Politik

EU-Bürgerinitiativen: Nur bei Übereinstimmung mit „europäischen Werten“ zulässig

Lesezeit: 1 min
02.04.2012 15:59
Seit Sonntag können auf europäischer Ebene Bürgerinitiativen gestartet werden. Finden sich eine Million Bürger zusammen, können sie von der Kommission verlangen, diese zu prüfen. Das eigentlich lobenswerte Ansinnen droht jedoch an einer rechtlich fragwürdigen Formulierung zu scheitern: Entspricht eine Petition nicht den „europäischen Werten“, scheidet sie vor vornherein aus.
EU-Bürgerinitiativen: Nur bei Übereinstimmung mit „europäischen Werten“ zulässig

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Seit Sonntag ist der Weg frei für europäische Bürgerinitiativen. „Ich bin äußerst gespannt, welche Ideen die Bürger vorbringen“, freut sich der Vizepräsident Maroš Šefčovič. „Dies ist eine völlig neue Möglichkeit partizipativer Demokratie und in den Händen der Bürger ein wirksames Instrument, mit dem sie die politische Agenda bestimmen können.“ Allerdings ist das Verfahren alles andere als nutzerfreundlich für die 500 Millionen Bürger der EU.

Auf der Website der EU-Kommission können die jeweiligen Initiativen registriert werden. Ein Bürgerausschuss muss aus mindestens sieben EU-Bürgern bestehen, deren Wohnsitz in mindestens sieben verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten liegen soll. Erst dann kann ein entsprechender Antrag gestellt werden. Innerhalb von zwölf Monaten muss der Ausschuss die notwendigen Unterstützungsbekundungen erhalten – die Initiative kann jeder unterstützen, der in seinem eigenen Land als wahlberechtigt gilt. So bedarf es mindestens einer Million Unterschriften aus mindestens insgesamt sieben Mitgliedsländern. Die entsprechende Zahl der Unterstützungsbekundungen muss zudem von einer zuständigen Behörde des jeweiligen Mitgliedsstaates bestätigt werden.

Neben der kurzen Zeit, um die Unterstützer zu mobilisieren und den strengen Vorgaben, um eine solche Initiative überhaupt ins Rollen zu bringen, könnte es auch bei den notwendigen Daten bezüglich der Unterstützungsbekundungen weitere Hürden geben. Reicht es etwa in Deutschland, Name, Wohnort und Geburtstag anzugeben, muss man in Österreich und 17 weiteren Ländern auch die Ausweisnummer hinterlegen – in Griechenland ist sogar der Name des Vaters notwendig.

Innerhalb von drei Monaten muss dann die Bürgerinitiative von der EU-Kommission geprüft und die eine mögliche Vorgehensweise beschlossen werden. Allerdings ist eine solche Bürgerinitiative nicht bindend für die EU-Kommission. „Offenkundig missbräuchliche, unseriöse oder schikanöse Initiativen“ sind, „die gegen europäische Werte verstoßen oder außerhalb des Zuständigkeitsbereichs der Kommission liegen“, können nicht registriert werden. Wo genau hier allerdings die Grenzen verlaufen werden, wurde nicht offengelegt.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neuentdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...