Die Führung Saudi-Arabiens prüft offenbar eine grundlegende Änderung ihrer Wirtschaftsbeziehungen zu den USA, berichtet das Wall Street Journal. Demzufolge würden insbesondere die Frage im Raum stehen, ob der Staatsfonds seine Investitionen in den USA drosseln solle und ob der geplante Teilbörsengang der saudischen Ölgesellschaft Aramco in New York oder anderswo auf der Welt stattfinden solle.
Aufgeschreckt wurde Saudi-Arabien sowohl vom Sieg Donald Trumps bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen als auch durch ein vom Kongress im September gebilligtes Gesetz, wonach Hinterbliebene von Opfern der Terroranschläge am 11. September 2001 Saudi-Arabien verklagen können.
Trump hatte sich während des Wahlkampfes wiederholt wohlwollend gegenüber dem Gesetz ausgesprochen. Er nannte ein Veto Obamas, welches das Gesetz verhindern sollte, schändlich und sagte, dass dieses als „eine der großen Sünden seiner Präsidentschaft“ gelte. In einer Stellungnahme sagte Trump zudem: „Falls ich Präsident werde, werde ich das Gesetz unterschreiben, sollte es auf meinen Schreibtisch kommen.“ Saudi-Arabien hatte bereits im September mit Konsequenzen für den Fall einer Annahme des Gesetzes gedroht.
Die Aktivitäten des saudischen Staatsfonds in den USA wurden inzwischen ausgesetzt, um den weiteren Verlauf der Ereignisse abzuwarten, berichtet das Wall Street Journal. Auch erscheint nun fraglich, ob der geplante Teilbörsengang der größten Ölgesellschaft der Welt, der saudischen Aramco, an der Wall Street in New York stattfinden wird. Aramco will etwa 5 Prozent seiner Anteile privaten Anlegern anbieten. Beobachter rechnen damit, dass die Privatisierung ein Volumen von bis zu 100 Milliarden Dollar erreichen und damit der größte Börsengang der Geschichte werden könnte.
Eine grundlegende Änderung in den Wirtschaftsbeziehungen Saudi-Arabiens zu den USA hätte weitreichende Auswirkungen nicht nur für beide Staaten, sondern wahrscheinlich auch für das Weltfinanzsystem. Das System der Petrodollar und damit eine wichtige Stütze des Dollar als Weltleitwährung könnte unter Umständen rückabgewickelt werden. Bislang war es nämlich stets so, dass Saudi-Arabien seine Ölverkäufe ausschließlich in US-Dollar abwickelte und einen großen Teil der Gewinne wieder in US-Staatsanleihen investierte, den hochverschuldeten amerikanischen Staat also finanzierte.