Finanzen

Weidmann hat nichts gegen staatliche Banken-Rettung in Italien

Lesezeit: 2 min
11.12.2016 12:50
Bundesbank-Präsident Weidmann hat nichts gegen eine Bankenrettung durch den italienischen Steuerzahler. Allerdings müsse diese die Ausnahme blieben. Gemäß geltendem EU-Recht ist eine Staatshilfe allerdings nur als letzte Maßnahme zulässig.
Weidmann hat nichts gegen staatliche Banken-Rettung in Italien

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Italien  

Bundesbankpräsident Jens Weidmann sperrt sich laut Reuters nicht gegen eine Beteiligung des italienischen Staats an der Rettung von Geldinstituten des Landes. "Dass sich neben den Investoren auch der Staat an einer Krisenlösung beteiligt, lässt sich wohl nie grundsätzlich ausschließen", sagte Weidmann der FAZ. Dies sollte aber die "seltene, klar eingegrenzte Ausnahme und nicht der Regelfall" sein. In Italien benötigt die Bank Monte dei Paschi di Siena dringend mehrere Milliarden Euro.

Die Rettung durch den italienischen Staat wäre allerdings ein glatte Rechtsbruch: Seit Januar 2016 gilt in der EU, dass Eigentümer und Gläubiger für Verluste von Banken haften und nicht mehr die Steuerzahler. Der Steuerzahler dürfte gemäß EU-Recht erst als letzter in der Haftungskaskade zum Zug kommen.

Bei Monti Paschi wären von einem Bail-In allerdings auch Zehntausende Kleinanleger betroffen, weshalb die Regierung das Problem der Monte Paschi per Rechtsbruch lösen möchte.

Das Problem der Monte Paschi besteht darin, dass die Banken sich in den vergangenen Jahren still und leise aus der Bank zurückgezogen haben. Übriggeblieben sind die Kleinanleger, denen das Bank-Management über Jahre geraten hatte, ihre Ersparnisse in Anleihen an die Bank umzuwandeln.

Die Probleme der Monte Paschi sind nicht direkt auf den Finanzkrise zurückzuführen: Die Bank kaufte, mit Zustimmung der italienischen Bankenaufsicht unter Mario Draghi, die Bank Antonveneta, um die spanische Santander zu retten. Seit nunmehr acht Jahren sind die Probleme bekannt. Der frühere Premier Mario Monti hatte die Bank noch einmal gerettet und etwa 4 Milliarden Euro aus Steuergeldern in die Bank gepumpt.

Das Hauptproblem sind faule Kredite, die von der Monte Paschi an unbekannte Personen in Millionenhöhe vergeben wurden. Die Empfänger sind unbekannt. Die italienische Opposition spricht in diesem Zusammenhang vom größten Banken-Skandal in Europa.

Weidmann sagte, in Italien "wurden offenbar sehr riskante Finanzprodukte an Menschen verkauft, die eigentlich eher konservative Produkte" gewollt hätten. "Möchte man nun als besonders schutzwürdig empfundene Anleger aus politischen Gründen schützen, könnte dies beispielsweise im Rahmen gezielter staatlicher Transfers erfolgen."

Die Europäische Zentralbank lehnt es Insidern zufolge ab, Monte Paschi mehr Zeit für die Suche nach Geld zu geben. Darauf aber dringen potenzielle Investoren. Damit wächst der Druck auf die Regierung, in die Bresche zu springen und das drittgrößte Kreditinstitut des Landes selbst zu retten. Die Lage hat sich verschärft, weil Regierungschef Matteo Renzi zurückgetreten ist und Unsicherheit über den politischen Kurs im herrscht. Experten schließen nicht aus, dass deshalb auch die Euro-Krise hochkochen könnte. "Deshalb ist es so wichtig, die Währungsunion krisenfester zu machen", sagte Weidmann. Dazu müssten vor allem das Finanzsystem widerstandsfähiger gemacht und die Staatsfinanzen saniert werden. Die aktuellen Herausforderungen Italiens blieben bestehen - egal wer die Regierung führe.

Zum aktuellen geldpolitischen Kurs der EZB sagte Weidmann, es müsse klargemacht werden, dass eine solche expansive Geldpolitik nicht Dauerzustand sein dürfe. "Sobald sich der Preisauftrieb nachhaltig verschärft, darf es nicht zu Kompromissen zulasten der Preisstabilität kommen, etwa aus falscher Rücksicht auf Aktienkurse oder Staatsfinanzen." Auf die Frage, wie die EZB wieder herauskommen könne, sagte Weidmann, man könne die Geldpolitik normalisieren und die Liquidität wieder aus dem Markt nehmen. "Wenn sich der Preisdruck spürbar erhöht, müssen wir die geldpolitischen Zügel rechtzeitig straffen. Regierungen und Finanzmärkte müssen sich darauf einstellen, und die Notenbanken dürfen sich von dem dann zu erwartenden Widerstand nicht beirren lassen."


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...

DWN
Finanzen
Finanzen Der komplette Guide zur Bankvollmacht: Sicherheit und Flexibilität im Finanzmanagement
03.05.2024

Eine Bankvollmacht kann entscheidend dafür sein, Sicherheit und Flexibilität in Ihren finanziellen Angelegenheiten zu gewährleisten....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...