Politik

USA: Zu wenig Wachstum, zu hohe Schulden

Lesezeit: 2 min
08.11.2016 02:02
Die Verschuldung der USA ist im Jahr 2015 auf einen neuen Rekordwert gestiegen. Die Schulden bremsen das Wachstum.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Verschuldung der USA ist im Jahr 2015 auf einen neuen Rekordwert gestiegen, der das Wachstum der Wirtschaft erheblich drücken kann. Auch Studentenkredite, Hypotheken und Kreditkartenschulden haben signifikant zugenommen.

Das Verhältnis der Schulden außerhalb des US-Finanzsektors (also von Haushalten, Unternehmen sowie Regierungen auf Bundes- und Bundesstaatenebene) zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA ist 2015 auf den Rekordwert von 248 Prozent gestiegen, nach dem vorigen Rekord von 245 Prozent im Jahr 2009. Die Gesamtschulden einschließlich des Finanzsektors nahmen im vergangenen Jahr um rund 2 Billionen Dollar zu und damit 1,4 Billionen Dollar stärker als das nominale BIP.

Derzeit liegen die Staatsschulden der amerikanischen Bundesregierung bei 19,8 Billionen Dollar – die Gesamtverschuldung mit den Verbindlichkeiten der Privathaushalte, Unternehmen und Städten und Kommunen bei über 66 Billionen Dollar. In den letzten 40 Jahren sind die Schulden in den USA um den Faktor 27 angestiegen. Mit derzeit rund 66 Billionen Dollar tragen die USA mehr als ein Viertel der weltweiten Schuldenlast. Diese wird vom Wall Street Journal auf 223 Billionen Dollar beziffert.

Das Verhältnis von Gesamtschulden zum BIP stand Ende 2015 bei 370 Prozent und somit deutlich über dem Niveau von 250–300 Prozent, ab dem Wirtschaftsforscher üblicherweise davon ausgehen, dass Schulden die Produktivität nicht mehr erhöhen, sondern drücken. Ebenfalls bedenklich: Wie der Ökonom Van R. Hoisington vor kurzem schrieb, waren in den 45 Jahren bis zum Jahr 2000 ungefähr 1,70 Dollar an Schulden erforderlich, um in den USA 1 Dollar an BIP zu generieren. Seit dem neuen Jahrtausend aber wurden für 1 Dollar BIP durchschnittlich 3,30 Dollar Schulden gebraucht.

Hinzu kommt eine steigende Privatverschuldung der US-Konsumenten. Die Hälfte von ihnen lebt von Monat zu Monat, ohne jegliche finanzielle Reserve. 56 Prozent aller Amerikaner ist nicht ausreichend kreditwürdig, wie das Time Magazine berichtet. Dennoch stieg die Privatverschuldung in den letzten drei Jahren dort um 22 Prozent an. Jeder Amerikaner zahlt durchschnittlich 474 Dollar pro Monat, um sein Kredit-finanziertes Auto abzubezahlen.

Darüber hinaus zeichnet sich am Immobilienmarkt eine ähnliche Situation ab, wie zur „Subprime-Krise“ von 2008. Etwa die Hälfte der amerikanischen Hausbesitzer, kann sich die Hypotheken-Raten nicht mehr leisten, wie Market Watch berichtet. Gleichzeitig nahmen die Kredite aufs Eigenheim im ersten Quartal um 8 Prozent zu, wie das Wall Street Journal berichtet. Das bedeutet, dass viele US-Immobilienbesitzer ihr Haus als Sicherheit für Konsumentenkredite hinterlegen. Hinzu kommt die exorbitante Summe an Studentenkrediten. Insgesamt sind derzeitige und ehemalige US-Studenten mit 1,08 Billionen Dollar verschuldet, wie die Federal Reserve New York berichtet. Davon sind Kredite im Umfang von 124,3 Milliarden Dollar vom Ausfall bedroht, da ihre Tilgung seit mehr als 90 Tagen überfällig ist.

 


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Deutschland prüft Vorgehen nach Haftbefehl für Netanjahu
23.11.2024

Die Bundesregierung steht nach dem Haftbefehl gegen Israels Regierungschef vor einem Dilemma. Noch ist offen, wie sie sich positioniert....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft US-Regierung: Google muss Chrome-Browser verkaufen
23.11.2024

Die US-Regierung will vor Gericht durchsetzen, dass Google sich vom weltweit meistbenutzten Webbrowser Chrome trennen muss. Das...

DWN
Panorama
Panorama Corona-Maßnahmen führen zur Ausrottung eines Grippe-Stamms: Umstellung auf Dreifach-Impfstoff
23.11.2024

Die Grippeschutzimpfung hat sich für die aktuelle Saison verändert: Statt eines Vierfach-Impfstoffs wird nun ein Dreifach-Impfstoff...

DWN
Politik
Politik Tiefpunkt der Brandenburger Politik: Ministerin entlassen - Minister tritt zurück
23.11.2024

Machtprobe im Streit um die Klinikreform: Regierungschef Dietmar Woidke entlässt in der Bundesratssitzung die grüne Gesundheitsministerin...

DWN
Politik
Politik Rocketman: Putin kündigt Serienproduktion neuer Mittelstreckenwaffe an
23.11.2024

Der Westen verurteilt den Einsatz der neuen russischen Mittelstreckenrakete gegen die Ukraine als neuerliche Eskalation - Moskau feiert...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung vor Engpässen: DRV fordert Maßnahmen zur Stabilisierung
23.11.2024

Die Deutsche Rentenversicherung warnt vor einer möglichen Finanzierungslücke bis 2027. Trotz stabiler Einnahmen erfordert die Rentenkasse...

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...