Politik

Die Türkei stemmt sich gegen massiven Angriff auf die Lira

Lesezeit: 1 min
09.12.2016 23:49
Die Türkei versucht verzweifelt, den Verfall der Lira zu stoppen. Die Währung war nach dem gescheiterten Putsch abgestürzt. Eigentlich hätte sie steigen müssen.
Die Türkei stemmt sich gegen massiven Angriff auf die Lira

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat nicht nur seine Landsleute aufgefordert, ihre ausländischen Devisen in die einheimische Währung umzutauschen, sondern diesen Ratschlag auch selbst in die Tat umgesetzt: Präsidentensprecher Ibrahim Kalin sagte am Donnerstag laut AFP, der Staatschef habe "seine Devisenvorräte am selben Tag in Lire gewechselt, als er diesen Aufruf startete". Erdogan startete den Aufruf am Freitag in einer Fernsehansprache.

Zum Umfang des Geldvermögens von Erdogan äußerte der Sprecher sich nicht. Oppsitionsführer Kemal Kilicdaroglu, Chef der Republikanischen Volkspartei (CHP), hatte gesagt, Erdogan besitze 200.000 Dollar (rund 187.000 Euro), die auf einem Bankkonto hinterlegt seien. Hintergrund von Erdogans Aufruf ist der massive Absturz der Lira gegenüber Dollar und Euro in den vergangenen Monaten: Wurden zu Beginn des Jahres lediglich 2,9 Lira für einen Dollar fällig, waren es Anfang Dezember bereits mehr als 3,5 Lira.

Angesichts der lahmenden Wirtschaft will die türkische Regierung den Gürtel enger schnallen. Ministerpräsident Binali Yildirim kündigte am Donnerstag an, dass die öffentlichen Ausgaben im kommenden Jahr beschränkt würden. Gleichzeitig stellte er der Privatwirtschaft aber auch zusätzliche Kredite in Aussicht, um der Konjunktur so auf die Sprünge zu helfen, berichtet Reuters.

„2017 wird es keine unnötigen Ausgaben geben“, sagte Yildirim anlässlich der Vorstellung seiner Konjunkturpläne. „Keine neuen Gebäude, keine Auto-Käufe, keine unwichtigen Reisen der Regierung.“ Auch zusätzliche Staatsbedienstete würden nicht angeworben. Rund 60.000 neue Einstellungen, zumeist Polizisten und Lehrer, sind allerdings bereits beschlossen worden.

Es werde umgerechnet rund 66 Milliarden Euro an Krediten für Unternehmen geben, sagte Yildirim weiter. Außerdem seien Anreize für Investitionen in die Produktion sowie Steuererstattungen geplant.

Die türkische Wirtschaft steckt in der Krise. Im dritten Quartal wurde einer Reuters-Erhebung zufolge vermutlich ein Rückgang von 0,5 Prozent verzeichnet. Die Landeswährung Lira hat seit Jahresbeginn bis zu einem Fünftel an Wert verloren und sich im November so schlecht geschlagen wie seit der weltweiten Finanzkrise 2008 nicht mehr. Da die Türkei viele Waren und Rohstoffe importieren muss, werden die Einfuhren dadurch teurer und die Inflation angeheizt.

Präsident Recep Tayyip Erdogan macht für die Kursschwäche ausländische Devisenspekulanten verantwortlich. Er rief die Bürger deshalb mehrfach dazu auf, ausländische Devisen in Gold oder die Landeswährung Lira zu tauschen, um so die Lira zu stabilisieren. Er selbst habe dies bereits getan, sagte ein Sprecher. Das Verteidigungsministerium wechselte mehr als 262 Millionen Dollar und gut 31 Millionen Euro, die Post 172 Millionen Dollar. Die Türkei will zudem erlauben, den Handel mit China, Russland und Iran in lokalen Währungen abwickeln.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neuentdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...