Finanzen

Ölpreisverfall: Gaskonzern Linde harten Sparkurs

Nach der geplatzten Fusion mit dem US-Rivalen Praxair muss der Gaskonzern Linde Sparmaßnahmen erhöhen. Dies betrifft auch Arbeitsplätze.
28.10.2016 10:55
Lesezeit: 1 min
Ölpreisverfall: Gaskonzern Linde harten Sparkurs
Vor wenigen Jahren hatte Linde bereits das US-Unternehmen Lincare für mehr als drei Milliarden Euro gekauft. (Foto: Linde)

Wenige Monate vor seinem Abschied von Linde verordnet Vorstandschef Wolfgang Büchele dem Gaskonzern ein hartes Sparprogramm. Ab 2019 sollen die Münchner nach der geplatzten Fusion mit dem US-Rivalen Praxair jährlich 550 Millionen Euro einsparen, 370 Millionen Euro mehr als bisher geplant, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte.

"Unsere klare Vision ist, Linde langfristig und nachhaltig zu einem der profitabelsten und präferierten Anbieter im Industriegase- und Engineering auszubauen", erklärte Büchele, der im Frühjahr seinen Posten räumt. Die relativ geringe Rendite der Münchner galt als ein Grund für den geplatzten Zusammenschluss mit den weitaus profitableren Amerikanern.

Der Stellenabbau dürfte kräftig ausfallen: Für das laufende und kommende Jahr veranschlagt Linde die Kosten für die Einsparungen auf 400 Millionen Euro. Die Zahl der wegfallenden Arbeitsplätze nannte der Konzern vorerst nicht. Auf Basis der üblichen Abfindungssummen veranschlagen Experten die Zahl der betroffenen Mitarbeiter auf 3000 bis 4000. Weltweit beschäftigt Linde 65.000 Menschen, davon 8000 in Deutschland.

Linde kämpft mit den Folgen des Ölpreisverfalls. Vor allem im Anlagenbau scheuen die Kunden Investitionen, der Umsatz der Sparte sinkt langfristig. Im abgelaufenen Quartal konnte das Geschäftsfeld, das ein Lieblingskind von Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle ist, den Einnahmenschwund zwar stoppen und seinen Auftragseingang aufgrund großer Einzelaufträge sogar verdoppeln. Langfristig weist der Trend für die Sparte im bayerischen Pullach aber nach unten.

Im dritten Quartal musste Linde konzernweit einen leichten Einnahmenrückgang hinnehmen. Der Umsatz sank binnen Jahresfrist um gut zwei Prozent auf 4,4 Milliarden Euro, der operative Gewinn (Ebitda vor Sondereffekten) im gleichen Umfang auf gut eine Milliarde Euro. Unter dem Strich verdiente die Traditionsfirma mit 313 Millionen Euro gut ein Zehntel mehr und schnitt insgesamt besser ab als Analysten erwartet hatten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Kapital und Kontrolle – wem gehört Deutschland?
19.07.2025

Deutschland ist reich – doch nicht alle profitieren. Kapital, Einfluss und Eigentum konzentrieren sich zunehmend. Wer bestimmt wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...