Finanzen

Wallstreet-Banken mit hohen Gewinnen nach Trump-Sieg

Die Hoffnung auf massive Investitionen in die Infrastruktur durch die neue JUS-Regierung hat den amerikanischen Großbanken Auftrieb gegeben. Doch der Höhenflug könnte ein jähes Ende finden.
15.01.2017 01:06
Lesezeit: 2 min

Der Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl spielt den größten amerikanischen Banken doppelt in die Hände. JPMorgan und Bank of America profitierten in den vergangenen drei Monaten deutlich von steigenden Aktienkursen und einer Belebung am Anleihemarkt, berichtet die Financial Times. Die Nummer eins und zwei nach der Bilanzsumme übertrafen die Gewinnprognosen der Experten im vierten Quartal 2016. Für das neue Jahr setzen sie zudem auf steigende Leitzinsen und die Maßnahmen des künftigen Präsidenten zur Ankurbelung der US-Konjunktur. Im Gesamtjahr erwirtschaftete JPMorgan einen Gewinn von 24,7 (2015: 24,4) Milliarden Dollar, Bank of America steigerte das Ergebnis um 13 Prozent auf 16,2 Milliarden Dollar.

„Die jüngste Zinserhöhung kam zwar zu spät, um unsere Zahlen zu beeinflussen, aber wir erwarten im ersten Quartal 2017 einen deutlichen Anstieg des Zinsergebnisses“, sagte Bank-of-America-Finanzchef Paul Donofrio am Freitag. Allein 600 Millionen Dollar zusätzlich dürfte das dem Eigentümer der Investmentbank Merrill Lynch in die Kassen spülen. Und das werde voraussichtlich das ganze Jahr so weitergehen, fügte Donofrio hinzu. Die Notenbank Fed hatte die Leitzinsen im Dezember erst zum zweiten Mal seit zehn Jahren erhöht und für 2017 drei weitere Zinsanhebungen in Aussicht gestellt. Mit steigenden Leitzinsen wachsen in der Regel auch die Margen der Banken.

JPMorgan-Chef Jamie Dimon setzt zudem auf Präsident Trump als Konjunkturmotor: „Es gibt Spielraum für gute, vernünftige und überlegte politische Entscheidungen, die das Wachstum ankurbeln und Arbeitsplätze für Amerikaner - ob arm oder reich - schaffen.“ Trump habe viele erfahrene Leute in seine Regierung berufen, die Wahlkampf-Rhetorik nehme er nicht ernst, sagte Dimon. „Ich glaube, die Regierung wird das Richtige für Amerika tun, sie brauchen nur Zeit.“

Im vierten Quartal machten sich bei beiden Instituten neben den gut laufenden Märkten auch Kostensenkungen bemerkbar. Bei JPMorgan stiegen die Erträge im Anleihehandel um 31 Prozent, im Aktienhandel legte die Wall-Street-Bank acht Prozent zu. Das brachte ihr zum Jahresschluss einen Gewinnzuwachs von 24 Prozent auf 6,73 Milliarden Dollar, weit mehr als Analysten ihr zugetraut hatten. Bei der Bank of America legten die Handelserträge um elf Prozent zu, die Kosten gingen um sechs Prozent zurück. Auch das Institut aus Charlotte übertraf mit einem Gewinnzuwachs um 47 Prozent auf 4,34 Milliarden Dollar die Prognosen. Finanzchef Donofrio versuchte Sorgen der Anleger zu zerstreuen, dass die Kostensenkungen zu langsam gingen. Konzernchef Brian Moynihan will die operativen Ausgaben bis 2018 um fünf Milliarden Dollar drücken.

Die Geschäfte von Wells Fargo wurden dagegen erneut vom Skandal um Phantom-Konten überschattet. Der Quartalsgewinn ging um sechs Prozent zurück - das fünfte Quartal in Folge mit einem negativen Vorzeichen. Bankmitarbeiter sollen über Jahre rund zwei Millionen Konten ohne Wissen der Kunden eröffnet haben, offenbar um hochgesteckte Verkaufsvorgaben zu schaffen.

Die unerwartet guten Zahlen der Investmentbanken trieben am Freitag auch Bank-Aktien weiter nach oben. JPMorgan legten zum Handelsstart 1,9 Prozent zu, Bank of America 1,7 Prozent. Dabei hatten sie seit Trumps Wahl bereits 23 und 35 Prozent gewonnen. Das zog auch den europäischen Bankensektor nach oben: Deutsche Bank waren mit einem Plus von 4,4 Prozent auf 18,22 Euro der größte Kursgewinner im Leitindex Dax, Commerzbank folgten mit einem Plus von 3,2 Prozent auf 7,65 Euro.

Von den Erträgen und Gewinnen der US-Konkurrenz sind beide aber meilenweit entfernt. Analysten erwarten bei der Deutschen Bank für 2016 vor Steuern gerade noch einen Gewinn von 40 Millionen Euro. Die Milliardenstrafen für juristische Altlasten dürften sie unter dem Strich aber mit 850 Millionen Euro in die roten Zahlen rutschen lassen. Allein 2,25 Milliarden Euro hat die größte deutsche Bank nach den Schätzungen im vergangenen Jahr für Rechtsstreitigkeiten ausgegeben. Doch auch ohne diese Sonderbelastungen hätte sie nur 1,5 Milliarden Euro Nettogewinn erwirtschaftet. Die Commerzbank erwartet für das abgelaufene Jahr nach Abschreibungen infolge ihres Konzernumbaus gerade noch schwarze Zahlen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drei Anzeichen für ein brüchiges Arbeitsleben
07.07.2025

Neue Führung, neue Arbeitszeiten, neue Karriereträume: Wer im internationalen Wettbewerb mithalten will, muss verstehen, wie sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börse-Ausblick: Europa trotzt Trump – doch wie lange noch?
07.07.2025

Ein halbes Jahr voller Turbulenzen: Trump, Zölle, Währungskrise – die Börsen zeigen extreme Bewegungen. Welche Märkte profitieren,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Kurs wird zur Gefahr: Europas Exporte brechen ein
06.07.2025

Ein starker Euro, schwaches Wachstum, neue US-Zölle – Europas Wirtschaft gerät unter Druck. Die EZB warnt, doch die Lage droht zu...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...