Deutschland

Investitionen in den deutschen Mittelstand sind riskant

Gläubiger haben in diesem Jahr bereits 27 Milliarden Euro bei Investments in deutsche Mittelständler verloren. Das ist ein Anstieg um 40 Prozent.
28.11.2016 14:34
Lesezeit: 1 min

Die finanziellen Schäden für die Gläubiger bei Unternehmenspleiten stiegen gegenüber dem Vorjahr deutlich um mehr als 40 Prozent auf rund 27,5 Milliarden Euro, so die dpa. Es war den Angaben zufolge der höchste Wert seit vier Jahren. Gründe waren Ausfälle von Unternehmensanleihen, unter anderem von Mittelstandsbonds des insolventen Agarunternehmens KTG Agrar.

Hinzu kam ein Anstieg größerer Firmenschieflagen insbesondere in der Textil- und Bekleidungsbranche, die unter anderem den Modehersteller Steilmann sowie die Textilketten Rudolf Wöhrl und Sinnleffers trafen.

Geschätzt 221 000 Jobs waren laut den Zahlen von der Insolvenz des Arbeitgebers betroffen, das waren 1,8 Prozent weniger als im 2015.

Insgesamt sind in diesem Jahr erneut weniger Unternehmen und Kunden in Deutschland in die Pleite gerutscht. Die Zahl der Firmeninsolvenzen sank im Vergleich zu 2015 um 6,4 Prozent auf 21 700, wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Montag in Frankfurt mitteilte. Es war der niedrigste Stand seit Einführung der Insolvenzordnung 1999.

Im kommenden Jahr rechnen die Experten mit einem weiteren Rückgang auf 20 000 bis 21 000 Fälle. Auch die Zahl der Kundenpleiten werde weiter sinken, zuletzt verlangsamte sich das Tempo allerdings.

Den sechsten Rückgang in Folge bei den Firmenpleiten erklärte Creditreform mit der stabilen Konjunktur und der guten Finanzierungssituation. Steigende Umsätze und Erträge verbesserten die Stabilität der Unternehmen. Durch die Niedrigzinsen kommen Firmen zudem billiger an Geld.

Dank der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt sank die Zahl der Kundeninsolvenzen um 2,5 Prozent auf 78 200 Fälle. «Ein fester Arbeitsplatz ist der Garant dafür, dass letztlich eine Privatinsolvenz vermieden werden kann», sagte Creditreform-Hauptgeschäftsführer Volker Ulbricht.

Allerdings verlangsamte sich der Rückgang der Kundeninsolvenzen. 2015 waren es noch 7,2 Prozent weniger gewesen als ein Jahr zuvor. Ein Grund sei die steigende Zahl überschuldeter Kunden. Rund jeder Zehnte steckt Creditreform zufolge inzwischen finanziell in der Klemme. Trotzdem erwarten die Experten im kommenden Jahr einen weiteren Rückgang auf 76 000 bis 77 000 Kundenpleiten.

Insgesamt werde die Zahl der Insolvenzen einschließlich Pleiten unter anderem von Selbstständigen auf 119 000 bis 122 000 sinken, nach 123 800 Fällen in diesem Jahr, sagte Creditreform voraus. Die Zahl der Insolvenzen wird von mehreren Anbietern erfasst. Offizielle Angaben des Statistischen Bundesamtes folgen später.

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