Finanzen

Deutsche Mittelständler haben gute Erfahrungen mit China

Chinesischen Investoren behandeln deutsche Unternehmen offenbar gut und halten Zusagen ein. Doch kann ein Verkauf an Chinesen auf unerwartete, politische Schwierigkeiten stoßen.
12.01.2017 01:12
Lesezeit: 1 min

Die meisten deutschen Mittelständler haben gute Erfahrungen mit Investoren aus China gemacht. Investitionszusagen würden eingehalten, Tarifverträge blieben gültig und die neuen Teilhaber oder Eigentümer den bisherigen Standorten treu, sagte Mario Ohoven von der Lobbyvereinigung BVMW laut dpa. Tatsächlich schätzen die Chinesen die Innovationskraft des deutschen Mittelstandes, das Interesse „konzentriert sich auffällig auf hochinnovative deutsche Mittelständler.“ Dies gelte vor allem für Firmen aus der Technologie- und Softwarebranche und aus dem Energiesektor.

Die Mittelständler ersuchen die Bundesregierung daher um Rückdeckung bei Übernahmeversuchen ausländischer Investoren. Dies soll aus einer Umfrage des Verbandes BVMW unter 1400 Firmen hervorgehen, über die Reuters berichtet. Auf die Frage, ob der Bund Übernahmen mittelständischer Betriebe in sicherheitsrelevanten Branchen durch ausländische Investoren schärfer kontrollieren und notfalls untersagen sollte, antworteten 37 Prozent mit „ja“ und 47 Prozent mit „eher ja“. Die Einkaufstour der Chinesen spreche für die Attraktivität des Mittelstands, sagte BVMW-Präsident Mario Ohoven. „Ich halte es dennoch für gut, dass die Bundesregierung ein wachsames Auge auf die Deals mit Peking hat.“

Niemand habe Interesse an einem Handelskrieg mit China, allerdings dürfe Marktöffnung keine Einbahnstraße sein. So wolle Peking etwa mit einer Quote deutsche Autobauer vom heimischen Markt für Elektroautos fernhalten, sagte Ohoven. Und wenn ein deutscher Unternehmer in China investieren wolle, stelle ihm die Regierung zwangsweise einen chinesischen Partner zur Seite. „Hier müssen faire Bedingungen für alle gelten“, sagte Ohoven. „Der Mittelstand erwartet von der Bundesregierung, dass sie Peking dies klarmacht.“

Zuletzt hatte Chinas Übernahmehunger für Schlagzeilen gesorgt. Der geplante Kauf des deutschen Technologie-Konzerns Aixtron durch den chinesischen Investor Fujian Grand Chip Investment (FGC) scheiterte allerdings. Wegen Sicherheitsbedenken zog erst Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel seine bereits erteilte Unbedenklichkeitserklärung zurück - nachdem die US-Geheimdienste ihm das nahegelegt hatten. Schließlich verweigerte US-Präsident Barack Obama seine Zustimmung für die Übernahme der amerikanischen Aixtron-Tochter und damit zum gesamten Deal. FGC gab seine Pläne danach auf.

Für die Unternehmer bedeutet dies ein Problem: Sie sind nicht mehr frei, über ihr Eigentum zu verfügen und müssen bei einem möglichen Unternehmensverkauf mit Hürden rechnen, die nichts mit ihrer unternehmerischen Leistung zu tun haben. Die Bundesregierung argumentiert dagegen, dass die Chinesen über die staatlichen Finanzierung überhöhte Preise bezahlen könnten und somit der Wettbewerb gegenüber anderen Kaufinteressenten verzerrt werde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...