Politik

Südkorea: Massen-Proteste gegen Präsidentin wegen Korruption

Lesezeit: 2 min
07.11.2016 00:42
Die Korruptionsaffäre um längjährige Vertraute belastet Südkoreas Staatschefin Park Geun Hye. Zehntausende forderten ihren Rücktritt.
Südkorea: Massen-Proteste gegen Präsidentin wegen Korruption

Mehr zum Thema:  
Asien >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Asien  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Korruptionsaffäre um ihre langjährige Vertraute Choi Soon Sil macht Südkoreas Staatschefin Park Geun Hye immer mehr zu schaffen. In der Hauptstadt Seoul forderten am Samstag zehntausende Demonstranten Parks Rücktritt. Ihre Zustimmungswerte sanken auf ein neues Rekordtief. Am Sonntag wurden zwei frühere enge Mitarbeiter der Präsidentin festgenommen, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete.

Die Demonstration gegen Park war einer der größten Kundgebungen in der südkoreanischen Hauptstadt seit Jahren. An dem Protestmarsch im Zentrum von Seoul nahmen nach Angaben der Polizei etwa 50.000 Menschen teil, die Organisatoren sprachen von beinahe 200.000 Teilnehmern. Die Kundgebung wurde von 20.000 Polizisten überwacht.

„Treten Sie zurück“, forderten die Demonstranten die Staatschefin in Sprechchören auf. Auch durch die öffentliche Entschuldigung von Park am Vortag ließen sich die Demonstranten nicht besänftigen.

„Ihre Rede hat mich nur noch wütender gemacht“, sagte Park Mee Hee mit Blick auf die emotionale Fernsehansprache, in der die Staatschefin Fehler eingeräumt hatte. Der 20-jährige Politikstudent Kim Do Huyan schimpfte, Parks langjährige Freundin Choi habe „wie eine Regentin von Park gehandelt und ihre Entscheidungen kontrolliert“.

Choi soll ihre Beziehungen zu Park dazu genutzt haben, von südkoreanischen Unternehmen wie Samsung Spenden für ihre angeblich wohltätigen Stiftungen einzutreiben, aus denen sie sich dann persönlich bereichert haben soll. Darüber hinaus wird Choi vorgeworfen, Einfluss auf die Regierungsarbeit Parks genommen zu haben.

Choi war am Donnerstag wegen des Verdachts auf Betrug und Machtmissbrauch festgenommen worden. Sie ist die Tochter des Sektengründers Choi Tae Min, der bis zu seinem Tod im Jahr 1994 Parks Mentor war.

Park war durch den Skandal zunehmend in Bedrängnis geraten, zumal sie sich selbst dem Vorwurf, einem religiösen Kult verfallen zu sein, gegenübersah. Bei einer Fernsehansprache am Freitag hatte sie sich gegen die Vorwürfe gewehrt, sich aber gleichzeitig entschuldigt. Da sie als Staatschefin ein „einsames Leben“ führe, habe sie Chois Nähe gesucht. In einem Versuch, das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen, bildete Park ihr Kabinett um und tauschte Berater aus.

Die Umfragewerte der Präsidentin rutschen diese Woche auf fünf Prozent ab. Das ist der niedrigste Wert, den ein Staatsoberhaupt in Südkorea je erzielte. Beobachter gehen dennoch davon aus, dass Park bis zum Ende ihrer regulären Amtszeit in gut einem Jahr Präsidentin bleiben wird.

Die Korruptionsaffäre zieht allerdings weitere Kreise. Parks früherer ranghoher Berater Ahn Jong Beom sei am Sonntag wegen Machtmissbrauchs und versuchter Nötigung festgenommen worden, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Er soll Choi geholfen haben, Millionenspenden für ihre Stiftungen einzusammeln.

Ahn war bereits am Mittwoch in Gewahrsam genommen worden, nun erfolgte seine offizielle Festnahme. Vergangenen Monat war er zurückgetreten und übernahm damit laut Yonhap „die Verantwortung dafür, der Präsidentin schlecht beigestanden zu haben“.

Festgenommen wurde außerdem Parks früherer Mitarbeiter Jeong Ho Seong, der Park seit 1998 zur Seite gestanden hatte. Der 47-Jährige soll Reden der Präsidentin und offizielle Dokumente an Choi weitergeleitet haben.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Asien >

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Die neuen, elektrifizierten Honda-Modelle

Komfort, Leistung und elektrische Antriebe – das gibt es alles mit den brandneuen Honda-Modellen als E-Auto, Plug-in-Hybrid und...

DWN
Politik
Politik Russland liefert Rekordmengen Gas über TurkStream nach Europa
29.11.2023

Über TurkStream fließen derzeit Rekordmengen Gas nach Europa. Doch die militärischen Angriffe auf die Pipeline halten an. Zudem macht...

DWN
Politik
Politik Rechtsgutachten prüft Berliner Sondervermögen
29.11.2023

Die deutsche Hauptstadt bekommt die Folgen der jüngsten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts nun direkt zu spüren. Jetzt prüft...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Inflation fällt deutlich, aber Ökonomen warnen vor Jahresende
29.11.2023

Die Inflation ist im November überraschend stark gefallen, auf den niedrigsten Wert seit Juni 2021. Doch für Dezember erwarten Ökonomen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wegen Haushaltskrise: OECD empfiehlt Ende der Rente mit 63
29.11.2023

Die OECD prognostiziert, dass die Wirtschaft in Deutschland 2024 deutlich langsamer wächst als in den anderen Staaten. Wegen der...

DWN
Immobilien
Immobilien Zeichen der Zuversicht: Die Renaissance der Zinshäuser
29.11.2023

Die Häuser wurden einst vor allem von gut situierten Privatinvestoren errichtet und galten als Kapitalanlage des wohlhabenden Bürgertums....

DWN
Finanzen
Finanzen Sinkende Inflation treibt Dax auf höchsten Stand seit Juli
29.11.2023

Der Dax hat die Marke von 16.000 Punkten überwunden und notiert auf dem höchsten Stand seit vier Monaten. Hintergrund ist der anhaltende...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Inflation gebannt? Reallöhne steigen, Importpreise fallen
29.11.2023

Die Reallöhne in Deutschland sind wegen der sinkenden Inflation zuletzt wieder gestiegen. Zudem verzeichnen die Importpreise einen starken...

DWN
Finanzen
Finanzen Buffett-Weggefährte Charlie Munger mit 99 Jahren gestorben
29.11.2023

Während Warren Buffett als Investoren-Legende weltbekannt ist, gab sich Charlie Munger über Jahrzehnte zufrieden damit, seine rechte Hand...