiedene Kulturen. In Europa und in den USA wird Dugin als Nationalist und teilweise als Rechtsextremist klassifiziert.