Siemens-Chef Joe Kaeser sagte der Deutschen Presse Agentur in einem Interview, Bedenken angesichts der Digitalisierung ernst zu nehmen. „Viele Menschen machen sich Sorgen, ob sie im digitalen Zeitalter überhaupt noch gebraucht werden“, sagte Kaeser am Dienstag in Berlin. Diese Menschen müssten mitgenommen werden. „Unsere Aufgabe ist es auch, ein faires, ein inklusives Geschäftsmodell entwickeln. Das braucht das digitale Zeitalter“, sagte Kaeser bei einem Festakt zum 200. Geburtstag des Gründers Werner von Siemens. Dabei hob Kaeser hervor, dass der Unternehmer auch Verantwortung für die Gesellschaft übernommen habe.
Der Vorstandschef würdigte auch Siemens' Optimismus und Mut zum Wandel. „Von diesem Optimismus, diesem Willen müssen auch wir uns wieder mehr leiten lassen“, forderte Kaeser. „Wenn wir es richtig anstellen, bietet die Digitalisierung enorme Chancen für uns. Sie kann Wachstum erzeugen, Arbeitsplätze schaffen.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte, die Digitalisierung lasse sich nicht aufhalten, sie lasse sich nur gestalten. „Dabei muss es unser Anspruch als Industrieland sein, vorne dabei zu sein.“ Siemens spiele eine zentrale Rolle.
Es gehe auch darum, Kompetenzzentren zu bilden, durch die kleine und mittlere Unternehmen die neuen Chancen nutzen könnten, hob Merkel hervor. Notwendig sei eine lebendige Gründerkultur. So habe sich in Berlin eine vielversprechende Start-up-Szene entwickelt. „In manchen Hinterhöfen herrscht heute genauso ein Erfindergeist wie seinerzeit bei Werner von Siemens – allerdings ganz anderer Natur.“
Merkel sagte, man kenne auch die Gefährdungen durch den digitalen Wandel. Die Politik müsse deshalb bei der Cyber-Sicherheit eng mit der Industrie zusammenarbeiten. „Die Nationale Cyber-Sicherheitsstrategie, die wir jetzt aufgelegt haben, ist ein erster Schritt“, sagte Merkel. „Aber hier sind wir auch sehr gefordert.“ Am Sonntag waren rund 900.000 Router der Deutschen Telekom durch eine Cyber-Attacke lahmgelegt worden.