Politik

Volkswagen: Ermittler nehmen Aufsichtsratschef Pötsch ins Visier

Lesezeit: 2 min
06.11.2016 17:25
Volkswagen kommt nicht zur Ruhe. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Aufsichtsratschef.

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Felix Frieler von der dpa analysiert die jüngsten Entwicklungen bei Volkswagen:

Erst Winterkorn und Diess - und jetzt gerät auch VW-Aufsichtsratschef Pötsch in den Fokus der Staatsanwaltschaft. Die Ermittler gehen einem Verdacht auf Marktmanipulation im Abgas-Skandal nach. Der Job des Österreichers ist dadurch aber wohl nicht in Gefahr.

An Kritikern mangelt es der VW-Führungsriege in der Abgaskrise ohnehin nicht - Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch hatte aber von Anfang an einen besonders schweren Stand. Sein Wechsel aus dem Vorstand auf den Posten des Chefkontrolleurs kurz nach Bekanntwerden der Vorwürfe löste schon damals Unmut aus. Seine Gegner wollten einen unbelasteten Manager für den Job - sie dürften sich jetzt bestätigt fühlen.

Pötsch ist wegen der Abgasaffäre ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Laut Konzern laufen jetzt auch gegen ihn Ermittlungen wegen Marktmanipulation. Beginnt eine Staatsanwaltschaft zu ermitteln, sieht die Behörde genug «tatsächliche Anhaltspunkte» für einen Anfangsverdacht.

Gegen Markenchef Herbert Diess und Ex-Konzernchef Winterkorn gibt es bereits Ermittlungen der Braunschweiger Behörde - jetzt bekam auch Pötsch Post vom Staatsanwalt. Faktisch ändert sich damit erst einmal nichts für den Österreicher. Wie Diess kann er seinem Job ganz normal weiter nachgehen. Es ist auch noch längst nicht klar, ob die Staatsanwaltschaft am Ende überhaupt Anklage erhebt.

Dennoch sind die Ermittlungen Wasser auf die Mühlen seiner Kritiker. Bereits bei der Hauptversammlung des Konzerns im Juni, wo Aktionäre auf die VW-Chefs trafen, war Pötsch die beliebteste Zielscheibe. «Der Bock soll hier unseren Garten pflegen», hatte ein Aktionär damals geklagt. Pötsch habe als ehemaliger Vorstand eine Mitverantwortung an der Krise und sei ungeeignet, nun deren Aufklärung voranzutreiben.

Bei der Entlastung der Vorstände - und damit auch Pötschs, der bis Herbst vergangenen Jahres Finanzvorstand war - enthielt sich das Land Niedersachsen damals. Ein Signal an die Manager. Hintergrund waren die kurz zuvor bekanntgewordenen Ermittlungen gegen Winterkorn und Diess.

Jetzt enthält sich die Landesregierung gewissermaßen erneut: «Die Vertreter des Landes Niedersachsen im Aufsichtsrat von Volkswagen werden sich aus Respekt vor den laufenden Ermittlungen in keiner Weise inhaltlich zu alledem positionieren», lässt Ministerpräsident Stephan Weil mitteilen. Es sei «Sache der Staatsanwaltschaft und gegebenenfalls später der Gerichte, die strafrechtliche Relevanz der damaligen Vorgänge zu analysieren und zu bewerten».

Tatsächlich hatten sich Beobachter schon bei Beginn der Ermittlungen gegen Winterkorn und Diess im Juni gefragt, warum sich die Staatsanwaltschaft nun die beiden rauspickt und nicht auch Pötsch. Als Finanzchef des Konzerns war er für die Kommunikation mit den Anlegern zuständig. Eine Ad-Hoc-Mitteilung, mit der Unternehmen über potenziell kursbewegende Nachrichten informieren müssen, läuft in der Regel über den Schreibtisch des Finanzchefs. Er entscheidet oft, ob solche Mitteilungen an die Öffentlichkeit kommen, oder das Unternehmen die Nachrichten vorerst für sich behält.

Paradoxerweise dürfte Pötsch nun angesichts der Ermittlungen aber sogar noch ein wenig fester im Sattel sitzen als zuvor. Würde er nun zurücktreten, könnte das als Schuldeingeständnis interpretiert werden. Die VW-Eigentümerfamilien stärkten dem Österreicher demonstrativ den Rücken: «Die Familien Porsche und Piëch stehen uneingeschränkt hinter Herrn Pötsch», teilt Wolfgang Porsche mit.


Mehr zum Thema:  
Auto >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Griechenlands Wirtschaft boomt: Erfolgreiche Steuerreformen und starke Investitionen treiben den Aufschwung
21.12.2024

Griechenlands Wirtschaft überrascht: Für 2025 erwartet das Land einen Haushaltsüberschuss von 13,5 Milliarden Euro – mehr als doppelt...

DWN
Panorama
Panorama Winterurlaub in Gefahr: Weniger Gäste in den Alpen erwartet
21.12.2024

Die Alpenregion, ein traditionell beliebtes Ziel für Wintersport und Erholung, steht in der neuen Saison vor Herausforderungen. Weniger...